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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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nicht an der Spitze einer Gemeinschaft oder eines Ordens, der »Kinder der Seidenweberin« hieß. Sie waren Frauen, die zu rituellen Zwecken Männerkleidung tragen und als Männer handeln durften. Wahrscheinlich könnte man sie als Transvestiten bezeichnen, aber dann hört es sich irgendwie nach Show an. Epicönen? Nein, das klingt feminin. Hmm. In vielen Lehrbüchern wird das Wort »Berdaches« verwendet, aber es passt eigentlich besser auf Männer aus Prärievölkern. Vielleicht sollten wir sie einfach »Androgyne« nennen. Das klingt zwar ein wenig biologisch, aber was soll’s. Wie auch immer, im Laufe der letzten beiden tunob’, sagte er, waren Koh und die übrigen Seidenweberinnen – und der dazugehörige Orden biologisch männlicher Rassler-Säuger – praktisch zu Geiseln geworden. Er drückte es nicht so aus, aber für mich klang es, als hätten die Puma-Gardisten sie unter Hausarrest gestellt. Seine Art erinnerte mich an einen Pokerspieler, der immer eine Sonnenbrille trägt, damit niemand in seinen Augen lesen kann, wenn er um einen gigantischen Pot von zehn oder fünfzehn Dollar spielt.
    Ein Bote pfiff. 12-Kaiman pfiff zurück, was bedeutete: »Du darfsteintreten.« Der Bote kam geduckt näher und flüsterte mit 12-Kaiman. 12-Kaiman entschuldigte sich. Ich folgte ihm in den kleinen Gang. 12-Kaiman drehte sich um und wisperte mir zu, dass 3-Heimkehrende-Motte zurück sei und gesagt habe, »der Zedernstab ist gebrochen« – mit anderen Worten, dass Frau Koh uns nicht empfangen werde.



(48)
    12-Kaiman, Hun Xoc und ich fanden 3-Heimkehrende-Motte und brachten ihn und seine Wächter in den Lagerraum mit den Salzkrügen, wo wir ihn säuberten. Berücksichtigte man das viele Auf und Ab, wenn man sich in der Stadt bewegte, war er hin und zurück jeweils ungefähr fünf Kilometer gerannt; er schwitzte und versuchte, nicht zu keuchen. Sonnenlicht fiel in einem flachen Winkel durch das Ochsenauge in den Raum. Wir hatten umgerechnet bereits vier Uhr nachmittags. Spät. 3-Heimkehrende-Motte sagte, er sei sicher, dass Frau Koh seine Nachricht persönlich erhalten habe. Sie hatte die Federn mit einem anderen, nahezu gleich großen Geschenk an uns zurückgeschickt, sodass die Zurückweisung keine Beleidigung bedeutete. Ihre Schwellenhüter – nichts anderes als Rausschmeißer – sagten, alle Kinder der Seidenweberin hätten »diese Zeit bereits dem Säugen des Schwarzen Verschlingers« gewidmet, was bedeutete, dass sie vor der Sonnenfinsternis fasteten.
    Üblicherweise erteilte 12-Kaiman Befehle, doch nun fragte er mich, was er tun solle.
    Ich antwortete, dass wir trotzdem zu Frau Koh gehen sollten. »Wir senden eine Warngabe gleicher Größe«, sagte ich. »Gleich groß oder größer.«
    Wir mussten dick auftragen. Ich ließ Hun Xoc ein paar Gegenstände aus den wichtigen Bündeln holen. 3-Heimkehrende-Motte riet uns, so weit wie möglich im Süden der Hauptachse zu bleiben, falls wir zurückgehen wollten. Im Moment vertreibe man Angehörige der niederen Kasten aus dem Teocalli-Distrikt, deshalb herrsche dort weniger Verkehr. Allerdings scheine es, als wäre es Angehörigen der oberen Kasten erlaubt, sich wenigstens bis Sonnenuntergang dort aufzuhalten. 12-Kaiman lobte 3-Heimkehrende-Motte, er habe gute Arbeit geleistet.
    Hun Xoc kam zurück, mit Gegenständen beladen. Ich hatte mich für zwei Geschenke entschieden. Das erste war ein grünes Cape aus Arafedern. Sein Wert betrug ungefähr zweihundertzehn junge männliche Sklaven, also kostete es ungefähr so viel wie die ganze bisherige Reise zusammengenommen. Nun, wenn 2 JS sich hierfür verschulden musste, wäre das noch die geringste seiner Sorgen. Wir würden den Umhang nicht Frau Koh, sondern dem Tisch des Rasslers spenden, sodass man ihn annehmen und auf dem Altar verbrennen musste. Damit verpflichteten wir sie, uns persönlich zu danken. Der zweite Gegenstand war ein kleiner weißer Krug, der mit getrockneten Blättern von ungefähr der Größe einer 5-Cent-Jefferson-Briefmarke Scott 76 gefüllt war. Die Blätter waren symmetrisch, hatten gezähnte Kanten und waren hellrosa mit biomorphen schwarzen Flecken wie Rorschach-Gesichter. Nur dass es keine Blätter waren, sondern die getrockneten Häute einer tödlichen Art des Erdbeerfröschchens, eines Pfeilgiftbaumfrosches aus dem ixianischen Nebelwald. Diese Häute wiesen auf Gefahr hin, indem sie besagten: »Bereite dich vor, stelle Pfeile her.«
    Ich fragte 12-Kaiman, ob die Häute als Erklärung der

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