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2030 - Chimaerenblut

2030 - Chimaerenblut

Titel: 2030 - Chimaerenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin , Mo Twin
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mit zitternden Fingern die Spülung. Dann ging er wie im Nebel zum Waschbecken, sah in den Spiegel und schüttete kaltes Wasser in sein bleiches Gesicht.
    Olga und Marc sind tot. Und ich bin schuld , hämmerte es in seinem Kopf. Das war kein Unfall. So einen Zufall gibt es nicht. Das kann kein Zufall sein. Nein, nein, nein.
    Was war mit Simon? Hatten sie ihn auch ermordet? Und warum waren Olga und Marc tot? Sie wussten doch nichts von den Chimären-Versuchen. War Josi in Gefahr? In Leons Kopf schmerzte jeder weitere Gedanke. Sein Hals war plötzlich wie zugeschnürt. In seinem Magen rebellierte die Magensäure erneut. Leon wusste, ab jetzt befand er sich im freien Fall. Polizei und Auftragskiller waren ihm auf den Fersen.

 
56
    Donnerstagnachts, Dubai:
    Die Yacht der Hildens wiegte sich sanft auf der ruhigen See. Josi hatte das Gefühl, auf einer Schaukel zu sitzen. Trotzdem pochte ihr Herz so heftig, dass sie die Hand aufs Schlüsselbein legte, um sich zu beruhigen. Im Halbdunkel der Kabine waren ihre Füße nur schemenhaft zu erkennen. Sie war dankbar dafür, denn sie hätte sich auch bei Licht nicht getraut, genauer hinzusehen. Die Veränderungen erfüllten sie mit Panik. Sie konnte die Zehen nur noch heben und senken, jedoch nicht mehr spreizen, denn sie waren paddelförmig miteinander verwachsen. Nicht wie die Flosse eines eleganten Schleierschwanzfisches, sondern wie der Lobus eines Hais.
    Sie zog die Füße an. Ein stechender Schmerz schoss ihr in die Hüfte und trieb ihr die Tränen in die Augen. Mit der Hand tastete sie nach den Socken auf ihrem Bett. Sie biss sich auf die Unterlippe und beeilte sich, die Strümpfe überzustreifen. Dann stellte sie sich zitternd neben den Stuhl, nahm den Wickelrock von der Lehne und wickelte ihn um die Hüften.
    Wann hört das endlich auf? Wie weit werde ich mich verändern?
    Der türkisfarbene Rock schlabberte an der Taille. Mit einem Ruck zog Josi die Bänder fester und machte einen Knoten. Die Erinnerungen an Leon drängten sich in ihre Gedanken und an das, was sie verloren hatte, was sie niemals bekommen könnte.
    Leon, hatten wir überhaupt eine Chance?, seufzte sie. Werde ich dich jemals wieder sehen? Und was bin ich dann? Eine verkrüppelte Meerjungfrau, die niemand haben will? Wird mich dann noch ein Mann begehren? Ethan zum Beispiel?
    Sie schluckte. Beinahe hätte sie sich in ihn verliebt, aber er hatte im letzten Moment alles zerstört. So eine wie sie, könne er an jeder Ecke haben, hatte er gehöhnt. Die Worte brannten noch immer wie Feuer auf ihrer Haut und trieben ihr die Röte ins Gesicht. Seit jenem Tag wich sie ihm aus. Wenn sie sich auf den schmalen Gängen der Yacht begegneten, vermieden sie es, einander anzusehen.
    Das Meer platschte leise gurgelnd gegen den Schiffsbug. Josi lauschte. In einer der Kabinen duschte jemand. Das Brausen des Wasserstrahls verstummte, es wurde still an Bord. Sicher liegen die Hildens in ihren Kojen und schlafen, grübelte sie. Die Bodyguards würden wie jede Nacht an Bug und Heck Wache halten. Auch auf See mussten sie mit Einbrechern rechnen. Oder Piraten.
    Schweißperlen standen auf Josis Haut. Die Schwüle unter Deck raubte ihr die Luft zum Atmen. Sie musste raus aus der Enge der Kabine. Vielleicht erfrischte die Seeluft, so hoffte sie und schlich an Ethans Kabine vorbei.
    Jeder ihrer Schritte erinnerte sie an die schmerzhafte Wandlung vom Mensch zum Fisch, die ihr Körper vollzog. Sie fragte sich, ob sie nie wieder in den Armen eines Mannes liegen würde? Nie wieder eine zärtliche Berührung fühlen? Nie wieder Liebe? Und Leon? Aus und vorbei?
    Josis Magen verkrampfte sich, und sie krallte sich ans Geländer. Jemand war hinter ihr. Sie hörte Schritte. Wie in Zeitlupe drehte sie sich um. Ethan! Er zog sie wortlos in seine Arme.
    »Es tut mir leid, so leid«, flüsterte er. »Honey, ich habe dich verletzt. Dabei hätte ich es besser wissen müssen. Diesmal habe ich dir nicht vertraut. Das ist unverzeihlich.« Er schluckte. »Du bist nicht wie alle anderen…«
    Sie zögerte für einen kurzen Moment, dann schlang sie die Arme um seinen Nacken. Sie hatte nichts mehr zu verlieren. Sie hatte bereits alles verloren. Ein schmerzhafter Gedanke pochte in ihrem Kopf und ließ sich nicht verdrängen. Diese Nacht wäre sie ein letztes Mal eine begehrenswerte Frau, bevor sie endgültig zur Meerjungfrau würde.
    »Nimm mich mit in deine Kabine«, flüsterte sie und schmiegte sich verzweifelt an ihn. Sie hatte gesehen, wie zärtlich

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