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2030 - Chimaerenblut

2030 - Chimaerenblut

Titel: 2030 - Chimaerenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin , Mo Twin
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einer Überprüfung seines Wohnsitzes fand die Polizei seinen abgenagten Schädel und ein Stück vom Rumpf.
    Offensichtlich hatte Grame seine Bulldogge nicht mehr unter Kontrolle, gab die Spurensicherung bekannt. Der Hund befand sich zusammen mit den Leichenteilen in einem selbst gebauten Verschlag. Grame hatte die Tür von innen geschlossen, wie sich anhand der Fingerabdrücke feststellen ließ. Dann musste er seine Bulldogge herausgefordert haben, doch der Hund erwies sich als stärker. Nachbarn sagten, das Tier war zum Bear - und Bullbaiting abgerichtet. Die aus England stammenden Tierkämpfe sind seit 300 Jahren verboten. Ein Bulle mit abgestumpften Hörnern wurde dazu an einen Pflock gebunden und die Bulldoggen bissen ihm in die Schnauze, bis das gefolterte Tier starb.
    Die Kamera schaltete um in ein Talk-Studio. Zwei Politiker diskutierten über die Gefährlichkeit von Bulldoggen-Chimären.
    Sie haben doch ganz deutlich gesagt, dass Olson Grame schon seit mehr als zehn Jahren gemordet hat. Damals war er noch keine Chimäre. Das ist doch alles nur ein Vorwand.
    Wütend schaltete Josi ab.
    Es ist soweit, dachte sie.
    Jetzt treiben sie uns zusammen!

 
52
    Mittwoch, 29. Mai Warschau, mittags:
    Leon hielt sein Gesicht in den Wind, bewegte die Nasenflügel und witterte den intensiven Geruch von Pferden. Verdrängte Erinnerungen und Gefühle stürmten auf ihn ein. War es tatsächlich schon fünf Jahre her seit er den Hof seines Onkels verlassen hatte?
    Er legte das verrostete Fahrrad von Wladimir ins hohe Gras. Seit er am Montag mit dem Taxi an der Koppel vorbeigefahren war, spürte er die alte Sehnsucht in sich. Mit zwei Schritten Anlauf sprang er über den Zaun aus grob genagelten Brettern und lehnte sich dagegen. Ein Lächeln zog über sein Gesicht.
    Eine rotbraune Stute hob den Kopf. Tänzelnd kam sie näher, die Ohren gespitzt. Als sie vor ihm stand, bewegte sie die Nüstern und stupste ihn vorsichtig mit der Nase an. Dann streckte sie den Kopf vor, verdrehte die Augen und stülpte die Oberseite der Lippen nach außen. Sie flehmte . Leon wusste, dass die Stute so die Atemluft an den Gaumen brachte, um den Geruch zu filtern. Was sie roch, schien ihr zu gefallen, denn nun rieb sie ihren Kopf entspannt an seiner Schulter. Er klopfte ihr den Hals. Sie hatten sich gefunden.
    Dieses Pferd wollte er reiten.
    Er blickte zu dem nahe gelegenen Gehöft. Ein Reiter näherte sich im Galopp. Seine blonden Ponyfransen hatte er mit einem roten Tuch aus dem Gesicht gebunden. Die Nase war breit und lang. Die Augen standen seitlich. Zweifelsfrei eine Tier-Chimäre.
    »Ho, ho.« Der Mann stoppte nur wenige Meter vor ihm und sprach ihn auf Polnisch an.
    Leon versuchte es auf Englisch. »Hallo, I’m from Germany…«
    Der Fremde schüttelte den Kopf und antwortete auf Deutsch. »Was machst du auf unserem Gelände?«
    »Ich würde gerne ein Reitpferd mieten. Diese Stute. Wir haben uns schon ein wenig bekannt gemacht.«
    »Die Tiere haben für gewöhnlich ihren eigenen, sturen Kopf. Ich bin überrascht, dass ausgerechnete diese Stute mit dir Freundschaft geschlossen hat.« Er sprang von seinem Pferd und ging auf Leon zu. »Mein Name ist Jonas. Du hast Glück, dass du auf mich getroffen bist, die anderen sprechen kaum Deutsch. Ein wenig meine Frau und mein Bruder Quentin.«
    Er begrüßte Leon mit kräftigem Händedruck. Seine Hände waren rau und schmutzig von der Arbeit auf dem Hof. »Unsere Braune. Mm. Normalerweise vermieten wir die Pferde nicht. Wir haben die kleine Herde für die Arbeit auf dem Acker und als Autoersatz. Wir versuchen hier so autark wie möglich zu bleiben. Aber ein wenig Geld schadet unseren Kassen nicht, denn natürlich müssen wir viele Dinge zusätzlich kaufen. Am besten du kommst rüber zum Haus und ich berede das mit den anderen. Ich kann so etwas nicht alleine entscheiden. Wir sind eine Kommune.«
    Jonas stieg auf sein Pferd und wartete.
    Leon bemerkte einen Irokesen-Schnitt im Nacken. Eine Pferde-Mähne . Wären sie sich an einem anderen Ort begegnet, hätte er die Chimäre gerochen, aber hier waren zu viele Pferde und er nicht geübt, die Unterschiede zu erkennen. Offensichtlich ging es Jonas nicht anders.
    Leon ging ein paar Schritte vom Holzzaun zurück, nahm Anlauf und übersprang ihn.
    Jonas reagierte wie erwartet. Er blickte irritiert auf Leons Halstuch. »Und ich dachte du hättest Kiemen, aber offensichtlich hast du ein Pferd in den Beinen.«
    Leon grinste. »Du hast richtig geraten.« Dass er

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