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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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zeigen, was du mit dem Spiel machst? Ist das okay?«
    »Klar«, sagte ich. Du lügnerischer, betrügerischer Hinterwäldlerengel, dachte ich. Ich bin dir auf der Spur. Ich musterte die Folie, in die der Lachs eingeschlagen gewesen war, strich sie glatt und rollte sie zu einem kleinen Zylinder zusammen. Dieses Zeug ist unglaublich, dachte ich. Farbe, Dünnheit, Formbarkeit, ein wundersamer Zusammenfluss von Eigenschaften, ermöglicht durch unergründliche Alchimie … In alter Zeit hätten wir für so etwas zehn Leibeigene gegeben. Ich ließ sie in meine Hemdtasche gleiten.
    »Das schmeckt merkwürdig«, sagte sie. »Ist da Salz drin?«
    Ich sah sie an. Sie hatte den Rest meiner Eiscremesoda probiert.
    »Oh, ja«, sagte ich. »So haben wir das früher getrunken.«
    »Was ist das?«, fragte sie.
    »Schokoladensoda«, sagte ich.
    Sie sah mich an. Es war einer dieser Augenblicke. Sie wusste Bescheid.
    »Ist das Blut?«, fragte sie.
    »Äh …«
    »Das ist Blut? Igitt! Himmel!«
    »Nein, das ist Rinderbrühe. Es ist das Gleiche, was du auch im Glas kaufst …«
    »Jed, das ist Blut, und ich glaube, ich muss kotzen.« Sie stellte das Glas auf den Tisch und sah weg. Ihr Gesicht war völlig zusammengefallen.
    »Tut mir leid«, sagte ich.
    »Ich glaube, wir müssen dir Hilfe holen.«
    »Ach, hör auf«, sagte ich. Ich blickte die gerinnende Soda an. Sie wirkte nicht mehr ganz so appetitlich. Trotzdem nahm ich das Glas und trank einen Schluck.
    »Jed, ich meine es gut mit dir«, sagte Marena, »und ich habe wirklich das Gefühl, dass du ein bisschen durchdrehst. Was empfindest du denn in dieser Hinsicht?«
    »Äh, weiß ich nicht«, sagte ich.
    »Wärst du bereit, mit dem Psychiater zu reden? Ohne dass jemand dabei ist. Vertraulichkeit garantiert.« Sie schenkte sich ein Glas Wasser ein. Kaum sah sie weg, schob ich die Flaschenscherbe unter mein Kopfkissen. Mit dem Ding konnte man wirklich ein hübsches Stück Fleisch rausgraben. Marena trank ihr Wasser halb aus.
    »Also?«, fragte sie.
    »Klar«, sagte ich. »Ich meine, ich werde sehen, was ich tun kann. Ich bin mir nicht sicher, ob ich eine Therapie anfangen will …«
    »Nein, nein, das meine ich auch nicht.«
    »Aber ich will nicht den Rest meines Lebens verwirrt zubringen.«
    Sie kam zu mir, legte die Hände auf meine Schultern und sah mir in die Augen.
    »Jed, im Ernst. Ich stehe auf deiner Seite. Was ist los?«
    »Ich glaube nicht, dass irgendwas los ist.« Ich bewegte den Blick leicht, sodass ich ihr nicht mehr genau in die Augen schaute, und konzentrierte mich auf das kleine Muttermal auf ihrer Stirn.
    »Deine Augen sehen aus, als würden sie nicht scharfstellen oder so.«
    »Ja, ich glaube, das stimmt …«
    »Vielleicht solltest du ein bis vier Valium nehmen und dich ausruhen.«
    »Das mache ich auch. Später.«
    »Okay.« Sie setzte sich hin.
    »Okay«, sagte ich. Ich schaltete das Display ein. »Nur einen Schlag, ich muss die Richtungen reinigen.«
    »Ja, sicher.«
    »Tin chi’m tex tahlah tex to cal ual tu cal xol« , sagte ich.
    »Cantul ti ku cex cantul lubul bin yicnal.«
    Mein Atem ist schwarz, mein Atem ist gelb, mein Atem
    Ist weiß, mein Atem ist rot. Nimm ihren Kopf an.
    Som pul yicnal can yah ual kak ke
    Tix tu ch’aah u kah u chi u sudz.
    Nimm ihre Hülle an, ihre Haut. Wir werfen sie nieder
    Ins Herz des Höhlensees, türkises Herz.
    Also, sieh es dir an«, sagte ich zu Marena. »Sieh es dir genau an.« Ich bewegte den Stein und gab den Zug ein. Marena beugte sich über das Display.
    »Erkennst du es?«, fragte ich. Ich zog mein Glasmesser unter dem Kissen hervor, aber hielt es so, dass sie es nicht sehen konnte.
    »Ich kann mich nicht mehr darauf konzentrieren«, sagte sie und wich zurück.
    »Was ist?«, fragte ich.
    »Nichts.« Sie stand auf und rückte weiter ab.
    »Doch, du hast ein Problem«, sagte ich. »Das merke ich.«
    Ich zog den Port mit der Infusionsnadel aus meinem Arm und leckte, ohne nachzudenken, den Blutstropfen ab. Marena fuhr leicht zurück. Ich entfernte mich von ihr, stellte mich dabei aber zwischen sie und die Tür und hielt meine rechte Hand mit dem Glas an meiner Leeseite zu ihr.
    »Es ist mein Ernst«, sagte ich. »Bitte mach mich nicht wütend. Ich weiß, ich sehe aus wie ein Nerd, aber die Leute sagen, mit mir ist nicht gut Kirschen essen, wenn ich wütend bin. Das soll keine Drohung sein.«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie. Sie beugte sich vor und streckte die Hand nach dem Freisprechknopf am Netphone aus.
    »Nein,

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