Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2001 Himmelsfeuer

2001 Himmelsfeuer

Titel: 2001 Himmelsfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
Vom Netzwerk:
die Medizinfrau des Clans sein würde, deren Aufgabe es war, bis zum Ende ihres Lebens über die Höhle der Ersten Mutter zu wachen.

Kapitel 3
    D
ein Name lautet Zieht mit der Sonne, und du warst mit Jägern unterwegs; du hast dich von der Gruppe zu weit entfernt und verirrt und deshalb hier niedergelassen und diesen Ort zu deinem Heim gemacht.
    Nein, überlegte Erica, als sie die Fotos von dem Skelett in der Höhle betrachtete. Diese Frau würde sich niemals verirren.
    Du bist Seehund-Frau und in einem langen Kanu vom Nordwesten hierher gekommen. Du und dein Liebster flohen vor den Stammes-Tabus, die euch eine Heirat untersagten.
    Oder du kamst von weit westlich gelegenen, längst wieder im Meer versunkenen Inseln und wurdest nach einer Göttin benannt.
    Während sie sich mit Daumen und Zeigefinger die Nasenwurzel rieb, lehnte sich Erica von ihrem Arbeitstisch zurück, reckte sich und ließ zur Lockerung Kopf und Schultern kreisen. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Wo war nur die Zeit geblieben?
    Sie griff nach dem kalt gewordenen Kaffee und schaute nachdenklich auf das Sammelsurium vor sich – Artefakte, die untersucht und beschriftet und katalogisiert werden mussten. Der Wohnwagen, in dem sie saß, war zu einem Labor umfunktioniert worden und beherbergte jetzt wissenschaftliches Gerät, Mikroskope, hochbeinige Hocker sowie ein schwarzes Brett mit Pins, Zetteln und Zeichnungen. Draußen wurde es allmählich dunkel; Erica war allein im Labor, wo sie die letzten Fundstücke des Tages sortiert hatte. Die anderen hielten sich entweder noch beim Essen im Zelt der Cafeteria auf oder hockten irgendwo im Camp zusammen.
    Nachdem sie den Schädel im Boden der Höhle freigelegt hatte, hatte Sam Carter einer groß angelegten Ausgrabung zugestimmt. Die Umweltschutzbehörde hatte grünes Licht gegeben, worauf Sam, der zum Projektleiter bestimmt wurde, trotz scharfer Kritik innerhalb und außerhalb des Staatlichen Archäologischen Instituts Erica die ehrenvolle Aufgabe übertrug, die Arbeiten vor Ort durchzuführen. »Seien Sie objektiv, Erica«, hatte er sie jedoch gewarnt. »Nach der Schlappe mit dem Chadwick-Schiffswrack hätte sich manch einer gewünscht, man würde Sie hochkant rausschmeißen. Aber Sie sind eine gute Anthropologin, und ich finde, Ihre Karriere sollte wegen eines einzigen Ausrutschers nicht gleich den Bach runtergehen.«
    Erica hatte versprochen, vorsichtig zu sein, und sich mit dem für sie charakteristischen Elan und Eifer an die Arbeit gemacht. Als Erstes wurde der Boden der Höhle mit Pflöcken und Seilen abgesteckt, dann hatte sie mit der Kante eines kleinen Spatens vorsichtig die oberste Schicht abgekratzt und ihrem Überschwang zum Trotz darauf geachtet, nicht weitere Schichten mit eventuell tiefer liegenden historischen Schätzen zu durchstoßen. Die abgekratzte Erde wurde in Eimer gefüllt und nach oben gehievt und dann von Praktikanten nach archäologisch Verwertbarem durchgesiebt.
    Außerhalb der Höhle gingen Geologen, Ingenieure und Bodenspezialisten gewissenhaft ihren Aufgaben nach. Am Emerald Hills Drive herrschte alles andere als beschauliche Ruhe.
    Und Jared Black, natürlich, hatte
seinen
Job.
    Ein Wettrennen war entbrannt. Jared fiel es zu, so schnell wie möglich den oder die Indianer ausfindig zu machen, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit als Nachfahren in Frage kamen, und ihnen dann die Höhle samt Inhalt zu übereignen. Wenn es dazu kam, würde Erica aller Voraussicht nach ohne Job dastehen. Sie war Angloamerikanerin, und falls man die Höhle den Ureinwohnern zusprach, würden die ihre eigenen Leute mit der weiteren Ausgrabung betrauen oder aber die Arbeiten einstellen und die Höhle versiegeln. Deshalb machte Erica so viele Überstunden, wollte unbedingt den Geheimnissen der Höhle auf die Spur kommen, ehe Jared Black sein Ziel erreichte.
    Der erste Besucher, mit dem er hier aufgetaucht war, war Antonio Rivera gewesen, Häuptling des Stammes der Gabrieliño, der möglicherweise die Malerei identifizieren konnte, was Jared erlauben würde, die Räder der Justiz in Bewegung zu setzen. Da der Besucher im fortgeschrittenen Alter war, hatte man ihn auf einem Stuhl in die Höhle hinabgelassen. Als Häuptling Rivera sich dann in die Betrachtung der Piktogramme versenkte, hatte Erica die Arbeit unterbrochen und beobachtet, wie sein kupferfarbenes, verwittertes und von unzähligen Fältchen zerfurchtes Gesicht zu einer Maske erstarrte, die hellwachen Augen dagegen von einem

Weitere Kostenlose Bücher