2012- Die Rückkehr
gemacht haben - Anzeichen, die Sie aus emotionalen Gründen nicht zu erkennen
in der Lage waren. Und es sieht so aus, als sei das Hunahpu-Gen bei Jacob noch viel dominanter.«
»Was wollen Sie damit sagen? Dass ich meinen Sohn in eine Anstalt stecken soll?«
»Wenn nicht sofort, so doch beim ersten Anzeichen einer Demenz.«
»Vergessen Sie’s. Das werde ich nicht tun. Und er würde sich das ohnehin nicht gefallen lassen.«
»Und das ist schon für sich genommen ein Problem. Ein Heranwachsender, der körperlich so stark und so intelligent ist wie Jacob, dürfte nur sehr schwer zu erziehen sein. Von irgendwelchen Möglichkeiten, ihn unter Kontrolle zu halten, will ich gar nicht erst anfangen. Was werden Sie tun, wenn bei ihm Schizophrenie ausbricht und er auf die Befehle seiner Maya-Kriegsherren zu hören beginnt? Was ist, wenn er behauptet, Botschaften von seinem lange vermissten Vater zu erhalten? Sie haben einen Abschluss in Psychologie, Mrs. Gabriel. Sie wissen, was geschieht, wenn Sie es versäumen zu handeln. Jacob könnte sich leicht selbst verletzen, oder schlimmer noch, er könnte seinen Bruder verletzen.«
»Wir können ihn mit den entsprechenden Medikamenten behandeln. Es gibt so viele neu entwickelte Mittel, dass …«
»Nichts davon ist stark genug. Mrs. Gabriel, Jacob muss in eine kontrollierte Umgebung gebracht werden, wo wir seinen Zustand in angemessener Weise überwachen und ihn gleichzeitig vor sich selbst schützen können.«
»Nennen Sie die Sache doch beim Namen, Doktor. Sie wollen ihn in einem Ihrer tollen Labors gefangen halten.«
2.17 Uhr Unter einem wolkenverhangenen nächtlichen Himmel schlagen kleine Wellen an den Strand.
Der vierzehn Jahre alte Jacob Gabriel lässt sich in den Lotussitz nieder, schließt die Augen und konzentriert sich.
Jaaaaacob. Verführerisch ruft ihn die Stimme einer Frau von jenseits des Nebels.
Lass das, Lilith. Ich kann mich im Augenblick nicht mit dir unterhalten.
Du scheinst inzwischen nie mehr Zeit für mich zu haben, schmollt sie.
Hey, du bist diejenige, die all diese Freunde hat.
Eifersüchtig?
Nein.
Lügner. Ich habe jede Menge Freunde, doch du hast nur deinen dummen Bruder, und der kann dich nicht leiden.
Wenn du meinst.
Übrigens, Brandy sagt, dass sie mitkommen möchte, wenn wir uns treffen. Sie hat sich schon nach den Busfahrkarten erkundigt.
Lilith, ich habe dir schon gesagt, dass meine Mutter dir nicht erlauben würde, zu uns auf das Gelände zu kommen. Wenn sie auch nur den Verdacht hätte, dass ich mit irgendjemandem spreche, der Hunahpu-Blut in den Adern hat, würde sie mich keinen einzigen Augenblick mehr alleine lassen.
Na ja, das können wir wirklich nicht zulassen. Dann hättest du ja gar keine Gelegenheit mehr, an dir rumzuspielen.
Halt die Klappe.
Denkst du an mich, wenn du masturbierst?
Mein Gott, Lilith … ich glaube, dass du viel zu oft mit Brandy rumhängst.
Erwartet deine Mutter von dir, dass du dein Leben lang enthaltsam bleibst?
Ich hab dir schon mal gesagt, dass diese ganze Sache mit der Kreatur des Abscheus sie paranoid macht.
Jacob, niemand hat uns in einem Labor geschaffen. Es muss also noch Tausende andere Menschen geben, in deren
Adern Hunahpu-Blut fließt. Vielleicht Zehntausende. Und was diese verrückte Kreatur des Abscheus angeht: Ich wurde volle acht Monate nach dir und deinem Bruder geboren. Soll ich dir meine Geburtsurkunde noch mal per E-Mail schicken?
Nein.
Dann verschwinde von eurem Grundstück und triff mich in einem Hotel.
Ich kann nicht. Lilith, ich möchte wirklich bei dir sein, aber im Augenblick sind die Dinge hier ziemlich chaotisch.
Wie können wir jemals heiraten, wenn wir nicht einmal eine simple Verabredung zustande bringen?
Warum bist du so sicher, dass ich dich heiraten will?
Weil wir Seelenverwandte sind und du mich liebst … und weil du Mädchen mit langen Haaren und großen Brüsten magst. Soll ich dir noch ein Foto mailen?
Nein. Ich meine, natürlich. Klar. Das letzte hat mir besonders gut gefallen. Du solltest nur aufpassen, dass dich dieser verrückte alte Bastard nicht mit der Digitalkamera im Bad erwischt.
Wenn ich dich nicht bald treffen kann, dann werde ich Quenton vielleicht einfach seinen Willen lassen.
Halt die Klappe und geh ins Bett.
Bye, Liebster. Grüß Daddy von mir.
Bye.
Jacob wartet, bis ihre Gegenwart verfliegt. Dann konzentriert er sich erneut.
Vater? Vater, bitte antworte mir. Es ist schon so lange her, seit wir das letzte Mal Kontakt
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