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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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was das Herz begehrt.
    »Danke für Ihre Gedanken«, sagte Marena.
    »Wissen Sie«, sagte die alte Dame, »fünfundneunzig Prozent von dem, was man heutzutage hört, ist völliger Blödsinn.«
    Ein Augenblick der Stille folgte. Selbst Lady Pipi hielt den Mund.
    »Meine Mom macht so was ständig«, flüsterte Max mir vertraulich zu.
    »Deine Mom ist sehr tapfer«, entgegnete ich.
    »Okay, hat sonst noch jemand eine Meinung?«, fragte Marena und sah sich um.
    »Sie brauchen die Fahrbahnen für Rettungskräfte«, sagte jemand. »Die wissen schon, was sie tun.«
    »Gut, dann haben wir auch die Gegenseite gehört. Okay, wie viele …«
    »Ich muss etwas sagen«, erklärte Officer Fuentes, doch sein Helm hatte offenbar keinen Lautsprecher, denn man konnte ihn nicht gut hören, und jemand anderer mit lauter Stimme übertönte ihn. Er warein dunkelhaariger Steuerzahler Mitte vierzig mit zwei Kindern, die er wohl nach Ausübung seines Besuchsrechts durch einen Ausflug ins Magic Kingdom wieder zu ihrer Mutter zurückbrachte. »Wir sind denen doch scheißegal«, sagte er. »Wenn wir nach Süden kommen, überleben wir vielleicht, und wenn wir an Land bleiben, sterben wir, so einfach ist das. Dieser Typ trägt einen verdammten Raumanzug und sagt uns …«
    Danach wurde das Ganze wieder recht verwirrend, zumindest, was den Ton anging. Die Murmelfrau kreischte nun immer wieder: »Wir werden alle sterben, wir werden alle sterben«, in einem fort. Mehr Leute waren ausgestiegen. Sie kamen näher und fragten sich gegenseitig, was los sei. Officer Scheißfreundlich redete etwas über »in diesem Gebiet zu diesem Zeitpunkt notwendige Komponenten von Terrorabwehrmaßnahmen«.
    »Alle zusammen?«, übertönte Marena das Stimmengewirr. »Ich glaube, wir neigen eher dazu, den Behörden hier nicht zu glauben.« Wir hörten einige Yeah! wie auf einem Revivalkonzert und sogar ein altmodisches »Weiter so, Schwester!«. Trotzdem stritten einige Leute noch immer. Nathaniel sagte, glaube ich, dass er nicht Pipi machen müsse. Officer Fuentes konnte ich nicht sehen, aber ich nahm an, dass er sich der üblichen Taktik bei Zusammenrottungen bediente und Zuflucht in seinem Streifenwagen nahm.
    »Also gut, Leute, stimmen wir ab«, sagte Marena. »Konzentrieren Sie sich. Wenn wir nicht zusammenhalten, passiert weder in der einen noch in der anderen Richtung etwas. Kommt schon, Leute, ich muss hören, was ihr zu sagen habt.«
    Die konkurrierenden Stimmen wurden leiser, verstummten aber nicht.
    »Okay«, sagte sie. »Erstens – jeder, der glaubt, dass die Behörden nur unser Bestes im Auge haben und wir einfach alle in unsere Wagen zurückkehren und abwarten sollen, hupt entweder einmal oder ruft laut ›Dagegen‹, okay? Das Wort für Abwarten ist ›Dagegen‹. Alles klar? Eins, zwei, drei – ruft!«
    Man hörte einen ziemlich lauten Ruf, bei dem das Wort »Dagegen« oft herauszuhören war.
    »Toll«, sagte Marena. Mittlerweile gehörte ihr die Aufmerksamkeit der Menge zu fünfundneunzig Prozent. »Jeder, der glaubt, dass die Truppen hier nicht das Beste für uns im Sinn haben, dass sie sogar gar nichts um uns geben; jeder, der einfach durch diese Sperre durchfahren will und daran denkt, dass sie uns nicht alle festnehmen können – ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass sie niemanden von uns verhaften werden, nicht einmal mich –, also alle, die für weiterfahren sind, hupen entweder immer eine halbe Sekunde lang oder rufen ›Dafür‹. Okay? Eins, zwei, drei – DAFÜR ! «
    Sie erhielt eine Menge Dafürs. »Okay«, sagte sie.
    Die Menge stürzte zwar nicht gerade vorwärts, aber sie wogte voran; es gab auch keinen Jubel, nur hier und da ein »Richtig so!« oder »Na los!«. Trotzdem, die Entscheidung war gefällt. Wow, dachte ich. Lady Liberty führt das Volk. À la Bastille! Scheidungsdad stieß den ersten Spanischen Reiter an den Straßenrand, und ein Wagen schob sich durch die Lücke, ehe die nächsten weggeräumt waren. Marena stieg von dem SUV und umging die Menge, um zu uns zu gelangen. Jemand rief ihr etwas nach, aber sie achtete nicht auf ihn. Die Wagen ringsum schoben sich langsam ein Stück vor.
    »Byong shina« , murmelte sie.
    »Mom? Die Autos fahren weiter«, sagte Max in ihr Telefon.
    »Ich bin gleich da, großer Junge«, antwortete ihre Stimme.
    Auf der realen Windschutzscheibe wurde sie sichtbar. Mittlerweile rasten die Pkw, Lkw und Campingbusse an ihr vorüber, als wollten sie ihre Befreierin zermalmen. Sie stieg ein,

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