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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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Gesicht.



(107)
    Zwanzig Schläge später hörte ich sie auf die andere Seite zur Station kommen und davoneilen.
    Es ist ein Tag der großen Sonne, dachte ich. Ausgezeichnet. Sie folgen den Anhängern. Ich lockerte den Druck auf den Bausch.
    Grgur schien sich nicht bewegen zu können, daher begann ich mit Reparaturarbeiten an meinem Gipsstreitkolben, klebte ein paar Skalpelle in Sägezahnanordnung und wickelte eine Mullbinde um die Außenseite.
    »Wer hat Jed 1 den Gerinnungshemmer verabreicht?«, fragte ich.
    »Wann?«
    »An Halloween.«
    »Das weiß ich nicht … das war jemand anders.«
    »Wieso?«
    »Wir sollten Sie nicht umbringen, wir sollten ihn … Sie … nur wegbringen.«
    »Zu wem?«, fragte ich und schabte wieder. Er quiekte nur leise. »Grgur? Das ist mein Ernst. Zu wem?«
    »Zu Mr. Warren.«
    »Wer wird sonst noch da sein?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Was ist der nächste Schritt?«
    »Wir sollten Sie nur holen. Wir sind hier, um Sie zu beschützen.«
    »Wir sind hier, um Sie zu beschützen«, versuchte ich ihn zu imitieren.
    »Sie sind verrückt«, sagte er. »Wenn Sie hier rausgehen, sind Sie ein toter Mann. Sie wissen, wer wir sind, das ganze Krankenhaus wird überwacht … Sie sind krank, man hat Ihnen Zeug verabreicht, das Sie umbringen wird, wenn Sie sich nicht von ihnen behandeln lassen …«
    »Sie sind verrückt«, sagte ich und klang schon ein bisschen mehr wie er. Ich versuchte, meine Stimme auf die Tonhöhe zu bringen, die er gehabt hätte, wenn er nicht so heiser gewesen wäre. »Sie sind ein toter Mann. Sie wissen, wer wir sind. Ich bin hier, um Sie zu beschützen. Sie sind verrückt. Ich bin hier, um Sie zu beschützen.« Es war nicht brillant, aber es müsste gehen.
    Grgur hatte offenbar begriffen, was ich vorhatte, denn er presste die Lippen zusammen, doch ich drückte ihm wieder den Wattebausch vor den Mund und schabte. So zäh er war, er schrie wie am Spieß. Der Wattebausch zitterte wie ein Vibrator.
    »Na los«, sagte ich. »Wer kann mich nicht leiden? Ich will jetzt nicht hören: die meisten.«
    »Aber so ist es.« Er lallte leicht.
    »Gut, dann halten wir nur ein Schwätzchen. Erzähl mir von Lindsays Spiel um den Großen Preis.«
    »Über solche Dinge weiß ich nichts.«
    Ich drückte ihm den Bausch auf den Mund und bohrte darunter die Nadel in seine Zahnwurzel. Ich fand den Nerv nicht sofort, doch dann begannen seine Augen zu tränen, und er brüllte in die Watte hinein.
    Es ist irgendwie intim und zugleich erbärmlich, wenn jemand zerbricht, wenn sein ganzes Gehabe des harten Burschen – das einen Großteil seines Selbstgefühls ausmacht – sich verflüchtigt. Manchmal empfindet der Verhörende dann Mitleid für den Probanden und geht nicht mehr ganz so scharf vor, und auch wenn der Proband schon in ziemlich schlechtem Zustand ist, merkt er es oft und beginnt, Informationen zurückzuhalten. Ich hatte dieses Problem allerdings nicht.
    »Na los.«
    »Lass … lass mich nachdenken. Nur … kurz … okay. Bitte?«
    »Vergiss es«, sagte ich. »Du hattest recht, du kannst mir nicht helfen.« Das war vermutlich wahr. Diese ganze Vernehmung war Zeitverschwendung. Dennoch, sie mussten mittlerweile die Peilsender gefunden haben. Ich beeilte mich.
    Grgur zu foltern hatte mich richtig aufgemöbelt. Mir ging es nicht um Rache. No Way und Konsorten waren mir gleichgültig, aber wenigstens kehrten allmählich meine Kenntnisse als Opferer zurück.
    »Du wirst mich hier auschecken.«
    »Was immer du sagst, Arschloch«, wisperte er.
    »Pass auf, es ist Folgendes«, sagte ich. »Hörst du mir zu?«
    »’tschuldigung, wie bitte?« Er versuchte mich hinzuhalten.
    »Ich weiß genau, dass du mich gehört hast«, sagte ich. »Okay. Du fühlst dich jetzt kalt und ein bisschen taub, stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Ich habe dir eine Mischung aus Lähmungs- und Beruhigungsmitteln und noch ein paar anderen Sachen gespritzt, an der du in weniger als einer halben Stunde sterben wirst. Kapiert? Das wird ein richtig klaustrophobisches Erlebnis, als würdest du in Federn ertrinken. Deshalb nehmen wir einfach den anderen Aufzug runter zur Notaufnahme, und du wirst jedem, der etwas von uns will, sagen, dass alles bestens ist. Okay? Und wenn du es vermasselt, sage ich keinem etwas, und bis sie herausgefunden haben, was mit dir alles nicht stimmt, bist du ein großer blauer glotzäugiger Scheißhaufen.« Ich hielt ihm die Ampullen vors Gesicht. »Aber wenn du schön hilfsbereit bist, gebe ich dir die Ampullen,

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