2012 - Schatten der Verdammnis
Kukulkan/Quetzalcoatl irgendwann um 1000 n. Chr. gezwungen wurde, Chichén Itzá zu verlassen. In den Legenden heißt es, der geheimnisvolle Weise habe seinem Volk vor seinem Abschied versprochen, er werde zurückkehren, um die Welt vom Bösen zu befreien.
Nach dem Verschwinden von Kukulkan breitete sich rasch ein dämonischer Einfluss im Land aus. Sowohl die Maya wie die Azteken wandten sich dem Menschenopfer zu. Zehntausende von Männern, Frauen und Kindern wurden brutal getötet, weil man dadurch hoffte, die Rückkehr des geliebten Gottkönigs zu beschleunigen und das vorhergesagte Ende der Menschheit zu vereiteln.
Im Jahr 1519 kam der spanische Entdecker Hernán Cortés aus Kuba, um Yukatan zu erobern. Obwohl die dortigen Völker ihren Angreifern zahlenmäßig weit überlegen waren,
hielten sie den bärtigen Europäer Cortes für den zurückgekehrten Kukulkan/Quetzalcoatl und legten ihre Waffen nieder. Kaum hatte der Konquistador die >Wilden< besiegt, als er spanische Priester herbeirief, die nach ihrer Ankunft voll Schrecken von den Menschenopfern hörten. Ebenso schockiert waren sie von einem weiteren Brauch: Die Maya-Mütter zwängten den Kopf ihrer neugeborenen Kinder in Holzbretter, um den noch in Entwicklung befindlichen Schädel zu deformieren. Dadurch sollte der Schädel verlängert werden und >gottähnlicher< werden. Diese Vorstellung war zweifellos von der Tatsache inspiriert, dass der große Lehrer Kukulkan ebenfalls eine längliche Kopfform besessen hatte.
Die spanischen Priester waren rasch bei der Hand, die Bräuche der Maya auf teuflische Einflüsse zurückzuführen. Sie ließen die Schamanen bei lebendigem Leibe verbrennen und bekehrten die restlichen Indianer unter Androhung der Todesstrafe zum Christentum. Anschließend verbrannten die abergläubischen Narren jeden wichtigen Maya-Kodex, der existierte. Tausende Bände mit Texten wurden zerstört. Zweifellos bezogen diese Texte sich auf die Prophezeiung vom Weltuntergang, und es ist gut möglich, dass sie wichtige Anweisungen enthielten, die uns Kukulkan hinterließ, um unsere Spezies vor der Vernichtung zu retten.
Das also führte dazu, dass uns die Kirche vor fünfhundert Jahren bei dem Versuch, unsere Seelen vor dem Teufel zu retten, höchstwahrscheinlich zur Unwissenheit verdammt hat.
Während Borgia und ich über die Identität des Bärtigen debattierten, den das olmekische Relief darstellte, stieß unsere Kollegin, die schöne Maria Rosen, auf einen Fund, der uns von Mittelamerika zur nächsten Etappe unserer Reise brachte.
Bei Grabungen an einer olmekischen Stätte in La Venta entdeckte Maria ein altes Königsgrab und in diesem die
Überreste eines länglichen Schädels. Zwar war dieses seltsame, kaum menschlich aussehende Objekt nicht das erste seiner Art, das in Mittelamerika gefunden wurde, doch blieb es das einzige aus der Heimat der Olmeken und einem Ort, der als >Schlangenheiligtum< bezeichnet wird.
Länglicher Schädel (Artefakt Nr. 114), von Maria Rosen 1969 in La Venta entdeckt.
Maria beschloss, den Schädel dem Anthropologischen Museum von Merida zu stiften. Beim Gespräch mit dem dortigen Kurator erfuhren wir zu unserer Überraschung, dass ähnliche Schädel kürzlich in Grabstätten auf dem peruanischen Nazea-Plateau entdeckt worden waren.
Gab es eine Verbindung zwischen den Kulturen der Maya und der Inka?
Wir standen an einem archäologischen Scheideweg. Sollten wir nach Chiehen Itzá weiterreisen, der alten Maya-Stadt, die von zentraler Bedeutung für die düstere Prophezeiung
war, oder sollten wir Mexiko verlassen und die Spur verfolgen, die nach Peru führte?
Es war Marias Eingebung, nach Südamerika zu reisen, denn sie glaubte, der Maya-Kalender sei nur ein - allerdings wichtiger - Teil des Rätsels. Und so bestiegen wir ein Flugzeug nach Peru, ohne zu wissen, wohin unsere Reise uns führen würde.
Während wir übers Meer flogen, dachte ich über eine verblüffende Tatsache nach, die ich in Merida erfahren hatte. Nachdem der medizinische Berater des Museums, der einen guten Ruf besaß, mit der Untersuchung des länglichen Schädels betraut worden war, hatte er nachdrücklich behauptet, die extreme Deformierung des Objekts könne nicht auf eine der bekannten Verlängerungsmethoden zurückgeführt werden. Um diese These zu stützen, ließ er die Kiefer von einem Zahnarzt untersuchen, wobei etwas noch wesentlich Erstaunlicheres zum Vorschein kam.
Im Unterkiefer eines erwachsenen Menschen stecken vierzehn
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