2012 - Schatten der Verdammnis
aufnehmen.«
»Wie? Ach, du Scheiße.« Außer Atem sinkt Wong in einen Sessel. »Mein Gott, einen Moment lang...«
»Einen Moment lang haben Sie wie Stan Laurel ausgeschaut, wenn Ollie ihm eins übergebraten hat. Jetzt bleiben Sie mal sitzen und beruhigen Sie sich, während ich bei der NASA anrufe und nachfrage, okay?«
»Okay.«
Der Physiker drückt eine vorprogrammierte Taste an seinem Videokommunikator, um eine direkte Verbindung mit der NASA herzustellen. Auf dem Monitor erscheint das Gesicht von Dr. Armentrout.
»Arthur, schön, Sie mal wieder zu sehen«, sagt Armentrout. »Übrigens - danke für Ihre Hilfe!«
»Wieso? Wie ich sehe, haben Sie schon wieder Verbindung zum PKE.«
»Keineswegs, das Ding schweigt noch immer wie ein Grab. Wie kommen Sie darauf?«
Wong eilt herbei. »NASA, hier spricht Kenny Wong von SETI. Wir haben ein Funksignal aus dem Weltraum aufgefangen und dachten zuerst, es sei der PKE.«
»Von uns kommt es nicht, aber denken Sie daran, dass die Pluto-Sonde eine unkodierte Frequenz benutzt - außerdem
gibt’s ’ne Menge Spaßvögel auf der Welt. Wie steht’s mit der Frequenz des Signals?«
»Moment mal.« Wong rennt an seinen Computer zurück und tippt eine Reihe von Befehlen ein. »Mein Gott, das sind viertausenddreihundertzwanzig Megahertz. Verdammt, Arthur, dieses Mikrowellenband ist viel zu hoch für jede irdische Quelle oder einen Satelliten auf Erdumlaufbahn. Warten Sie, ich schicke das Signal durch die Lautsprecher, damit wir es hören können.«
»Augenblick, Kenny...«
Ein markerschütternd hoher Ton dringt aus den Lautsprechern. Das schrille Geräusch lässt die Brillengläser von Krawitz zerplatzen. Die Fensterscheiben vibrieren in ihren Rahmen.
Wong zieht den Stecker heraus und reibt sich die dröhnenden Ohren.
Verblüfft starrt Krawitz auf die Glassplitter in seinen Händen. »Unglaublich. Wie stark ist das Signal? Und woher kommt es?«
»Die Quelle wird gerade noch berechnet, aber die Stärke geht weit über meine magere Skala hinaus. Diese Radiowellen sind etwa tausendmal stärker als das stärkste Signal, das wir mit der großen Schüssel ausstrahlen könnten.« Ein Schauer läuft Wongs Rücken entlang. »Mensch, Arthur, das ist es - das ist der absolute Hammer!«
»Jetzt beruhigen Sie sich mal einen Augenblick; schließlich wollen wir nicht wie Dick und Doof im 21. Jahrhundert aussehen. Setzen Sie sich ans Telefon und lassen Sie sich das Signal bestätigen. Fangen sie mit dem VLA in New Mexico an, ich melde mich inzwischen in Ohio...«
»Arthur!«
Krawitz wendet sich dem Videokommunikator zu. »Ja, Jeremy?«
Ein halbes Dutzend Techniker hat sich um den bleichen
Dr. Armentrout versammelt. »Arthur, wir haben das Signal gerade selbst empfangen.«
»Sie haben es selbst...« Krawitz wird schwindlig. Die Welt kommt ihm plötzlich wie ein Traum vor. »Haben Sie die Quelle schon ausgemacht?«
»Da arbeiten wir noch dran. Wir stoßen auf starke Interferenzen, weil...«
»Arthur, ich hab vorläufige Koordinaten!« Erregt ist Wong aufgesprungen. »Das Signal kommt aus dem Sternbild Orion, genauer gesagt: irgendwo aus der Nähe des Oriongürtels.«
Chichen Itzá (Halbinsel Yukatan)
16.00 Uhr Die alte Maya-Stadt Chichen Itzä, im Tiefland der Halbinsel Yukatan gelegen, ist eines der großen archäologischen Weltwunder. Mehrere hundert Gebäude umfasst die zwölfhundert Jahre alte, vom Dschungel eingeschlossene Stätte, darunter einige der kunstvollsten Tempel von ganz Mittelamerika.
Der Ursprung einer Siedlung namens Chichen reicht bis ins Jahr 435 n. Chr. zurück. Nachdem die Stadt vorübergehend aufgegeben worden war, wurde sie von den Itza in Besitz genommen, einem zur Sprachfamilie der Maya gehörenden Volk, das die Region bis zum Ende des 8. Jahrhunderts allein bewohnte. Dann wanderten vom im Westen gelegenen Teotihuacän her die Tolteken zu. Unter dem Schutz und der Leitung des großen Lehrers Kukulkan vermischten sich die beiden Kulturen, und die Stadt wurde zum religiösen und kulturellen Mittelpunkt der Region. Als Kukulkan im 11. Jahrhundert verschwand, setzte der Niedergang der Stadt ein. Führerlos verkam die Bevölkerung und gab sich diabolischen Formen des Menschenopfers hin. Das Wenige, was von dem alten Glanz geblieben war, fiel im 16. Jahrhundert rasch in die Hände der Spanier.
Das Zentrum von Chichen Itzä bildet das womöglich prächtigste Bauwerk des prähistorischen Mittelamerika, die Kukulkan-Pyramide, der die Spanier den Namen >El
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