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2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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dann mit dem Finger gegen den entsprechenden Knopf. Fast unmittelbar danach blubberte der Kessel voller Arbeitseifer los.
    »Ich hoffe, du hast Zucker?«, brummte Schagron.
    »)a.« Edgar ließ sich in einen Sessel fallen und bot mir den andren an. »Setzen Sie sich, Kollege. Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich Sie einfach Witali nenne?«
    »Nein, natürlich nicht. Tun Sie das ruhig.«
    »Bestens. Also, Witali, ich werde jetzt sprechen, und Sie korrigieren mich, wenn etwas nicht stimmt. Abgemacht?«
    »Ja«, stimmte ich bereitwillig zu. Denn ich konnte mir kaum vorstellen, welche aus meinem Unterbewusstsein auftauchenden Märchen ich diesen zielstrebigen Mitarbeitern der Tagwache auftischen würde.
    »Habe ich es richtig verstanden, dass Sie von dem eben erwähnten Artefakt keine Kenntnis haben?«
    »Ja«, bestätigte ich.
    »Schade«, bedauerte Edgar aufrichtig. »Das hätte die Sache ungemein vereinfacht...«
    Ehrlich gesagt hatte ich nicht nur von dem eben erwähnten, sondern von allen, von absolut allen Artefakten, die Edgar interessieren könnten, nicht die geringste Kenntnis. In diesem Bereich, in dem erfahrene Andere als Experten auftreten konnten, stand ich noch dümmer da als das berühmte Tier vor dem berühmten Eingang.
    »Dann zum nächsten Punkt. Sie kommen aus der Ukraine, habe ich das richtig verstanden?«
    »Ja. Aus Nikolajew.«
    »Mit welchem Ziel sind Sie nach Moskau gereist?«
    Ich dachte eine halbe Minute über die Antwort nach. Niemand drängte mich.
    »Das ist schwer zu sagen«, gab ich ehrlich zu. »Anscheinend habe ich kein bestimmtes Ziel. Ich hatte es einfach satt, zu Hause rumzusitzen.«
    »Sie sind erst vor kurzem initiiert worden, das stimmt doch, oder?«
    »Ja.«
    »Wollten Sie die Welt kennen lernen?«
    »Vermutlich.«
    »Warum dann Moskau und nicht - sagen wir mal - die Bahamas?«
    Ich zuckte mit den Schultern. In der Tat, warum? Es konnte doch wohl nicht daran liegen, dass ich bis jetzt über keinen Auslandspass verfügte?
    »Ich weiß nicht. Auf die Bahamas muss man im Sommer fliegen.«
    »In der südlichen Halbkugel ist jetzt Sommer. Und dort gibt es genügend Orte, die Sie sich ansehen könnten.«
    Das stimmte. Darüber hatte ich noch nicht nachgedacht.
    »Ich weiß es einfach nicht«, erwiderte ich. »Später vielleicht einmal...«
    Ich hatte den Eindruck, Edgar wollte mir noch eine weitere Frage stellen, aber nun platzte Hellemar ohne anzuklopfen ins Büro. Seine Augen waren rund wie bei Jerry der Maus, wenn er urplötzlich in unmittelbarer Nähe seinen ewigen Verfolger Tom erspäht.
    »Chef! In Bern, die Kralle des Fafnir! Sie wurde aus dem Depot der Inquisition gestohlen! Seit drei Stunden steht ganz Europa Kopf!«
    Schagron verlor die Kontrolle über sich und schnellte hoch. Edgar bewahrte die Fassung, doch seine Augen loderten auf, und selbst ohne ins Zwielicht einzutauchen konnte ich die orangefarbenen Ströme ausmachen, die jetzt in seiner Aura aufblitzten. Gleich darauf hatte er sich übrigens wieder im Griff.
    »Ist das eine offene Information?«
    »Nein, eine geheime. Offizielle Erklärungen hat die Inquisition bisher nicht abgegeben.«
    »Die Quelle?«
    Der Werwolf zögerte. »Die Quelle ist inoffiziell. Aber zuverlässig.«
    »Hellemar«, sagte Edgar bedeutungsvoll. »Die Quelle?«
    »Unser Mann in der Prager Nachrichtenagentur«, gestand Hellemar. »Ein Anderer. Ein Dunkler. Ich habe ihn in einem privaten Chat abgeschöpft.«
    »Ts, ts, ts...«
    Zu gern hätte ich eine Frage gestellt, doch natürlich durfte ich momentan nur blinzeln und musste schweigen, während ich die bedeutsamen, aber leider unverständlichen Sätze aufsog.
    »Und woher wissen die Lichten davon?«, fragte Schagron begriffsstutzig.
    »Wie wohl ...« Edgar zuckte komisch mit den Augenbrauen. »Sie haben ein riesiges Netz von Informanten...«
    »Aleph-Zustand«, setzte Edgar Hellemar kurz und knapp in Kenntnis. »Ruf unsre Leute zusammen...«
    Innerhalb von einer halben Stunde füllte sich das Büro. Natürlich waren alle Anwesenden Andere. Und selbstverständlich Dunkle.
    Aber ich verstand nach wie vor nichts. Als Anton in das Zimmer 612 zurückkehrte, saß Ilja in einem Sessel und massierte sich die Schläfen, während Garik nervös über den Teppich tigerte, vom Fenster zum Sofa. Tolik und Tigerjunges hatten auf dem Sofa Platz genommen, in der Türfüllung zum Schlafzimmer wiegte sich Bär hin und her.
    »... hat mich übrigens geortet«, sagte Bär finster. »Deine Wolke hat nichts

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