2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)
nein, das ist nicht nötig«, sagte ich. Ich schob mich zwischen sie und das Gerät.
»Hör zu, Jed, ohne Scherz«, sagte sie. »Ich glaube, irgendetwas Ernstes passiert, und wir müssen darüber reden.«
»Ich bin dabei, ich mache alles mit«, sagte ich, »ja, ich will helfen, keine SORGE! «
»Ich will doch nur Dr. Lisuarte eine SMS schicken«, sagte sie. »Bloß damit wir auf der sicheren Seite sind.«
»Nein, wirklich, lass es«, sagte ich. »Da bin ich eisern.«
Sie wich zurück.
»Okay, okay«, sagte sie. Sie lächelte. »Alter Eisenbeiß. Setzen wir uns.« Sie ging zum Stuhl. Ich verschob mich, sodass ich weiterhin zwischen ihr und der Tür stand.
»Na schön.« Plötzlich legte Marena einen anderen Gang ein. »Du gibst einen Dreck um die Welt, um andere Menschen, um die Maya, sogar um dich. Du wolltest bloß einen Haufen hässliche Bauwerke sehen, ehe die Farbe abblättert. Weißt du, was du bist? Du bist ein dämlicher Tourist! Du solltest fünf verschiedene Kameras um den Hals hängen haben und … und Sandalen mit Socken tragen!«
»Der Artikel im Time Magazine . Das war doch ein Köder, nicht wahr? Für ein Publikum, das aus einer Person bestand.«
»Komm schon«, sagte sie. »Zwing mich nicht, hier jeden reinzuholen.«
»Du drohst mir?« Es fiel mir immer schwerer, so zu reden, wie Jed es getan hätte.
»Nein«, sagte sie.
»Wie wäre es denn damit?«, fragte ich. Ich brachte den Glasdolch in Stoßhaltung, wo sie es sehen konnte. »Ist das eine Drohung?«
»Jed, hör zu …«
»Beantworte meine Frage: Ist das eine Drohung?«
»Ja, ich glaube, das ist eine Drohung«, sagte sie. Sie wich vor mir zurück, in die andere Richtung, brachte das Bett zwischen uns. »Was glaubst du denn?«
»Das ist auch wieder so eine blöde Frage«, sagte ich. Ich ging nach rechts. Wenn ich mich auf sie stürzte, konnte sie mir vielleicht ausweichen und zur Tür kommen. Sie hielt inne. Ich konnte sehen, wie sie abwog, wie lange sie brauchen würde, um die Tür zu erreichen; ich merkte ihr an, dass sie überlegte, es wäre besser, das Bett zwischen uns zu halten, und ob sie antäuschen und entkommen könnte, wenn ich zu ihr hinübersprang. Ich trat ein Stück zurück, an eine Stelle, wo ich sie kriegen konnte, ehe sie die Tür erreichte. Man brauchte hier nur hübsch die Wege im Auge zu behalten.
Hör auf, lass sie in Ruhe
, dachte Jed.
Zu spät, dachte ich.
Komm schon
, dachte Jed.
Außerdem bilde ich mir dich ja nur ein. Kapiert?
Nein, du bildest dir mich nicht ein, dachte ich, ich bin wirklich wieder da. DANKE , dass du mich ZURÜCK geholt hast! Ich bin wieder DA , Jeddy, ICH bin’s! Ich mach dich FERTIG ! ICH bin’s, SCHAKAAAAAAL !!!
Du kannst überhaupt nichts machen, wenn ich es nicht will
, dachte Jed.
Aber sicher kann ich das. Ich bin viel stärker als du, du Weichei! Und Marena hat dich nach Strich und Faden beschissen. Jetzt ist sie deine Feindin. Sie wird dich wegsperren lassen. Hast du das kapiert?
Kann sein
, dachte Jed. Er fühlte sich offenbar zu schwach, um mir zu widersprechen. Wenn Menschen wie Jed wütend sind und sich dumm und verraten vorkommen, haben sie nicht genügend Ausdauer, um sich zu wehren. Die ganze Welt erscheint ihnen nur noch öde und beängstigend.
»Okay, Jed«, sagte Marena, »komm schon, ich weiß, dass du …«
»Scheiß auf Jed!«, sagte ich. »Jed ist weg. Ich bin’s, Schakal, ÜBERRASCHUNGÜBERRASCHUNG ÜBERRASCHUNG!!!«
Marena bewegte sich nicht, aber ich konnte sehen, wie sich ihr die Haare aufstellten, Gänsehaut ihr Gesicht überzog und ihre Brustwarzen hart wurden. Ihre Augen waren riesig, aber sie überwand bereits das anfängliche »O mein Gott, ich bin tot, ich bin tot« und überlegte: »Wie komme ich hier raus …«
Hoppla. Sie war auf der Seite des Zimmers mit dem Stuhl und dem Tisch, ganz so, wie ich sie manövriert hatte, damit Tür und Rufknopf auf meiner Seite waren, aber dadurch stand das Bett zwischen uns. Wenn ich herumging, um sie zu packen, konnte sie hinüberspringen und an die Tür gelangen. Ich tat so, als wollte ich den Infusionsständer greifen, um damit auf sie einzuschlagen, und an dem Flackern ihrer Augen sah ich, dass sie aufs Brett springen würde. Marena war Bergsteigerin, im Klettern also geübt. Kein Problem. Sie sprang, nur einen Fuß auf der Bettkante, aber weil ich wusste, was kam, trat ich ihr die Füße weg, und sie stürzte kopfüber zu Boden. Sie bewegte sichnicht. Darauf gefasst, dass sie die Benommene nur markierte,
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