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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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immer.



(104)
    Ich kehrte ins Badezimmer zurück, berührte die aalglänzende Kante des Spiegels mit meiner linken Hand und zog ihn vorsichtig zu mir.
    Er schwang hinaus, und mein Uay-Ich drehte sich auf die Seite.
    Kein Einwegspiegel.
    Dünne weiße Plastikregalböden waren in dem Kasten verschraubt.
    Ich erwartete alle denkbaren Zauberdinge, doch ich sah nur eine zylindrische Vase, auf der
Hexachlorophen™
stand, einen weißen Klumpen mit der Aufschrift
Neutrogena™
, eine Pappschachtel mit Heftpflastern™ und einen Stapel Papierhandtücher. Sonst gab es nichts.
    Nein, halt, da musste noch etwas sein. Da war irgendetwas in Jeds Erinnerungen, das mit dem weiß lackierten Stahl des Kastenrahmens zu tun hatte.
    Ich verschob das Hexachlorophen, und auf der linken Seite, fünf Fingerbreit über der unteren Ecke, gab es einen kleinen Schlitz mit einem Rechteck aus altem braunem Klebstoff darunter, auf dem einmal, in der Zeit vor den Wegwerfrasierern, ein Etikett gehaftet hatte mit der Aufschrift BENUTZTE
KLINGE
N
.
    Geschafft, dachte ich.
    Ich bohrte mit dem Daumennagel in das Metall. Zu hart.
    Brauche Werkzeug.
    Ich ging zu der großen weißen Vase am Boden, sprach eine Reinigung darüber, setzte mich darauf in der Erwartung, dass ein Fledermausfisch aus der Unterwelt aufsteigen und mich beißen würde, und schaffte es, ein wenig Urin hineinzuspritzen.
    Ich blickte mich um. Das papierartige Zeug, das sie überall benutzten, kam aus einem Spender, der mit der Wand verschraubt war. Ander Rückseite der Vase war ein Becken mit einem Deckel. Der Deckel war aus Plastik und schien dauerhaft befestigt zu sein.
    Ich erhob mich, stellte die Füße auf den Rand der Toilettenschüssel – es gab keinen Sitz –, drehte mich herum, fasste den Plastikdeckel und drückte den Spülhebel. Als das Geräusch anschwoll, riss ich an dem rechteckigen Deckel, und er löste sich relativ leise und unbeschädigt, Dank sei Iztamná für kleine Gnaden.
    Die alte, braun verkrustete Stange zwischen dem Spülhebel und dem Draht, der zu dem Gummistopfen des Ablaufes führte, sah ziemlich kräftig aus.
    Ich hakte den Draht aus, und der Gummistopfen rutschte in die Öffnung und beendete das Spülen. Am Hebelende war der Stab mit einer kleinen Schraube befestigt, die ich zu lösen versuchte, doch sie war festgerostet. Daher bog ich den Draht mehrmals hin und her, bis er schließlich brach, sodass ich ihn abdrehen konnte.
    Ich setzte den Deckel wieder auf den Tank. Meine Hände waren voller schwarzem Gummischlamm, und ich schrubbte sie mir am Waschbecken sauber, wischte sie mit Papierhandtüchern ab, ging zurück und reinigte die Seitenwand des Deckels. Dann kehrte ich zum Waschbecken zurück.
    Ich drehte den Wasserhahn auf, öffnete das Arzneischränkchen wieder, stieß den Draht in den Schlitz, bog das Blech zurück und begann mit dem Draht zu sägen. Das scharfe Metall bog ich mit den Fingern zurück.
    Metall ist solch ein eigenartiger Stoff, ich hätte nie damit gerechnet. In Ix hatten mir winzige und außerordentlich teure Ohrpfropfen gehört. Sie hatten aus Gold bestanden, dem Venus-Kot des Südens, und Kupfer, dem Sonnen-Kot des Nordens. Doch hier war Metall billiger als Stein und kam in allen Farben vor, sogar in dieser reinen Nullfarbe des Spiegels, und niemand schien es für etwas Besonderes zu halten.
    Ich sägte und zerrte, und das gezackte Loch wurde größer.
    Endlich entdeckte ich am unteren Ende der Höhlung in der Wand, an die Betonziegel gelehnt, ein Häufchen verrosteter Rechtecke.
    Ich nahm sie vorsichtig heraus, wickelte sie in Pflaster™ und klebte mir das Ganze unter den Hodensack. Eine sicherere Stelle fielmir nicht ein. Jeds Hoden zogen sich instinktiv zurück, schauderten ob der Vorstellung scharfer Gegenstände in ihrer Nähe. Nur für alle Fälle polsterte ich alles mit ungefähr zwei mal zwanzig einzeln verpackten Pflasterstreifen™.
    Marena schlief tief und fest. Aber vielleicht kam bald die Schwester zurück.
    Ich löste sechzehn der alten zweischneidigen Rasierklingen aus dem Ziegel, schabte den Rost ab, soweit es ging, und faltete sie der Länge nach, bis die beiden Schneiden ungefähr im rechten Winkel zueinander standen.
    Nach mehreren Versuchen konnte ich die Umhüllung meines Handverbands abziehen. Darunter war gar kein echter Gips, sondern ein leichter, atmungsaktiver Käsenylonstoff.
    Ich schnitt Schlitze in das harte Zeug und drückte die Vs mit den Schneiden nach außen hinein, ähnlich wie Angelhaken

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