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2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Widerstreits der Supermächte im Kalten Krieg - wo waren all diese Manifestationen des Dunkels geblieben, dieser Nährboden der Dunklen?
    Wohin hatten sie sich verflüchtigt, warum blieben von ihnen nur Erinnerungen, aber keine Verbitterung?
    Ein Rätsel...
    Anton kannte niemanden von der Prager Nachtwache persönlich. Ein paarmal hatte er mit einem Kurier oder per E-Mail Informationen mit ihr ausgetauscht, als es darum ging, etwas in den Archivmaterialien zu präzisieren. Zu Weihnachten und Silvester schickten sich alle Nachtwachen traditionell Grüße ... doch niemand unterschied dabei zwischen der Prager Nachtwache (die einhundertdreißig Andere zu ihren aktiven Mitarbeitern zählte und sechsundsiebzig zur operativen Reserve) und der Nachtwache irgendeiner amerikanischen »Stadt« (mit einem aktiven Anderen und null Reserve).
    Anton hatte bereits zweimal in Prag Urlaub gemacht. Damals war er einfach ziellos durch die Straßen geschlendert, von einer Bierstube zur nächsten, hatte auf der Karlsbrücke Andenken gekauft und war nach Karlsbad gefahren, um dort in einem Becken mit einer heißen Mineralquelle zu baden und in einem Cafe warme Waffeln zu essen.
    Jetzt flog er nach Prag, um zu arbeiten. Und wie ...
    Er streckte sich auf seinem Platz aus, so gut es in der Economyklasse der Boeing 737 ging, die sich vom Komfort her nicht allzu sehr von der guten alten Tupolew aus Sowjetzeiten unterschied. Anton sah auf die Hinterköpfe der Regin-Brüder. Sie waren angespannt, die Auren der Dunklen voller Angst und Ungeduld. Seine Anwesenheit war ihnen nicht entgangen, und jetzt hofften sie, so schnell wie möglich weit weg von Anton zu kommen.
    Wenn diese Geschichte auf dem Flughafen nicht passiert wäre, hätte Anton sogar Mitleid mit den glücklosen Magiern empfinden können. Doch ein Feind, mit dem er sich einmal geschlagen hatte, blieb für alle Ewigkeit ein Feind.
    Als hätte er diesen Gedanken gespürt - obgleich das natürlich nicht in seinen Kräften stand -, drehte sich einer der Regin-Brüder, ein hochgewachsener kräftiger Afrikaner, um. Misstrauisch spähte er zu Anton hinüber, blickte dann aber rasch woanders hin. Anton fiel sein Name wieder ein: Raivo. Ursprünglich aus Senegal... nein, aus Burkina Faso, genau. Von einer Familie der Regin-Brüder aufgenommen und in Treue zum großen Fafnir erzogen...
    Welchem Unsinn hingen diese Regin-Brüder bloß an?
    Vor sehr, sehr langer Zeit hatte sich einmal eine Geschichte ereignet, wie sie unter Anderen immer wieder vorkommt. Ein Dunkler und ein Lichter Magier hatten sich einen tödlichen Kampf geliefert. Der Lichte hieß Sigurd ... Siegfried, wenn man die deutsche Variante bevorzugte. Der Dunkle starb, und zwar in seiner Zwielicht-Gestalt als Drache. Er hieß Fafnir. Später starb auch Sigurd... Ob Geser ihn gekannt hatte?
    Danach nahm die Geschichte jedoch einen etwas ungewöhnlichen Lauf. Die Schüler des Dunklen Magiers liefen nicht in alle Richtungen auseinander, wie es normalerweise der Fall ist, und bekämpften sich auch nicht gegenseitig - was noch weitaus häufiger vorkommt. Sie beschlossen, ihren Meister auferstehen zu lassen. Sie schlossen sich unter dem Namen Regin-Brüder zu einer Sekte zusammen und zogen sich aus dem üblichen Kampf zwischen Licht und Dunkel fast völlig zurück. Was den Lichten natürlich nur recht war. Sorgsam hüteten die Brüder die Kralle, die sie aus dem Zwielicht-Körper des Dunklen Magiers herausgezogen hatten. Später konfiszierte die Inquisition die Kralle - vor dem Zweiten Weltkrieg gelang es den Lichten, ihren Protest dagegen geltend zu machen, dass sich ein derart mächtiges Artefakt im Besitz der Dunklen befand. Die Regin-Brüder schienen keinen Streit zu wollen und gaben die Kralle mit den Worten »Die Zeit des Fafnir ist noch nicht gekommen ...« heraus. Und plötzlich dieser Überfall auf das Europabüro der Inquisition! Ein Zusammenstoß, bei dem fast alle Magier der kleinen Sekte und eine ordentliche Zahl träge gewordener Wachleute der Inquisition fielen. Dann die absurde Ankunft der überlebenden Sektenmitglieder in Moskau.
    Bekanntlich gab es nicht nur unter den Menschen Idioten...
    Doch waren sie wirklich Idioten?
    Anton erinnerte sich, was für ein ungeheurer Kraftausstoß von dieser Kralle ausgegangen war. Teilweise handelte es sich dabei um die Kraft, die über lange Jahrhunderte hinweg in der Kralle durch die Anstrengungen der Regin-Brüder gespeichert worden war. Teilweise um die Kraft des Dunklen

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