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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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kleiner Tiere zu sehen. Der andere Gegenstand war ein Kästchen aus ungebranntem Ton in der Größe eines dicken, fest gebundenen Buches. Darin lagen, in schmutzig aussehendes Steinsalz gepackt, drei Maya-Leporello-Bücher. Michael sagte, dass es zwar möglich wäre, die Texte zu sichten, ohne das Kästchen zu öffnen, wie es bereits beim Nürnberger Codex gelungen sei, dass den Schriften in der Argonbox aber nichts geschehen würde, sodass es schneller wäre, sie hervorzuholen und auf normalem Weg zu lesen. Er meinte, es würde etwa acht Stunden dauern.
    Außer Michael schlurften wir alle zu unseren Schlafräumen zurück. Aus dem einen oder anderen Grund schien niemandem danach zu sein, jetzt schon zu feiern. Ich überlegte, ob ich an Marenas Tür klopfensollte, kam aber zu dem Schluss, dass ich noch zu durcheinander sei, oder eher zu misstrauisch, auch wenn es so aussah, als würden wir endlich Erfolg haben. Der Hippogriff-Zwischenfall hatte eine internationale polizeiliche Ermittlung nach sich gezogen, doch es sah nicht so aus, als könnte man uns damit in Verbindung bringen. Und die guatemaltekische Patrouille hatte in der Tat unser ganzes Zeug bei den Ruinen von Ix gefunden, sodass unsere Hoffnung, dorthin zurückzukehren und Jed 2 wiederzubeleben, ziemlich illusorisch war. Und No Way wurde noch immer vermisst.
    Ana Vergara hatte in der Nachbesprechung gesagt, ihrer Meinung nach habe No Way die Guates auf unsere Spur gesetzt. »Diese Patrouille kam viel zu direkt auf uns zu«, hatte sie gesagt. »Auf keinen Fall hat man sich nur zufällig dort umgesehen. Und unsere eigenen Mitarbeiter in der Gegend waren zuverlässig.« Man zeigte uns Belege über eine große Überweisung auf sein nicaraguanisches Bankkonto und eine darauf folgende Abhebung. Aber, wandte ich ein, die hätte jeder fälschen können. Selbst wenn sie mir ein Video gezeigt hätten, auf dem zu sehen war, wie er das Geld persönlich abhob, hätte das nichts bewiesen. Auf keinen Fall hätte No Way mir so etwas angetan, erklärte ich. So etwas sei einfach nicht seine Art; außerdem hätte er von uns später einen Bonus erhalten, einen der so genannten soliden ES -Mitarbeiter, jemanden aus dem Dorf. Sie hatten zu viel Geld fließen lassen, dachte ich. Je mehr Personen von etwas wissen, desto wahrscheinlicher ist es, dass man geschnappt wird. Tatsächlich wird es mit jedem neuen Mitwisser zehnmal wahrscheinlicher. Ich überlegte sogar, ob ES das Geld auf No Ways Konto überwiesen hatte, um ihn als Schurken hinzustellen und die eigene Unfähigkeit zu decken.
    Wie auch immer, selbst wenn sie es nicht aussprachen: Alle gaben mir die Schuld für den Fehlschlag. Ich hatte darauf bestanden, einen Außenstehenden hinzuzuziehen, und seht nur, was passiert ist. Sie sorgten sich, ob No Way nicht nur die Guates informiert hätte, sondern auch ausgeplaudert haben könnte, was er über das Chocula-Projekt wusste. Ich beharrte darauf, ich müsse einen echten Beweis sehen, dass er uns verkauft habe, ehe ich ihnen glauben würde. Und sie wollten mich nicht zu sehr aufregen, weil ich ihnen noch immerhelfen konnte, hinter das Geheimnis des Opferspiels zu kommen. Doch es war nun mal eine dieser Zeiten, wo jeder einen ein bisschen merkwürdig ansah. Selbst Marena hatte ihre Zweifel. Und ich konnte es ihr nicht verdenken.
    Zwei Stunden lang wälzte ich mich herum, dann gab ich den Versuch zu schlafen auf, stapfte in meinen krokodilledernen Hotelpantoffeln zum Sicherheitszentrum, schnappte mir einen der verschlüsselten und permanent offline gehaltenen Laptops und blätterte durch die PDF -Datei eines 335-seitigen HSM -Berichts über die Nachverfolgung der Finanzspuren beim Disney-World-Horror. Der Bericht war schlecht organisiert und heftig redigiert, überall prangten
»KOPIEREN VERBOTEN!«
- und
»GEHEIMHALTUNGSSTUFE GRAU«
-Stempel, als wäre er ein Requisit aus einem Spionagefilm. Er lief darauf hinaus, dass beide bei dem Anschlag verwendeten Polonium-Isotope, 209 Po und 210 Po, definitiv in den Achtzigerjahren in der Sowjetunion hergestellt worden waren. Wie waffenfähiges Anthrax waren die Partikel so fein zermahlen, dass sie sich verhielten, als wären sie leichter als Luft, und sie umgab eine dünne Kohlenwasserstoffschicht, die es ihnen gestattet hatte, sich an Wassertröpfchen im Smog zu binden – der an jenem Tag auch durchaus künstlich erzeugt gewesen sein mochte. Beides wies auf ein professionelles militärisches Produkt hin. Das System zur Regulierung der

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