2013 - Sternenvogels Geheimnis
bäuerlichdumpfe Rückständigkeit gebraucht wurde?
Undenkbar!
Sie flüsterte: „O Akellm! Liebster! Du hast mich dazu gebracht, daß aus meiner Verliebtheit, aus unserer Liebe Haß wird. Und wenn Endra haßt, nach allem, was vorher war - dann wird daraus glühender, vernichtender Haß und Rachsucht."
Erst später merkte sie, daß das salzige Sekret ihrer Augen auf die Tastaturplatte des Terminals tropfte.
Sie stand auf und begann, ziellos durch das Büro und alle Räume ihrer Wohnung zu laufen. Arbtan, der Harshan-Magnopardh, verkroch sich jaulend unter Tischen und hinter Sesseln. Jeder Gedanke Endras verwandelte sich in einen Pfeil mit geschliffener Giftspitze, und alle Spitzen wiesen auf Akellm. Ihre Enttäuschung war stellar, galaktisch, unendlich. „Ich bringe dich um, Baron da Premban!" fauchte sie und fegte mit dem Unterarm eine unbezahlbare Glasstatue vom Basaltsockel. Das Geräusch, mit dem die Skulptur in eine Million Fragmente zerbarst, war wie ein Faustschlag. Mit dumpfer Stimme wiederholte sie: „Dich bring' ich um, Akellm!"
Endra zwang sich abermals zur Ordnung. Sie ging zurück ins Büro, setzte die Flasche an die Lippen und leerte sie; dann betrieb sie ihr Prüf- und Checkprogramm mit einer an Quälerei grenzenden Gründlichkeit.
Neunzig Minuten später beendete sie den Durchgang, hob Akellms Holofoto auf, desaktivierte das Terminal und vergewisserte sich, daß die gläsernen Zuhaltungen sich ordnungsgemäß geschlossen hatten. „Was ich dir antun werde, Akellm", sagte sie, halbwegs gefaßt, „werde ich mein ganzes Leben lang bereuen. Ich weiß es. Du hast einen verdammt großen Maßstab gesetzt. Für mich und dich werde ich einen Fluß bitterer Tränen weinen. Du oder ich. Für mich bin ich wichtiger als du. Es muß sein.
Du wirst sterben."
Sie schaltete sämtliche Kommunikationsgeräte auf robotischen Empfang, ließ in der Küche einen schweren Wein öffnen und betrank sich zielgerichtet, in hilfloser Wut weinend, im Ruhesessel des Schlafraums. Der Magnopardh kroch auf Ellbogen und dem Bauch über den Teppich und fauchte jedesmal aggressiv, wenn sie ihn anstarrte. Er stank wie eine Fäkaliengrube.
Sie schwamm etwa eine Stunde lang, vergegenwärtigte sich rund vier Jahrzehnte ihres Lebens, schminkte sich mit besonderer Sorgfalt und wählte Kleidungsstücke aus, die sie gleichermaßen abweisend und begehrenswert machten. Der Roboter arbeitete eine halbe Tonta lang an ihrer Frisur; ihr hüftlanges Haar schlang sich wie ein Wurf bleicher Nachtschlangen um ihren schmalen Kopf.
Sie trank die morgendliche Camána schwarz und bitter und kramte nach langer und abscheulich quälender Suche in den Erinnerungen an ihr früheres Leben aus ihrem Gedächtnis eine planetare Kommunikationsnummer hervor: sie stammte aus jenen Jahren, die sie bis zum heutigen Tag verdrängt, wenn nicht vergessen hatte.
Sie setzte sich vor die Linsen und den Schirm, wählte und wartete. Zehn, fünfzehn Sekunden später meldete sich der andere Teilnehmer. „Ich bin's, die eiskalte Endy. Willst du eine Viertelmillion Chronners verdienen, Dorkie?"
Dorkhaer, als Kind in einer noch schmaleren, dunkleren Gosse aufgewachsen als sie, starrte sie an, als wäre sie aus der Unendlichkeit zurückgekehrt. „Du? Endy? Die Herzogin der Dolche, Messer und Überlebenstricks?"
„Ja. Willst du oder nicht?"
„Immer. Soll ich deinen haarlosen Alten umbringen oder was?" Er lachte geschmeidig. „Oder wen?
Und warum?"
Sie blickte in sein längliches, raubvogelartiges Gesicht. Sie hatte gehofft, daß diese Zeit unaufdeckbar unter den Sedimenten der Vergangenheit begraben war. Dorkhaer ter Rostarq, ein Schuft ohne Moral und Skrupel, war der Zuverlässigste und Berechenbarste von ihnen allen gewesen. Sie hatte, meist unerkannt, ihm geholfen, am Rand der arroganten arkonidischen Gesellschaft aufzusteigen und eine Position zu erreichen, die ihn davor bewahrte, kriminelle Dinge tun zu müssen. Die wenigen Male, die sie mit ihm, dem um fünfzehn Jahre Älteren, auf sarkastische Weise Überlegeneren, geschlafen hatte, zählten heute nichts; unbedeutende Vergangenheit. Noch immer bewiesen der Blick seiner Augen und die kreatürliche Wachsamkeit in seinen scharfen Gesichtszügen eine Überlebensfähigkeit, die an Wunder grenzte. „Ich hab' deinen Namen gelesen. Wie gut wirst du im Rennen sein?"
Er nickte. „Einer der vordersten Plätze."
„Nimm an oder laß es!" sagte sie. „Vergiß die Jahre zwischen den Abfallcontainern!" Sie
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