2002 - Einsatz für Bully
sie sich scheinbar damit zufriedengaben, mußte nicht bedeuten, daß sie sich auch an die vom Galaktikum auferlegte Begrenzung hielten.
Die Invasion der Arkoniden konnte durchaus im Zusammenhang mit einer heimlichen Expansion der Topsider stehen. In einem solchen Fall unterband Imperator Bostich mit der Invasion topsidische Übergriffe auf andere Planeten und schlug zwei Fliegen mit einer Klappe.
Wie es sich verhielt, würde sich durch ihren Einsatz herausstellen.
Exakt dreißig Sekunden vor dem Ende der Hyperraum-Etappe erhob sich Cistolo Khan. Er war ein fülliger, aber nicht dicker Mann. Im Einsatzanzug machte er eine ausgesprochen gute Figur. Der dunkle Bartschatten im Gesicht verlieh ihm etwas Düsteres.
„Unser Ziel ist eine der zehn Transmitterstationen", sagte er. „Welche genau es sein wird, stellt sich erst nach unserer Ankunft im Zielgebiet heraus."
Er musterte die Anwesenden der Reihe nach. Auf Goa Zefferphaun blieb sein Blick ziemlich lange haften.
Er merkt ihm an, was los ist, durchzuckte es die Telepathin. Einen Augenblick lang war sie versucht, sich auf Khans Gedanken zu konzentrieren. Mühsam beherrschte sie sich.
Es war nicht nur ungehörig, es widersprach auch den Prinzipien der Ausbildung.
Wende deine Fähigkeit nur zum Wohl anderer Lebewesen an, niemals zu ihrem Schaden oder aus Neugier! Stehe anderen bei, wenn sie in Not sind! Wahre die Intimsphäre eines jeden, egal, welchem Volk er entstammt!
Diese Grundregeln galten immer und überall. Nur nicht im Einsatz auf Topsid. Aber auch da gehörte es zu den Selbstverständlichkeiten, daß sie die Privatsphäre ihrer Begleiter achteten und nur dann eingriffen, wenn es nötig war.
„Noch zehn Sekunden", meldete der Syntron in diesem Augenblick. „Die Grigoroff-Abschirmung steht. Alle nicht benötigten Sekundärsysteme fahren herunter. Achtung, das Positroniksystem startet!"
Sie benötigten es für den Schutz vor KorraVir. Daß die Arkoniden den Algorithmus kannten, mit dem man syntronische Systeme lahmlegte, wußten sie. Ob und wie sie ihn anwendeten, blieb abzuwarten.
Der Wechsel von den schnellen Syntrons zur zentralgesteuerten Positronikanlage vollzog sich unbemerkt. Lediglich die Stimme aus den Akustikfeldern klang anders, nicht so freundlich und eine Spur künstlicher.
„Das Deflektorsystem funktioniert korrekt", verkündete sie. „Die Emissionsunterdrückung beträgt hundert Prozent."
Die VASCO DA GAMA, ein 1800-Meter-Riese der ENTDECKER-Klasse, tauchte in den Normalraum ein. Auf dem holographischen Hauptbildschirm verschwanden die gewohnten Schlieren und machten dem grellen Licht des weißen Riesensterns Platz. Der violette Begleiter stand derzeit hinter der Hauptsonne und war optisch nicht zu erkennen.
In dem Gewirr aus hellen Scheibchen ließen sich die einzelnen Planeten nur schwer ausmachen. 38.000 schwerbewaffnete Einheiten hatte Bostich geschickt. Knapp über fünfundzwanzigtausend ließen sich von der derzeitigen Position des Schiffes optisch bestimmen.
„Keine Tastung", meldete die Positronik.
Die Terraner blieben unbemerkt.
„Gratulation", sagte Cistolo Khan in Richtung der Kommandantin. „Da hat jemand ganze Arbeit geleistet."
Die Hyperemissionen eines Schiffes der ENTDECKER-Klasse beim Wiederaustritt aus dem Hyperraum so zu unterdrücken, daß auf eine Distanz von einem halben Lichtjahr keinerlei Spuren gemessen werden konnten, stellte bei der heutigen High-Tech im Taster- und Orterbereich eine Glanzleistung dar.
Yala wußte, daß Khans Lob einem Toten galt, nämlich Tautmo Aagenfelt. Der Physiker und Erfinder der Aagenfelt-Barriere hatte bis kurz vor seinem tragischen Tod an der Verfeinerung des Prinzips mitgearbeitet.
Die VASCO DA GAMA flog in freiem Fall und tangential am Orion-Delta-System vorbei. Auf dem System-Hologramm blinkte ein eckiges Feld. Er markierte die Stelle, an welcher der Transport des Einsatzkommandos vorgesehen war.
Zwischen Versand und Empfang lagen exakt zweiundsiebzig Stunden und einige Hyperraum-Manöver des Schiffes, die es weit aus dem System der Doppelsonne hinaus- und später auf derselben Bahn wieder zurückführten. In dieser Zeit von knapp über drei Tagen Terra-Standardzeit mußten sie ihr Ziel erreichen.
Bei der Einsatzbesprechung auf Terra hatten sie mehrfach ihr Verhalten durchexerziert, wenn die Rückkehr in das Schiff nicht möglich war.
Cistolo Khan warf einen fragenden Blick hinüber zu Kay Znamara.
„Drei Minuten bis zum Point off", sagte sie von ihrem
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