2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)
spielen konnte wie früher. Ich hatte irgendwie das Gefühl, als habe sie recht. Trotz allem, was passiert war, fühlte ich mich noch immer großartig. Schließlich sagte ich, also gut, ich übernehme es, ich werde es schon irgendwie schaffen.
Sie erwiderte, als drittletzten Plan hielte sie es für angebracht, mich als einen weniger bekannten Ballspieler der Harpyien-Mannschaft zu verkleiden und zu versuchen, mich für ein paar Runden in das halach pitzom einzuwechseln, das Hüftball-Großspiel.
»Dann könntest du ein oder zwei Tore schießen und das Spiel gewinnen«, sagte sie.
»Die Ozelots müssten für jeden ersichtlich betrügen
Und kämen damit vielleicht nicht durch.«
Holla, dachte ich, warte mal einen Schlag.
Ich sagte ihr, ich würde mich freuen, ihren Plan zu befolgen, und das stimmte: Schon bei dem Gedanken, wieder einen Ballplatz zu betreten, strömten die Schakal eigenen Neurotransmitter zu einem brodelnden Cocktail zusammen.
Ich solle mir mal die Reaktion vorstellen, sagte Koh. Die Fans würden durchdrehen. Vielleicht ehrte man mich als großen Helden, und ich könnte den Laden übernehmen. (Natürlich drückte sie das alles ein bisschen anders aus.)
Ich erwiderte, das höre sich ein wenig zu gut an, um wahr zu sein.
Nun, entgegnete sie, was immer geschähe, es würde die Ozelots wenigstens ablenken: Sie würden aus dem Tritt gebracht.
Für wie lange, fragte ich, und sie antwortete, sie wisse es nicht.
Was dann also, fragte ich.
Dann gingen wir zum vorvorletzten Plan über, sagte sie. Toll, dachte ich. Der letzte Plan bestand, wie immer, darin, dass wir uns so schnell wie möglich gegenseitig umbrachten.
Und worin besteht der vorvor letzte Plan?, fragte ich sie, so beiläufig ich konnte.
Koh streckte die dunkle Hand vor und drehte sie langsam, bis die Fläche nach unten wies. »Das will ich dir zeigen«, hieß es.
(24)
Noch gerade in Sichtweite der Hauptzitadelle des Wolkenvolkes, wo einst Ciudad Oaxaca entstehen würde, befand sich ein Ort, den ich gut kannte, mit einem Baum, einem recht berühmten Baum sogar, der am Ende des letzten B’ak’tuns noch immer leben würde. Ich führte Kohs Karawane eine halbe Jornada von der Route weg, um dort zu lagern, und sie und ich fasteten und bereiteten uns auf eine Partie des Neun-Steine-Opferspiels vor. Wir stimmten überein, dass ich der einzige Fragende sein sollte, und nur ihre Zwergin und Gürteltierschiss durften teilnehmen.
Die große Zypresse schien noch keine hundert Jahre alt zu sein und teilte sich dicht über den Wurzeln in drei Stämme. Sie bot einen Anblick, den man normalerweise nicht mit einem Hauptast des Baumes der Vierhundert mal Vierhundert Äste in Verbindung brachte, dem Baum in der axis mundi, der bis hinunter in die Hölle reichte und sich hoch durch die Löcher in den Zentren der dreizehn Himmel streckte, dem Baum, den die Teotihuacáner »Baum der Klingen« nannten, die Motulob’ – die Einwohner von Tikal – »Baum mit den Spiegelblättern« und der im 21. Jahrhundert allgemein als »Weltenbaum der Maya« oder »Maya-Yggdrasil« bezeichnet werden sollte.
Zwanzig Armlängen westlich von dem Baum war ein alter Brunnen, den fünf niedrige Steinzisternen umgaben, von denen jede zwei Armlängen durchmaß. Die westlichste Zisterne war bis zum Rand mit frischem Wasser gefüllt gewesen, und Koh saß an ihrem Westrand und blickte nach Osten. Ich hockte auf dem Ostrand und schaute auf Kohs Hände, anstatt mich zu erdreisten, Blickkontakt herzustellen. Zwanzig Geblüte unter Hun Xocs Befehl saßen in einem weiten Kreis von fünfzig Armlängen Radius um uns herum. Es war Mittag, und die Sonne verschwand hinter einer Wolkenbank, die keinen Regenbrachte. Die Zwergin reichte Koh ein Opferbecken aus Jade, in dem unter der Asche des Opferpapiers noch Kohle glomm, und hielt es ihr als Vertreter des Himmels vor die Stirn.
Ich blickte hinunter in das stille Wasser. Koh tat es mir gleich. Wir nickten unseren reflektierten Seelen zu. Sie erwiderten das Nicken augenblicklich. Koh setzte das Becken so hart auf dem Rand der Zisterne ab, dass es in Stücke zerbarst und Funken aus der Kohleasche stoben. Ohne sich anmerken zu lassen, dass die Glut ihr die Handflächen verbrannte, schob sie alles ins Wasser. Die Scherben versanken; die Kohle und die Asche trieben zischelnd auf der Oberfläche.
»«, sagte sie. Das bedeutet in der alten Sprache:
»Teech Aj Chak-’Ik’al la’ ulehmb’altaj ’uyax ahal-kaab Ajaw K’iinal …
Du,
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