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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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beugte.
    »He, was ist los?«, fragte ich wie ein Idiot.
    Jed 1 blickte mich über die Schulter an. »Hi, Tony, ni...« Ich spürte, wie etwas Großes, Felsblockartiges mich beiseiteschob. Es war Grgur.
    Ich blickte gerade rechtzeitig nach hinten, um zu sehen, wie Marena Jed 1 einen brutalen Tritt gegen das Knie verpasste. Ich verzog gequält das Gesicht und sprang vor. Ich wusste nicht, ob ich nun Jed 1 beschützen oder Marena helfen wollte, ihr Werk zu Ende zu führen. Es kam jedoch weder zum einen noch zum anderen. Jed 1 wich durchs Zimmer zurück und schleuderte alles auf uns, was ihm in die Finger kam.
    »Jed hat den Ver stand verloren «, kreischte Marena. Ihre Stimme jaulte widerhallend aus jedem Lautsprecher im Haus.
    »SCHNAPPT IHN EUCH, SOFORT, NA LOS, LOS, LOS!!!«



(84)
    Da wusste ich, dass sie ihn umbringen würden.
    Ich hatte bereits erfahren, dass Marenas Ohrläppchen-Telefon und die Haustelefonanlage und der Internetzugang nicht von den lokalen Anbietern abhingen, die nach dem Disney-World-Horror zunehmend unzuverlässiger geworden waren. Vielmehr befanden sich auf dem Dach zwei Schüsseln für eine Direktverbindung, und sie hingen am Notstromaggregat des Hauses.
    Ich schlüpfte aus meinen Latexsandalen und watschelte in die Küche, durchquerte sie und verschwand in der kleinen Vorratskammer. Wir waren in Florida, deshalb gab es keinen Keller, und das Herz des Hauses schlug in einem kleinen Raum hinter einem Gastronomie-Wasserkühler. Ich hatte bereits nachgesehen, wo die Hauptsicherung und der Trennschalter waren, der die Leitung zu dem mit Erdgas betriebenen Notstromaggregat im Schuppen hinter dem Haus unterbrach. Nur um eine sauberere Unterbrechung zustande zu bringen, koppelte ich zuerst das Notstromaggregat ab und dann die Stromversorgung des Hauses. Eine Sekunde lang war es stockfinster; dann schalteten sich ein paar batteriebetriebene Notlichter ein. Weit hinter der Bühne schrie Marena etwas.
    Das sollte ihm ein paar zusätzliche Minuten verschaffen, dachte ich. Später versuche ich einige seiner toten E-Mail-Briefkästen. Meiner toten E-Mail-Briefkästen. Nein, unserer. Ich riss die Küchentür auf, hetzte durch den Garten hinter dem Haus und sprang – na ja, »sprang« klingt ein bisschen zu anmutig, aber lassen wir es mal so stehen – über einen Stahlzaun in den Garten des Nachbarn. Ich kam falsch auf, stürzte und rollte mich ab. Wenn sie mich erwischen, werden sie mich ziemlich schnell kaltmachen, schoss es mir durch den Kopf. Ein paar Tage Verhör höchstens. Trotzdem war ich weniger verängstigt, alsich erwartet hätte. Vielleicht war Tony – oder der weniger bewusste Teil seines Gehirns, der sich noch in dem Zustand befand, in dem er es zurückgelassen hatte – nicht so feige wie der Jed, der es okkupiert hatte. Oder vielleicht hatte ich das Gefühl, ich bräuchte mir keine Sorgen zu machen, weil es nicht wirklich ich war.
    Ich stand auf und rannte um das Gebäude des Nachbarn, das in einem nachgemachten spanischen Kolonialstil gehalten war, in Richtung Oshkechabi Street. Das machst du großartig, lobte ich mich. Ich musste nur das Netphone loswerden. Und ich musste auf implantierte Chips achten.
    Mit einem Mal hatte ich das unbestimmte Gefühl, dass jemand hinter mir war. Dann legten sich auch schon kräftige Arme um mich und pressten mir die Brust zusammen. Als ich begriff, dass einer der Wächter mich gepackt hatte, kippte die Rasenfläche hoch und knallte mir ins Gesicht.
    Zu spät.



(85)
    »Tja«, sagte ich, »wenn ihr erlaubt hättet, worum ich förmlich gebettelt habe, nämlich dass ich mit ihm rede, wäre das nie passiert.«
    »Oder es wäre doch passiert«, erwiderte Marena. »Oder etwas noch viel Schlimmeres.«
    Wir durchsuchten Jed 1 ’ Haus, oder eher, seinen Wasserzoo. Überall lagen zusammengeknüllte Papiertaschentücher und zerbohrte und zertrümmerte Festplatten herum. Was für ein elender Widerling, dachte ich. Marena und ich waren auf die Veranda getreten, weil ich nicht mit ansehen konnte, wie Ana Vergaras Team den Laden auseinandernahm.
    »Okay«, sagte ich, »aber was sollte ich denken? Es hörte sich ganz so an, als würdet ihr ihn töten, und ich wette, das wolltet ihr auch, nur wusste ich nicht, wieso, deshalb …«
    »Okay, okay«, sagte sie. »Gehen wir die Sache nicht immer wieder neu durch. Wir werden ihn finden. Du hilfst uns dabei. Wir töten ihn nicht, und alles ist prima.«
    »Äh … klar«, sagte ich.
    Ich bin schuld, dachte ich wieder.

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