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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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aber tatsächlich ist sie völlig verängstigt, und die Angst gilt nicht dir, sondern Max. Sie ist eine Mutter. Und Mütter sind nicht menschlich. Vergiss das nie. Du kannst es vielleicht nicht verstehen, aber wenigstens solltest du es berücksichtigen.
    Wir kamen an den Miami River, wo man zum ersten Mal das Meer sehen kann. Im Dämmerlicht wirkte er trügerisch einladend. Ein Krankenwagen kroch mitten auf den ansonsten leeren nordwärts führenden Spuren heran.stand darauf. Zumindest setzte man keine Staatsbediensteten dem Risiko aus. Bei Cutler Ridge verlangsamte sich der Verkehr auf etwa fünfundsechzig Stundenkilometer. Die Leute mussten von dem Gerücht erfahren haben. In der Bewegung der Fahrzeuge lag eine Unsicherheit, die meiner Vermutung nach daher rührte, vor einer Gefahr zu fliehen, von der alle noch immer hofften, sie wäre nur eingebildet. F/A -18-Jagdbomber in V -Formation kreischten über uns hinweg nach Norden in die Rote Zone. Bei Naranja waren wir nur ein weiterer Baumstamm in einem Fluss, der kaum noch 20 km/h erreichte. Ringsum blökten die Hupen. Einige Male wurden wir angestoßen, wenn jemand versuchte, sich vor uns in die Schlange zu schieben. Marena stieß dann kräftiger zurück. Krach. Max fand es großartig, wie Autoskooterfahren. Eine Gang aus jungen Puertoricanern auf Yamahas überholte uns und schlängelte sich zwischen den Autos hindurch. Das ist die richtige Art der Fortbewegung, dachte ich. Sollen wir ein Motorrad stehlen? Freie Jagd auf alles mit einer Konföderiertenflagge. Wir müssten jemanden ausrauben. Könnten wir zu dritt auf einem Motorrad fahren? Nein, vergiss es.
    »Ich hab wieder Durst«, sagte Max.
    »Ist da hinten nicht noch ein Saftkarton?«, fragte Marena.
    »Hab ich schon ausgetrunken.«
    »Kannst du noch ein bisschen aushalten?«, fragte sie. »Wenn wir halten müssen, ehe wir zum Boot kommen, finden wir schon etwas.«
    Er war einverstanden. Ich schaute in den Thread, den ich auf StrategyNet begonnen hatte. Erstaunlicherweise war die Gang durchgekommen. Ich sah achtundfünfzig Posts, einige mit Diagrammen. Ein E -Freund, ein Go-Spieler aus L.   A. namens Statisticsmaven, hatte alle gemeldeten Fälle in einer Karte eingetragen und schrieb, dem Verteilungsmuster und dem zeitlichen Ablauf zufolge müsse es sich bei dem »unbekannten Wirkstoff« offensichtlich um ein rasch wirkendes, über die Luft verteiltes Gift handeln, das um einiges schwerer zu sein scheine als Luft, weil es sich nicht schneller ausbreite. Ein Typ namens Hell Rot stimmte ihm zu und sagte, er habe sich vorher geirrt, aber jetzt sehe es ihm mehr nach einer Strahlenvergiftung aus. Bourgeoiseophobus antwortete auf beide und behauptete wütend, es sei unwahrscheinlich:
    wenn das was immer es ist gestern in die lunge und das blut gekommen ist und sie daran schon sterben, müsste es sich um RIESENDOSIS von wenigstens 10 SIEVERT handeln. Dazu müsste man praktisch einen halbkritischen block von 239Pu in jeder Hand halte und sie gegeneinander knallen. Dieser eine russische spion ist 3 wochen lang gestroben und er hatte 10*+ mikrogramm 210Po geschluckt. AUF KEINEN FALL strahlung! Infromier dich erstmal hell rot du troll bevor du rumlaberst.
    210, dachte ich. Ordnungszahl 84. Idiota . Mich befiel dieses sonderbare Gefühl von Horror, das sich anfühlt, als wären die unteren Gedärme ein Staubsaugerschlauch auf 100 % Leistung.
    Okay. Ruhig. Ganz ruhig. Ruhig. Beruhig dich.
    Ich saß ruhig da, ganz so, wie ich getan habe, als ich ungefähr fünf war. Wie immer verschwand das Entsetzen irgendwann.
    »Es ist Polonium«, sagte ich.
    »Wie bitte?«, fragte Marena.
    Nicht sonderlich artikuliert erklärte ich es ihr. Ich brauchte dazu eine Weile, und sie klang nicht vollständig überzeugt, aber wenigstens nahm sie es ernst.
    »Ich schreibe es ihm«, sagte sie. Damit meinte sie, dass sie die Information an Lindsay Warren übermitteln wollte, damit er sie an den unnennbaren Verbindungsmann beim HSM weitergeben konnte.
    Sie begann auf ihrem Netphone herumzudrücken. Das Rädchen führte sie mit einem Finger ihrer linken Hand. Hin und wieder warf sie einen flüchtigen Blick auf die Straße vor uns. Am schlimmsten wäre es, dachte ich, wenn wir nach alldem bei einem einfach, vermeidbaren Verkehrsunfall getötet werden. Wäre das nicht ironisch? Nun, tatsächlich, Alanis, wäre es das nicht. Es wäre einfach eine Pleite auf ganzer Linie.
    »Wie buchstabiert man ›Polonium‹?«, fragte Marena. Ich sagte es ihr. Sie

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