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2005 - Gestrandet in der Nacht

Titel: 2005 - Gestrandet in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Chefwissenschaftler der SOL auf gestiegen. Der nur etwa 1,60 Meter große Mann war wie viele andere auch von Camelot gekommen. Sein Spezialgebiet waren Positroniken und Hyperphysik.
    Tonko Kerzner wußte, daß der Major seine Ausbildung in seiner Heimat am Positronischen Zentral-Institut von Korphyria erhalten hatte. Er war ein Umweltangepaßter aus dem Volk der Korphyren.
    Auf dem Planeten, von dem er stammte, herrschte eine derartige Trockenheit, daß normale menschliche Haut in kürzester Zeit austrocknete. Damit hatten die Nachkommen lemurischer Kolonisten besonders zu kämpfen. Im Laufe vieler Jahrtausende aber hatten sie sich im Verlauf der Evolution an die Bedingungen des Planeten Korphyria im Hayok-Sternenarchipel angepaßt. Der Wasseranteil ihrer Körper war drastisch reduziert worden.
    Daran erinnerte Tonko Kerzner sich, während er zusammen mit dem Major die Arbeit aufnahm und versuchte, die peripheren Positroniken SENECAS zu reparieren.
    Ein Gefühl des Unbehagens erfüllte ihn. Mit der braunen, faltigen Haut, dem haarlosen Schädel, den braunen Zähnen und den schmalen Lippen wirkte Tangens der Falke ausgesprochen bedrohlich auf ihn.
    Es war der erste direkte Kontakt, den Tonko Kerzner mit ihm hatte. Mühsam suchte er nach einem Ansatz, ein paar Worte mit ihm zu wechseln, die über Bemerkungen und Hinweise über ihre Arbeit hinausgingen. Dabei kam ihm Tangens keineswegs entgegen. „Gut zu wissen, daß du an Bord bist", sagte Kerzner. „Es gibt nicht mehr viele Experten, die sich mit der Alt-Technik auskennen."
    „Für mich besteht eine enge Bindung zur SOL", antwortete der Major. Endlich kam er ihm entgegen und äußerte sich etwas ausführlicher. „Einige meiner Vorfahren haben den langen Flug der SOL von Medaillon in die Milchstraße mitgemacht. Insofern bin ich eine Art Ur-Solaner."
    „Das habe ich nicht gewußt", entgegnete der Oberstleutnant. Er konnte das Unbehagen nicht abstreifen, und er ärgerte sich über seine Worte, die ihm zu schwach und zu schal erschienen. „Meine Bindung an die SOL war vom ersten Tag des Betretens an mindestens ebenso eng wie die der Besatzung, die sich schon seit Alashan an Bord befindet", fuhr Tangens der Falke fort.
    Er arbeitete mit einer geradezu atemberaubenden Geschwindigkeit und zugleich mit bewundernswerter Geschicklichkeit. Bei ihm saß jeder Griff, und er hielt kein einziges Mal inne, um nachzudenken. Er schien die Baupläne der peripheren Geräte genau im Kopf zu haben. Als Kerzner zögerte, weil er sich nicht sicher war, wie es mit der Reparatur weiterging, half er ihm mit einigen äußerst präzisen Anweisungen.
    Hin und wieder unterbrach er seine Arbeit, ging einige Schritte zur Seite und sprach mit Hilfe seines Armbandgerätes mit jemandem. Tonko Kerzner vermutete, daß er sich entweder mit der Hauptleitzentrale oder mit SENECA abstimmte und zugleich überprüfte, welche Auswirkungen seine Reparaturen hatten.
    Allmählich streifte Kerzner das Unbehagen ab, und er begann, Tangens zu bewundern.
    Bodo Mouskon ging es nicht anders. Mit ihm wechselte der Oberstleutnant einige Blicke, und dabei erkannte er, daß der Techniker die Qualitäten des Falken ebenfalls hoch einschätzte.
    Sie beide wußten, daß zu der sogenannten Alt-Technik auch so komplexe Systeme wie Transitions-Strukturkonverter, Halbraum-Kompensationskonverter, Impulstriebwerke und andere Gerätschaften und Maschinen gehörten, aber auch die Software für Positronik, mit denen sie kaum etwas anzufangen wußten. Tangens der Falke versuchte jedoch nicht, sein Wissen für sich zu konservieren, sondern er war zu einem großen Teil seiner Zeit damit befaßt, eine Bibliothek für Alt-Technik anzulegen.
    Er wäre jedoch niemals zum neuen Chefwissenschaftler aufgestiegen, wenn er sich nicht auch in der modernen High-Tech ausgekannt hätte. Tonko Kerzner hatte gehört, daß er sich besonders für den ultrahochfrequenten Bereich des Hyperspektrums interessierte.
    Nach einer Weile richtete der Major sich ächzend auf, stemmte beide Hände in die Hüften und beugte sich weit nach hinten, um den offenbar verkrampften Rücken zu entspannen.
    Kerzner sah ihn im Profil, und er meinte, niemals eine ausgeprägtere Hakennase bei einem Menschen gesehen zu haben als bei Tangens. Im gleichen Moment wurde ihm auch klar, warum der Major Tangens der Falke genannt wurde. Wer ein solches Riechorgan vor sich her trug, konnte kaum mit einem anderen Namen bedacht werden.
    Krachend und polternd stürzten einige Trümmer

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