Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2015 - Mein Freund der Tod

Titel: 2015 - Mein Freund der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
eisiger Kälte in mir emporstieg. Furcht davor, für jedes Jahrhundert, das ich gelebt und die Natur be^ trogen hatte, bitter bezahlen zu müssen.
    Nicht einen Tod, sondern viele sollte ich sterben.
    Ein heiseres, abgehacktes Lachen quoll über meine Lippen, als das Schott aufglitt. Niemals würde ich den Arkoniden das Schauspiel mehrmaliger Hinrichtungen und Reanimationen bieten. Deshalb hatte ich Yomanril als Geisel genommen. Wenn ich schon sterben mußte, wollte ich auf der Flucht erschossen werden.
    Wie viele Wächter auf mich warteten, konnte ich nicht mehr erkennen. Sie eröffneten sofort das Feuer.
    Ich hätte nie geglaubt, daß es so schwer sein konnte, unter dem Druck von Gefangenschaft und Folter folgerichtige Gedanken zu fassen. Mein Fluchtversuch, ohnehin aus der Hilflosigkeit heraus geboren, war gescheitert, ehe er richtig begonnen hatte. 'Wie war ich nur auf die irrsinnige Idee verfallen, die Arkoniden würden mit tödlichen Waffen auf mich schießen? Wunschdenken war das gewesen, nicht mehr, entstanden aus der Schwäche eines Augenblicks.
    Allzu lange konnten die Lähmschüsse nicht hersein, denn momentan tobten die Nervenstränge.
    Eben noch hatte ich das entsetzliche Gefühl gehabt, nur aus meinem Kopf zu bestehen, der irgendwo schwebte, inzwischen waren Nacken, Schultern und Oberarme von einem Heer gefräßiger Insekten befallen, die ihre Giftzangen unaufhörlich durch die Haut trieben.
    Ich schwebte nicht, ich saß. Auf einer unbequemen Konstruktion, die ich erst einzuordnen vermochte, als ich feststellte, daß meine Handgelenke mit Metallbändern an die Armlehnen gefesselt waren. „... die Vitalfunktionen kehren zurück." Yomanril trat in mein Sichtfeld. Wie beiläufig fuhr er sich mit zwei Fingern über den Bioplastverband, der die Narbe unter seinem Kinn schon verkrustet hatte. „Ich will die Wahrheit, Bull. Seine Erhabenheit verspricht sich sehr viel davon."
    „Ich weiß nichts!" stieß ich hervor.
    Ein stechender Schmerz raste durch meinen Körper. Auf Yomanrils linkem Handrücken klebte ein Steuergerät, mit dem er die Stromstöße aktivieren konnte. Das Ding, auf dem ich festgeschnallt saß, war eine Art elektrischer Stuhl.
    Der Folterknecht verzog die Visage zu einem widerlichen Grinsen. Zweifellos hätte ich ihn seines Vergnügens beraubt, hätte ich jetzt zu reden begonnen. „Es wird langweilig", ächzte ich. „Bestimmt nicht."
    Ein zweiter Stromstoß, stärker als der vorangegangene, entlockte mir einen gequälten Aufschrei.
    Yomanril grinste. „Berichte von diesen neuen Schiffen, Terraner! Auf welche Weise wirkt die Waffe?"
    Ich biß die Zähne zusammen, schloß die Augen und wartete auf einen heftigeren Schmerz. Schon das Warten wurde zur Qual. Erst als ich bereits die aberwitzige Hoffnung empfand, es würde nichts mehr geschehen, tobten die Vorboten des Todes durch meinen Körper.
    Das hilflose, unkontrollierbare Aufbäumen der Muskeln war entsetzlich. Die Augen weit aufgerissen, sah ich nur blutig wogende Schleier. Speichel quoll über meine Lippen. „Die Daten!" drängte Yomanril.
    Mit letzter Kraft schüttelte ich den Kopf.
    Ein neuer Stromstoß. Wohl nur der Aktivator hielt mich am Leben; ich spürte seine Impulse; sie gaben mir die Kraft, ruhig zu bleiben. Dicht am Rand der Ohnmacht taumelte ich dahin und zählte nicht mehr, wie oft mein Körper durchgeschüttelt wurde.
    Roch ich verbranntes Fleisch? Oder war das nur die Ausgeburt meiner durcheinanderwirbelnden Empfindungen? „Ich fürchte den Tod nicht!" schleuderte ich Yomanril entgegen. Aber verstand er überhaupt, was ich krächzte, schrie oder stammelte? Ich konnte das selbst nicht mehr unterscheiden.
    Ich begann, den Tod nicht mehr als Gegner zu sehen. Wenn er kam, würde ich ihn als Freund begrüßen.
    ... ein lichtdurchfluteter Tunnel, gleißende Helligkeit am anderen, fernen Ende. Dazu Sphärenklänge ... dann abrupt Kälte und unnachgiebige Greifklauen, die mich herumzerrten, verbunden mit dem leisen Zischen einer Injektion ... Übelkeit wühlte in meinen Eingeweiden, als ich erwachte. Ein gallebitterer Geschmack stieg in der Speiseröhre auf, ich würgte und mußte mich übergeben. Ein Medoroboter säuberte mir den Mund.
    Ich fühlte nur grenzenlosen Zorn. Niemand hatte mich zurückholen sollen, ich wollte endlich drüben bleiben und sehen,, was jenseits der gleißenden Lichtfülle lag.
    Ich war gestorben - und reanimiert worden.
    Zum zweitenmal schon. Erst auf dem elektrischen Stuhl gebraten, danach mit einer

Weitere Kostenlose Bücher