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2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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verteidigen?«
    »Natürlich. Siehst du, Edgar, ich habe noch meine Pläne mit diesem albernen Dreigespann. Dieses internationale Terzett wird noch gebraucht... Nebenbei können wir uns auch um sie kümmern. Die Lichten werden ihnen vermutlich einen Aufpasser hinterherschicken. Um den musst du dich auch kümmern. Damit er sich nicht einmischt. Ohne Anlass zettel keinen Streit an, halt ihn einfach auf Abstand, das genügt.«
    »Alles klar, Chef.«
    »Nimm das.« Sebulon öffnete den Tresor neben dem Tisch und händigte Edgar zwei Amulette sowie einen geladenen Stab aus. »Den Höhenrauch solltest du vermutlich nicht einsetzen. Aber für den Notfall ... Und wo du den Stab wieder aufladen kannst, weißt du.«
    »In der Kostnice? Der Knochenkirche?«, vermutete Edgar prompt.
    Sebulon nickte.
    »Beim Dunkel!«, sagte Edgar mit einem Hauch von Wehmut in der Stimme zu sich selbst. »Ich bin seit siebzig Jahren nicht dort gewesen.«
    »Gleichzeitig reinigst du dich dort auch selbst«, riet Sebulon. »Kannst du das?«
    Edgar runzelte die Stirn. Freundschaft war eine schöne Sache, doch Sebulon war ein Magier außerhalb jeder Kategorie, während Edgar noch nicht einmal den ersten Grad erreicht hatte, obgleich er ganz offensichtlich alle Voraussetzungen dafür mitbrachte. Bis jetzt musste sich Edgar mit einem normalen menschlichen Namen begnügen, doch immerhin war sein Familienname bereits unwiderruflich in Vergessenheit geraten.
    »Mit der Technik habe ich mich schon vertraut gemacht. Zumindest oberflächlich.« Es ließ sich nicht übersehen, wie peinlich es Edgar war, das zuzugeben.
    »Dann üb noch«, beendete Sebulon das Thema. »Das war's, geh jetzt und pack. Hast du dringende Aufgaben? Wenn ja, übergib sie jemandem. Schagron oder Belaschewitsch.«
    »Verstehe, Chef. Mach ich.«
    »Viel Glück.«
    Edgar ging hinaus, begab sich kurz in sein Arbeitszimmer, setzte eine Nachricht für Schagron auf, hinterließ sie im Zwielicht und ging nach Hause.

    Unten traf er Alita.
    »Hallo, meine Schöne!«
    »Guten Tag, Edgar. Du kommst wohl nicht mit zum Schlittschuhlaufen?«
    »Keine Zeit.«
    »Mit dir ist einfach nichts anzufangen«, sagte die Hexe. »Neujahr steht vor der Tür - wie kannst du da an Arbeit denken? Die Lichten machen sich jetzt mehr Gedanken um die Qualität des erzeugten Sekts als um ihre üblichen Gemeinheiten. An einem Feiertag muss man durch die Straßen ziehen, nicht arbeiten.«
    »Das kann man so und so sehen«, seufzte Edgar. »Ich habe jedenfalls keine Zeit. Ich fahre weg.«
    »Wohin?«
    »Nach Prag.«
    »Oh!«, beneidete Alita ihn. »Lange?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht eine Woche...«
    »Silvester in Prag!«, seufzte Alita. »Noch dazu beim Jahr 2000 ... Kann ich nicht mitkommen?«
    »Flieg ruhig nach Prag«, forderte Edgar sie sofort auf. »Aber nicht mit mir. Schließlich fahre ich ja nicht zu meinem Vergnügen ...«
    Er beneidete sie ebenfalls ein wenig: Wenn die Hexe nach Prag fahren würde, könnte sie sich dort reinen Gewissens amüsieren. Edgar ging zu oft auf solche Dienstreisen, als dass er jetzt die grundlose Illusion hegen konnte, es würde nicht allzu viel Arbeit anfallen.
    Es gab immer viel zu tun. Und an Feiertagen erst recht. Und an großen Feiertagen - und wer wollte behaupten, der Wechsel der ersten von vier Ziffern einer Jahreszahl sei kein großer Feiertag? - fiel noch mehr Arbeit an, als in den finstersten Prognosen vorausgesagt.
    Auf dem Heimweg überprüfte Edgar die Wahrscheinlichkeit und stellte fest, dass der Frühflug nach Prag auf den Abend verschoben werden würde und er mittags eine Maschine mit Zwischenlandung nehmen musste. An der Kasse gab es natürlich keine Tickets mehr; auf das Kontingent von reservierten Tickets brauchte er ebenfalls nicht zu hoffen. Doch das beunruhigte Edgar nicht weiter: der gute alte Trick mit der doppelt verkauften Flugkarte - was konnte einfacher sein? Und natürlich würde sich die Karte des Anderen als die »richtige« herausstellen. Selbst wenn es eine Minute vorm Einchecken erfolgte.
    Seine Sachen zu packen, dafür braucht ein Anderer nicht lange. Warum sollte er sich auch mit Gepäck abschleppen, wenn es leichter war, alles unterwegs zu kaufen? Alles, was er brauchte, waren die Amulette, den Stab und ein Aktenkoffer samt einer Zeitschrift und einigen Bündeln grüner überseeischer Währung.
    Natürlich konnte sich ein Anderer alles, was es zu kaufen gab, auch so beschaffen. Doch zum einen lohnte es nicht, dafür Kraft zu vergeuden. Zum

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