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2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Magiers.
    Die Anderen sterben nicht wie normale Menschen. Sie gehen ins Zwielicht ein, verlieren ihre materielle Hülle und werden der Möglichkeit beraubt, in die Welt der Menschen zurückzukehren. Doch etwas bleibt. Anton hatte bereits die vagen Schatten gesehen, den zitternden Höhenrauch, der mitunter im Zwielicht entsteht und den Weg der toten Anderen markiert. Einmal hatte er sogar mit einem toten Anderen kommuniziert ... Keine sehr angenehme Erinnerung. Dennoch: Irgendetwas bleibt auch dort erhalten...
    Ob ein toter Anderer wieder zum Leben erweckt werden konnte?
    Vermutlich gab es darauf irgendwo eine Antwort. Im Dschungel der Archive, geschützt von Stempeln »Streng geheim«, den Siegeln der Nacht- und der Tagwache, dem Verbot der Inquisition. Die höchsten Magier mussten diese Frage gestellt haben: Wohin die Anderen nach dem Tod gehen, wohin sie selbst sich am Ende aufmachen müssen...
    Nur brauchte Anton die Antwort nicht zu wissen.
    Er sah zum Fenster hinaus, in die unter ihm vorbeiziehenden Wolken, die schwachen Funken von Tausenden zu einem Ganzen verschmelzender Auren, die die Stadt absteckten. Sie überflogen bereits Polen.
    Angenommen, Fafnir könnte wieder zum Leben erweckt werden...
    Was dann? Selbst wenn er ein starker Magier, selbst wenn er ein Hoher Magier gewesen war, ein Magier außerhalb jeder Kategorie ... seine Auferstehung würde nichts am globalen Gleichgewicht der Kräfte ändern. Vor allem, da er dem Leben der Menschen entfremdet worden war, die Tatsachen nicht mehr verstand. Wenn er so dumm wäre, in seiner Zwielicht-Gestalt durch Europa zu ziehen, würde man ihn mit Raketen zerfetzen, mit Laserraketen erschießen, taktische Atombomben gegen ihn einsetzen - unter dem kummervollen Geschrei der Japaner über die Auferstehung und Ermordung Godzillas.
    Was wollten die Dunklen? Chaos, Panik, Geschrei, die Apokalypse drohe?
    Anton rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her. Er nahm der lächelnden Stewardess einen Plastikbecher und eine kleine Flasche mit trockenem ungarischen Wein ab. Edgar hatte es gut... Wie jeder Dunkle Magier flog er Businessclass, weshalb er ein Kristallglas und besseren Wein bekam...
    Etwas an seinem letzten Gedanken hatte ihn stutzen lassen. Fafnir ... die Apokalypse ... Immerhin hing Gesers Anspielung auf die Massenhysterie im Zusammenhang mit dem Jahr 2000 damit nicht völlig in der Luft. Nur warum legten es die Dunklen auf das Ende der Welt an? Und was bedeutete der Rest? Die Hexe Alissa... Die Schicksalskreide ...
    Anton bedauerte, seinen Laptop nicht bei sich zu haben. Wie hilfreich es jetzt wäre, eine Übersicht am Bildschirm zu erstellen, Varianten durchzuspielen, zu überprüfen, wie was zusam-menpasste. Es gab ein Standardprogramm zur Berechnung von Intrigen, das Mazarini, und bisweilen half es, eine Situation zu verstehen.
    Die Schicksalskreide...
    Er nippte an dem Wein - der zu seinem Erstaunen recht gut war. Dann runzelte er die Stirn. Geser und Sebulon. Die beiden Hauptfaktoren, von denen die ganze Geschichte abhing. Sie waren weitaus rätselhafter und komplexer als alte Artefakte wie die Schicksalskreide oder die Kralle des Fafnir, aber auch als Andere wie der Spiegel und Alissa. Und vermutlich wussten sie ganz genau, was geschah ... und versuchten, sich gegenseitig auszutricksen. Wie üblich.
    Geser.
    Sebulon.
    Jede Auswertung sollte vermutlich bei der Schicksalskreide anfangen. Als die Nachtwache Moskaus Swetlana gewonnen hatte, die neue Große Zauberin, hatte Geser wieder einmal versucht, eine globale Veränderung der Welt herbeizuführen. Er hatte für Swetlana die Schicksalskreide besorgt, ein altes und mächtiges Artefakt, mit dem es möglich war, das Schicksalsbuch umzuschreiben, ein Menschenleben zu manipulieren. Auf den ersten Blick sah es so aus, als müsse Swetlana das Schicksal des Jungen Jegor umschreiben, des Anderen mit der unbestimmten Aura, der gleichermaßen dem Dunkel wie dem Licht zugeneigt war, als müsse sie ihn in einen zukünftigen Propheten oder Herrscher verwandeln. Doch Swetlana hatte -nicht ohne sein, Antons, Dazutun - davon abgesehen. Sie hatte Jegors Schicksal lediglich wieder ins Gleichgewicht gebracht, alle Einflüsse ausgelöscht, die die Wächter des Tages und der Nacht im Kampf gegeneinander bereits auf ihn ausgeübt hatten.
    Doch Gesers Plan erwies sich natürlich als vielschichtig. Und in der zweiten Schicht dieses Plans wurde seine alte Freundin Olga, ebenfalls eine Große Zauberin, die von der Führung der

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