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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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nicht besudeln konnte.
    Ich saß da und kam mir seltsam vor. Nach einer Weile begriff ich auch, wieso: Zum ersten Mal, seit ich in dem Korb in 2 JS ’ Gefängnishof aufgewacht war, war ich allein. Zu schade, dass es keine gute Gelegenheit war, vor meinen Babysittern davonzulaufen.
    Die Klappe raschelte. Ich hörte Kinderschritte hinter mir. Mich umzudrehen wäre ungehörig gewesen, deshalb blieb ich einfach sitzen. Eine kleine, schmale Gestalt – allenfalls anderthalb Arme hoch – schlurfte um mich herum und stützte sich dabei auf einen Stab, an den blaue Bänder gebunden waren. Mit unsicherer Bewegung setzte sie sich auf die andere Seite des Kohlebeckens und legte den Stab vor sich auf den Boden. Sie war eine alte Frau mit Manta und Haartracht eines Mannes.
    Mir schauderte leicht; ich hoffte, es war nur innerlich. Ihr Gesicht war so runzlig und verbrannt, dass es aussah, als wäre es aus Kieseln zusammengeklebt. Trotzdem konnte ich sehen, dass es auf der rechten Seite schwarz war, während die Haut auf der linken Seite eine blasse, aber normale Färbung aufwies; die Grenzlinie verlief S -förmig, ganz wie an dem Modellkopf, den 2 JS mir gezeigt hatte. Die knotigen Hände hatte sie im Schoß überkreuzt. Ihr schwarzes Haar musste eine Perücke sein. Ihre Augen waren so tief eingesunken, dass ich sie nicht einmal funkeln sah.
    2 JS hatte sich geirrt, was ihr Alter anging. Aber wie war das möglich? Oder war sie vielleicht durch eine Vergiftung gealtert wie Wiktor Juschtschenko?
    Sie rückte sich zurecht und hielt die Hände über das Kohlebecken, um sich zu wärmen, obwohl die Zimmertemperatur noch immer wenigstens fünfundzwanzig Grad betrug. Ich war mir sicher, dass außer ihr niemand hereingekommen war, und das war seltsam. Keine Wächter. Vielleicht hatte die große Dame einfach keine Angst, sie könnte angegriffen werden.
    »Tzitic uy oc caba ten lahun achit«, sagte ich. Das heißt, unter dir, mein Name ist 10-Skink. »Unsere Familie unter dir nennt mich deinen Bruder [das heißt, Verwandten] aus dem Harpyien-Haus von Ix, der achtzehnte [Pflege-]Sohn von des Zwanzig-gefangen-nehmenden 2-Juwelenbesetzter Schädel.«
    »Und wer ist dein Vater?«, fragte sie. »Und welche anderen Namen hast du außer 10-Skink?«
    »2-Juwelenbesetzter Schädel ist mein Vater«, erwiderte ich.
    »Wer erleuchtete dein Erwachen?«, fragte sie. Ich hatte nicht reagiert, als sie sich nach meinen anderen Namen erkundigte, aber wie alle guten Vernehmer wiederholte Koh eine unbeantwortete Frage nicht sofort wieder.
    Ich sagte es hier. Das heißt, ich nannte ihr die Namenstage von 2-Juwelenbesetzter-Schädels zeremoniellen Großmüttern.
    »Und wer erleuchtete deine Großväter?«
    Ich sagte es ihr. Das heißt, ich ging die richtigen Namen aus der Harpyien-Stammlinie durch, in die 2-Juwelenbesetzter-Schädel mich aufgenommen hatte.
    »Und wann wurdest du Bruder der Harpyien-Geblüte?«
    »Vor dreiunddreißig Lichtern.«
    »Und wer gab dir deine Grandeza?« Das bedeutete, welcher Sonnenaddierer mein Mentor war. Ihre Stimme aus dem zahnlosen Mund klang älter als ihre Haut, wie ein verkohltes Stück Holz, das man über einen feuchten Kiesweg schleift.
    »7-Zacke«, sagte ich. »Von den Harpyien von Ix.« In meinen Ohren klang es nicht überzeugend. Du bist nur nervös, dachte ich. Du schlägst dich gut. Nur die Ruhe.
    »Und Warum traust du 14-Verwundeters Sohn, Linke-Yucca, nicht?«, fragte sie. »Oder redet er zu viel?«
    »Ich traue ihm«, sagte ich. Hmm, fragte ich mich, hat sie uns durch ein Guckloch beobachtet, als wir im Hof waren? Und wenn ja, war meiner Körpersprache wirklich so leicht zu entnehmen, was ich von Linke-Yucca hielt? Oder was?
    »Und ist das Harpyien-Haus noch fest, noch grün?«, fragte sie. Der Ausdruck bedeutete sinngemäß: Sind die Latten fest an die Pfosten gebunden, und ist das Dach frisch gedeckt? Sie fragte, ob alles in Ordnung sei.
    Ich versicherte ihr, dem Haus gehe es gut.
    »Aber es ist ein großes Hüftballspiel gegen die Ozelots angesetzt«, sagte sie.
    Verdammt, dachte ich. So weit sind wir weg, aber sie hatte schon von unseren Schwierigkeiten gehört. Egal wie schnell man reiste, Neuigkeiten verbreiteten sich immer schneller. Da hätte man auch gleich jedem ein Handy in die Hand drücken können. Hatte sie von dem Fiasko auf der mul gehört? Vermutete sie, dass mein Besuch etwas damit zu tun hätte?
    Ich schnalzte bejahend: Das große Hüftballspiel würde stattfinden. Ich ging nicht näher darauf

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