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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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Kopf und holte die Tupfer aus seinem Mund. Während er noch keuchte, nahm ich einen großen Wattebausch und klebte ihn über seinen Mund und seine Nase. Er könnte normal sprechen, und ich wäre in der Lage, ihn zu hören, aber wenn er zu schreien anfing, ging es nirgendwohin. Sein Kopf war rot undtropfte. Ich pulte eine große Spritze aus ihrer Verpackung. Sie hatte eine hübsch lange, kräftige Kanüle. Wunderschön.
    Ich schaute auf Grgurs Armbanduhr. Seit dreißigmal zwanzig Schlägen waren wir in der Arzneikammer; zehnmal zwanzig waren seit der Injektion vergangen. Ich sollte den Mist noch hundertmal zwanzig Schläge lassen, damit er richtig wirkt, überlegte ich, ehe ich etwas versuche. Man kann aber nicht gegen alle Unwägbarkeiten Vorkehrungen treffen; es ist alles ein Kompromiss. Warte noch fünfzig mal zwanzig Schläge.
    »Also, das ist jetzt vielleicht ein Klischee«, sagte ich, »aber darf ich fragen, für wen genau du arbeitest?« Ich brachte größeres Gewicht auf seinen Kopf, drehte ihn zur Seite und spürte den Rand seines Kiefers.
    »Mrmff«, sagte er.
    »Du kannst reden«, sagte ich, schob die trockene Kanüle in die dünne Haut über der unteren Krümmung seines Unterkiefers, unter den Kaumuskel und fort von der Gesichtsvene, und ließ sie auf dem nervenreichen Knochen ruhen. Nur ein kleiner Blutstropfen trat hervor.
    »Nun winde, nun krümme dich im Kitzel des Ameisenblutes«, sagte ich.
    Mit der dicken Kanüle beschrieb ich einen weiten Bogen, wobei sie über den Knochen scharrte. Grgur ächzte nicht, aber ich spürte, wie er sich verkrampfte und erschauderte. Dabei ist das noch gar nichts, dachte ich.
    »Dir ist klar, dass ich zwar wie Tony Sic aussehe, aber Jed bin.«
    »Ja. Jemand sagte …«
    »Wer ist dein Hüter der Langen Dinge?«
    »Hä?«
    »Dein Vorgesetzter?«
    »Lindsay Warren.«
    »Wer hat das Geld zur Verfügung gestellt?«
    »Wofür?«
    »Für das Stake in Belize«, sagte ich. Ich versuchte, nicht auf seine dem Krebs vorhergehenden Schwellungen unter seinen erbärmlichen, dünner werdenden Koteletten zu achten.
    »Lindsays Investoren.«
    »Wer ist Lindsays Vorgesetzter?«
    »Soweit ich weiß … äh, ich glaube nicht, dass er …«
    »Schneller.«
    »Ich glaube, Lindsay ist sein eigener Boss.«
    »Wirklich? Okay, wie komme ich rein?«
    »Wo?«
    »In sein Büro. Am Stake.«
    »Weiß ich nicht.«
    »Du legst mir besser ein paar Codes und Namen und so weiter auf den Tisch. Das ist mein Ernst.«
    »Mir ist es auch ernst. Ich weiß es nicht.«
    »Okay, anscheinend hast du mir nichts anzubieten.« Ich zog die Kanüle ein Stück heraus und schabte ihm damit vor und zurück über den Kieferknochen bis hin zu den Zähnen. Ohne die Stichwunde zu erweitern, kratzte ich ihm eine tiefe Rille in den Knochen, vor, zurück, vor, zurück, beinahe so, als holte ich ihm einen runter. Er begann aus voller Kehle zu brüllen, aber ich verabreichte ihm trotzdem zwanzig volle Züge, ehe ich aufhörte. Ihn zu bearbeiten brachte mich auf die richtigen Bahnen zurück.
    »Am 21. Dezember ist eine Vorführung für das Militär geplant«, sagte ich. »Du wirst mir helfen, etwas darüber herauszufinden.«
    »Gut.«
    »Okay, dann erzähl mir davon.«
    Er zögerte, als überlegte er, sich etwas auszudenken, doch er muss sich dagegen entschieden haben.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er, »in der Hyperbowl ist eine Weihnachtsfeier. Wenn im Stake etwas abläuft, dann bin ich nicht informiert.«
    »Wie komme ich zu Lindsay?«
    »Ich weiß nicht, wann er wiederkommt, sein Terminplan ändert sich ständig …«
    »Bitte, fass dich kurz.« Sobald das Zeug zu wirken begann, würde er mir gar nichts mehr sagen können. »Welche Codes kennst du?«
    »Ich habe nur eine Karte.«
    »Wie lange gilt sie?«
    »Für immer.«
    Ich schob die Kanüle tiefer hinein und drückte sie von oben mit dem Finger unter seine lose, stoppelige Haut, bis die Spitze sich in die Wurzel seines dritten Backenzahns bohrte. Er verkrampfte sich. Maden aus wachsigem Schweiß quetschten sich aus seinen Poren.
    »Na los schon, wie oft wird die Karte gewechselt?«
    »Ständig, sie ist live …«
    »Die Karte an sich meine ich.«
    »Sie wird jede Woche ausgetauscht. Ich bekomme übermorgen meine neue.«
    Ich hörte wieder Schritte und Stimmen, bei denen ich nicht verstand, was sie sagten. Diesmal kamen die Geräusche aus einem anderen Korridor. Sie klangen drängend und irgendwie offiziell. Ich drückte den Wattebausch fest auf Grgurs

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