Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
Vom Netzwerk:
ungefähr fünfzig Wörter ins Ohr und reichte ihr etwas. Die Zwergin huschte hinaus.
    Es geht los, dachte ich. Sie lässt etwas von diesem verfluchten Steuermannsstaub holen und fängt an. Vielleicht können wir den Mistkerl jetzt gleich fassen. Wenn wir einen Namen herausfinden, kann ich ihn einfach in der Kiste unter dem Magnetsteinkreuz hinterlassen und brauche mir vorerst keine Sorgen wegen der Drogen zu machen. Ich kriege dich, Doomster-Heini. Ja. Ganz ruhig.
    Sie ergriff eine neue Myrtenfackel und hielt sie ins Kohlebecken. Die Fackel loderte gelbgrün auf. Koh setzte sie in den Halter. Das Licht beschien flackernd die dunkle Hälfte ihres Gesichts.
    Wenn Kohs Sinneswandel zu einem bestimmten Moment eingetreten war, so hatte ich es nicht gesehen. Und jetzt, wo wir vorankamen, hatte ich noch immer nicht das Gefühl, sie überzeugt zu haben. Aus irgendeinem Grund hatte ich den Eindruck, die Entscheidung sei nicht mein Werk, sondern dass ich ihr bestenfalls einige neue Informationen geliefert hätte und sie stark genug gewesen wäre, um auf dieser Grundlage von ihrem ursprünglichen Entschluss abzurücken. Ich fühlte mich geschwächt.
    Koh öffnete ein Körbchen, nahm eine lange, dünne, grüne Zigarre heraus, biss am Mundende ein kleines Stück ab und entzündete sie an dem Myrtenlicht. Sie nahm einen tiefen Zug, blies Rauch in die vier Himmelsrichtungen und sprach:
    »Nun ist mein Herzatem weiß,
    Nun ist mein Herzatem schwarz,
    Nun ist mein Herzatem golden,
    Nun ist mein Herzatem rot.
    Herr Alter Pökler, wir beide hier weit unter dir
    Bitten dich, leih uns deine schnellen Augen, deine umsichtigen Augen,
    Alleinwissender Herr, wachsamer Herr. Fertig.«
    Sie beugte sich vor und blies den Rauch durch das Geflecht eines Korbes. Einen Augenblick lang wartete sie, hob den Deckel ab, griff hinein und holte einen etwas kleineren Korb heraus, der darin gelegen hatte. Sein Geflecht war gröber, und ich sah darin eine Bewegung und entdeckte ein weißes, herzförmiges Gebilde, das in der Mitte hing. Koh setzte es ab und hob mit der rechten Hand den Deckel halb an. Das weiße Gebilde war das Papiernest eines kleinen Schwarms von Papierwespen, Belonogaster petiolata. Schneller, als ich der Bewegung folgen konnte, hatte Koh mit ihrer siebenfingrigen Hand hineingegriffen und mit den langen, schwarz lackierten Nägeln ihres Daumens und des sechsten Fingers eine dicke, goldgrüne weibliche Wespe ergriffen. Sie setzte sie mitten in eine kleine Schale. Die Wespe war wenigstens fünf Zentimeter lang und hatte einen geschwollenen Hinterleib und einen ausgefahrenen Legeapparat. Die Flügel waren ihr amputiert worden. Mit ihren großen Augen sah sie sich um. Ihre Fühler schwang sie langsam auf einem 150-Grad-Bogen um sich und klapperte damit herum wie ein Marimbaspieler mit seinen Hämmerchen, während sie die Oberfläche abtastend kostete. Kohs linker Zeigefinger senkte sich aus dem Himmel herab und drückte die Wespe an der Verbindungsstelle zwischen Thorax und Hinterleib an die Schale. Obwohl sie vom Rauch etwas betäubt war, wand sich die Wespe, um zu entkommen, doch ihre Beine glitten an der glatten Glasur des Schälchens ab. Koh setzte zwei Fingernägel ihrer rechten Hand wie eine Schere ein und enthauptete sie. Der Kopf fiel in das Schälchen. Die Mandibeln öffneten und schlossen sich. Als Nächstes packte Koh den Stachel und Legeapparat und rissihm dem armen Biest aus dem Hinterleib. Ein dicker kleiner Giftbeutel, zwei klare, perlenschimmernde Eier und einige gelbe Haare und Chitinfetzen hingen daran. Koh legte die widerliche Traube an den Rand des Schälchens. Ohne den Finger der linken Hand vom Hinterleib zu nehmen, riss sie eines der sechs um sich tretenden Beine ab – das rechte vordere, glaube ich – und legte es in eine zweite kleine Schale. Diese Schale schob sie mir hin.
    Koh hob das zappelnde, fünfbeinige, kopflose Insekt hoch, schnippte es sich in den Mund, kaute zweimal und schluckte.
    Ich zögerte.
    Na los schon, Jed, dachte ich. Sei nicht solch ein Weichei. Ich nahm das Beinchen und rollte es ziemlich dämlich zwischen den Fingern, als könnte es aufspringen und mir ins Auge stechen. Okay. Ich steckte es mir in den Mund. Auf meiner Zunge zuckte es noch immer. Ich zerbiss es und schluckte, so schnell ich konnte. Trotzdem erfüllte der Geschmack meinen gesamten Körper. Unter dem Chitin war es feucht und schwammig, erinnerte an saures Krabbenfleisch – aber es war nicht so sauer wie bei einer Ameise –,

Weitere Kostenlose Bücher