2012 - Schatten der Verdammnis
Himmelskörpern ausgestrahlt wird. Radarastronomen kommen nach Arecibo, um starke Radiostrahlung zu Objekten innerhalb unseres Sonnensystems zu senden und das aufgefangene Echo aufzuzeichnen und zu studieren. Klimaforscher untersuchen mithilfe des Teleskops die Ionosphäre, um diesen oberen Teil der Erdatmosphäre und seine Wechselbeziehung mit unserem Planeten zu erforschen.
Mit dem vierten Forschungsgebiet beschäftigt sich das SETI-Programm. SETI steht für >Search for Extraterrestrial Intelligence<, also >Suche nach außerirdischer Intelligenz<. Das Ziel, intelligente Lebensformen im Kosmos aufzuspüren, wird mit einer Doppelstrategie verfolgt. Zum einen werden Funksignale in den Raum gesendet, in der Hoffnung, dass irgendeine intelligente Spezies irgendwann unsere friedliche Botschaft empfängt. Zum zweiten werden die von der großen Schüssel und ihren beiden kleineren Ablegern aufgefangenen Radiowellen analysiert, um womöglich ein verständliches Muster zu entdecken, das beweist, dass wir nicht allein im Universum sind.
Astronomen vergleichen die Aufgabe, in der unendlichen Weite des Weltraums Funksignale aufzuspüren, mit der berühmten Suche nach einer Nadel im Heuhaufen. Um die Sache zu vereinfachen, kamen Professor Frank Drake und seine Kollegen beim Projekt Ozma, die Gründer von SETI, zu dem Schluss, dass alle intelligenten Lebensformen im Kosmos logischerweise an das Vorkommen von Wasser gebunden wären. Man stellte also die Hypothese auf, eine außerirdische Intelligenz würde nicht einfach irgendeine der zahllosen möglichen Frequenzen benutzen, sondern ihre Funksignale bei 1,42 Gigahertz abstrahlen, dem Punkt im elektromagnetischen Spektrum, an dem Wasserstoff Energie freisetzt. Drake gab der entsprechenden Region den Namen waterhole (Wasserloch), und seither ist sie der einzige Jagdgrund für interstellare Funksignale.
Ein Ableger des SETI-Projekts ist SERENDIP, ein Kürzel für eine langatmige Bezeichnung mit der Bedeutung >Suche nach außerirdischen Radioemissionen von nahen hoch entwickelten Intelligenzen<. Da die ausschließliche Benutzung des Teleskops teuer und zeitlich beschränkt ist, nimmt SERENDIP mit seinen Empfängern einfach an allen Beobachtungen teil, die von anderer Seite mit der großen Schüssel ausgeführt werden. Der größte Nachteil
für die beteiligten Wissenschaftler liegt darin, dass sie keinerlei Einfluss auf das haben, was sie hören: Das Ziel wird von ihrem >Gastgeber< ausgewählt.
Kenny Wong steht auf der Betonplattform vor den gro-βen, gewölbten Fenstern des Forschungszentrums. Verärgert beugt der Doktorand der Princeton University sich übers Geländer und betrachtet die komplexe Apparatur aus Metall und Kabeln, die über der Mitte der gro-βen Schüssel hängt.
Zum Teufel mit der NASA. Als ob es nicht schon genug wäre, dass die uns die Mittel gekürzt haben, jetzt klauen sie uns auch noch Zeit am Teleskop, um ihre dämliche Sonde aufzuspüren...
»He, Kenny!«
Einfach irgendwo mitzuhören, ist reine Zeitvergeudung, wenn das Ding nicht aufs Waterhole eingestellt ist. Statt unnütz hier herumzuhängen, sollte ich lieber an den Strand fahren...
»Kenny, kommen Sie endlich rein - Ihr Gerät macht mich noch verrückt!«
»Was?«
Wong eilt hinein. Sein Herz schlägt wie wild, als er ein Geräusch vernimmt, das er noch nie gehört hat.
»Ihr verfluchter Computer piept schon seit fünf Minuten so.« Arthur Krawitz nimmt seine Brille ab und wirft Wong einen giftigen Blick zu. »Stellen Sie das blöde Ding ab, sonst krieg ich Kopfschmerzen.«
Wong schiebt sich an ihm vorbei und tippt hastig Befehle ein, um die Such- und Identifikationsfunktion des Computers zu starten. Das SERENDIP-IV-Programm kann alle 1,7 Sekunden gleichzeitig hundertachtundsechzig Millionen Frequenzen überprüfen.
Innerhalb weniger Sekunden flackert ein Ergebnis über den Monitor, bei dem es Wong den Atem verschlägt.
Potenzielles Signal: Entdeckt
»Ach, du lieber Himmel...«
Wong hastet zum Spektralanalysator. Das Blut pocht ihm in den Ohren. Er vergewissert sich, dass das analoge Signal aufgezeichnet und digital formatiert wird.
Potenzielles Signal: Nicht zufällig
»Meine Güte, das ist ein waschechtes Signal! Mensch, Arthur, ich muss mich sofort bei einer anderen Station melden - wir müssen das Ding überprüfen, bevor wir es verlieren!«
Krawitz bekommt fast einen Lachkrampf. »Kenny, das ist bloß die Pluto-Sonde. Wahrscheinlich konnte die NASA wieder Kontakt mit ihr
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