2016 - Die Einsamen der Zeit
wird nichts mehr erläutert!" unterbrach ihn Zeiban Vit-Terous gehässig. „Deine Redezeit ist bereits überschritten. Du hast deine Chance gehabt!"
„Ich bin doch überhaupt nicht zu Wort gekommen!" protestierte La-Pharoke. „Meine Redezeit ist von dir dazu verwendet worden, den Hohen Konvent mit Lügengeschichten und Halbwahrheiten zu desinformieren!"
„Als Galaktischer Prinzipal habe ich das Recht, Zwischenfragen und Zwischenbemerkungen einzubringen. Das habe ich getan. Und nun verlasse das Podest! Die nächsten Redner warten schon..."
Zeiban Vit-Terous winkte hektisch mit seinem Stock, und aus der Wand hinter der Rednermuschel kamen mehrere bis jetzt zwischen den Pflanzenranken verborgene Sicherheitsroboter geschwebt. Die Mündungsfelder ihrer Lähmstrahler leuchteten in einem tiefen Orange. Sie waren aktiviert.
La-Pharoke war wie vom Donner gerührt. Es war vorbei. Er mußte den Rückzug antreten wenn er nicht von den krakenartigen Robotern bewußtlos aus dem Konventsaal getragen werden wollte.
La-Pharoke ignorierte das Versetzerfeld, das sich vor ihm aufbaute. Statt dessen betrat er die Formenergiebrücke, ging an der leeren Prinzipalsloge und an den Logen der Wahren Künstler vorbei und wechselte auf eine der spiraligen Antigravrampen über, die bis fast unter die Decke des Konventsaals führten.
Langsam, den Blick starr geradeaus gerichtet, stieg er höher. Er achtete nicht auf den Trubel im Saal, er achtete nicht auf die Rufsignale seines Kronenfunkgeräts. An der orllyndischen Regierungsloge, in der ihn Ru Ri-Garriott mit bleichem Gesicht erwartete, ging er ganz mechanisch vorüber.
Dann, am Ende der langen Rampe angelangt, durchschritt er eine Schleusenblüte und trat hinaus in die Gischt.
8.
Mondra mit Diamanten
Er war noch so winzig. Er wirkte so schwach und zerbrechlich.
Und er war in Ereignisse verwickelt, in die ein Baby einfach nicht verwickelt sein sollte.
Mondra Diamond streichelte ihrem Sohn sanft über die runzelige Haut. Sie strich ihm über die Wangen. Und wie schon so oft in den letzten Tagen begann ihre Hand unkontrolliert zu zittern, als sie Delorians Hals erreichte.
Den weißen Babyhals mit den roten Würgemalen.
Die HorrikosGeborene schluckte. Sie kämpfte gegen ihre Tränen an, während Delorian in jener uralten Sprache vor sich hin gluckste, von der eine Mutter manchmal meinte, sie könne sie wirklich verstehen was manchmal auch stimmte. „Tränen sind die Diamanten der Seele", hatte Hiato Issa, ein plophosischer Dichter des 29. Jahrhunderts, geschrieben. „Nur ein gewaltiger Druck macht sie zu jenen glänzenden Kleinodien, in denen sich das Universum bricht."
Und der Druck war gewaltig!
Reichte es denn nicht, daß Delorians Geburt mit zweimonatiger Verspätung stattgefunden hatte? Reichte es nicht, daß ihn sein Vater noch nie gesehen hatte und vielleicht nie sehen würde?
Mußte auch noch ein amoklaufender Monstermutant versuchen, ihr Kind zu ermorden kaum, daß es das Licht der Welt erblickt hatte?
Einer Welt, die völlig aus den Fugen war...
Mondra Diamond legte ihre Hand wieder auf Delorians Kopf. Sie spürte das Pulsieren seines Gehirns unter der weichen Fontanelle und sog den warmen Duft seiner Haut ein.
Und leise, dann lauter begann sie in einer altterranischen Sprache ein Lied zu singen, das sie bei den Zirkusleuten des Gauklerasteroiden Joker II kennengelernt hatte: „Oh, dein Papa ist eine wunderbare Mann, oh, dein Papa ist eine große Kiiienstler..."
Delorian Rhodan quietschte vor Vergnügen, während Mondra Diamond endlich einige glitzernde, diamantenklare Tränen über die Wangen liefen.
Delorian Rhodan war keine zwei Wochen alt. Mondra Diamond 35 Jahre.
Minus 18 Millionen.
Die beiden waren Einsame der Zeit.
9.
Der Totenpilz
La-Pharoke hatte es versucht. Und er war gescheitert.
Wieder einmal war er gescheitert.
Er hatte keine Möglichkeit, die Verleumdungen des alten Prinzipals richtigzustellen.
Er konnte sich gegen seine Infamie nicht mehr wehren. Wäre er ein Kronefen gewesen, hätte er die Rednermuschel ein zweites Mal betreten dürfen. Als Verwysen hatte er dieses Recht nicht.
La-Pharoke hatte sich einen Platz an der Außenwandung des Orllyndischen Doms gesucht, von dem aus das indigoblaue Leuchten des Meeres zwischen den Gischtvorhängen zweier Wasserfälle zu sehen war. Weit draußen. Und tief unten.
Das genmodellierte Gewebe des Konventkokons hatte eine Sitzmulde für ihn gebildet, in der er sich mit
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