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2033 - Tod im Türkisozean

Titel: 2033 - Tod im Türkisozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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prophetischen Träumen, in denen ihr Latruiz schon lange vor ihrer ersten Begegnung erschienen war.
    Aber sie fragte Latruiz nach dem Verbleib ihrer Traumperle: „Was ist mit ihr geschehen? Wo hast du sie damals hingebracht?"
    „Das darf ich dir nicht sagen, mein Bronzevögelchen" erwiderte Latruiz, nahm sie um die Hüfte und zog sie in den schützenden Schatten eines Palmenhains. „Ich will es aber wirklich wissen ...", murmelte Jamaske einen nur halbherzigen Protest. „Es ist Wissen für die Wissenden", sagte Latruiz und drückte sie sanft gegen den federnden Stamm einer Tanzpalme. „Es ist Wissen, das du und ich nicht brauchen. Wir brauchen auch keine Träume mehr, geliebte Jamaske. Wir brauchen nur uns selbst."
    Ein Blendschmetterling stieg aus der angrenzenden Gelbmohnwiese auf und ließ seine spiegelnden Flügel im Silberlicht blitzen. Latruiz, während er mit seinen Händen unter Jamaskes Pflanzenkleid den Konturen ihres erhitzten Körpers folgte, nickte in die Richtung des flatternden Schmetterlings: „Glaubst du, daß er Träume hat, Jamaske? Oder daß er sie braucht?"
    Latruiz küßte Jamaskes Nacken und leckte mit seiner Zunge in ihre Ohrmuschel, und Jamaske, angenehm erschauernd, entging, daß in seinen Worten auch etwas sonderbar Grimmiges gelegen hatte - von dem ihr Geliebter rasch ablenkte, indem er sie mit seinem ganzen Körper noch fester gegen die nachgiebige Rinde der Tanzpalme drückte.
    Jamaske ließ es nur allzugerne geschehen - wie so oft in diesen von Licht und Lust und Lachen durchstrahlten Perioden.
    Ein Schauer haariger Hohlnüsse regnete aus dem Blätterdach auf die beiden Liebenden herab und verfehlte sie nur knapp. Und wären Jamaske und Latruiz nicht gänzlich mit sich selbst beschäftigt gewesen, hätten sie ihre winzigen, auf den Kopf gestellten Spiegelbilder in den jetzt langsam und ruhig schlagenden Flügeln des Blendschmetterlings entdecken können.
    Es waren die Perioden einer hemmungslos heiteren Zweisamkeit.
    Es waren die Perioden eines ungetrübten Glücks.
     
    *
     
    Nun, vielleicht nicht gänzlich ungetrübt.
    Den Pflanzern war Jamaskes ständige Abwesenheit - ihre Abwesenheit, auch wenn sie körperlich da war und sich mit mechanischem Eifer an der Arbeit beteiligte - nicht entgangen.
    Und die kluge Losdui hatte Jamaskes Verhalten bald richtig gedeutet. Sie bat Jamaske in die lebende Laubhütte, die sie manchmal, wenn es ihr gerade paßte, gemeinsam mit Großpflanzer Belebrando bewohnte, schenkte sich selbst und Jamaske wortlos eine Schale Garrenda ein und sah ihr lange in die Augen. Jamaske wich ihrem Blick aus und trat unbehaglich von einem Bein aufs andere. „Ach herrje!" seufzte die resolute Pflanzerin. „Es stimmt also wirklich. Wer ist es, Jamaske?
    Er kann kein Pflanzer sein, das hätte ich bemerkt. Ist es jemand aus deinem früheren Leben?
    Ein Fischer? Aber warum verstecktst du ihn dann vor uns?"
    „Ich verstehe nicht, wovon du sprichst", log Jamaske. „Du verstehst sehr genau, wovon ich spreche, störrische Schwester. Ich will dir einen Rat geben, Jamaske: Wenn du dich mit einem Wissenden eingelassen hast, sieh zu, daß du das ganz schnell wieder beendest!"
    „Weil es verboten ist?" fragte Jamaske, die eingesehen hatte, daß es sinnlos war, die Wahrheit vor Losdui verbergen zu wollen. „Ich habe dich immer für eine Frau gehalten, die sich wenig um Vorschriften schert."
    „Nein, nicht weil es verboten ist, Jamaske. Weil es gefährlich ist. Weil zuviel Wissen die Seele krank macht. Weil zuviel Wissen sogar töten kann. Weil Paumyr gute Gründe hat, warum sie die Wissenden von den einfachen Rautak fernhält."
    „Was sollten das für Gründe sein?" fragte Jamaske trotzig. „Das weiß ich nicht, Schwester", antwortete Losdui mit einer für sie ungewöhnlichen Ernsthaftigkeit. „Ich respektiere sie, auch wenn ich sie nicht kenne. Ich bin jederzeit bereit, mich gegen meinen Windbeutel von Mann zu stellen. Und gegen das ganze Pflanzerdorf, wenn es sein muß. Aber ich werde immer Paumyrs Gebote achten, weil Paumyr Die Eine ist."
    „Auch ich achte Paumyr", gab Jamaske zurück und stellte ihre Schale, aus der sie nichts getrunken hatte, auf dem mit Blättern ausgelegten Boden ab. „Und Paumyr weiß, was ich tue.
    Wenn es ihr nicht gefallen würde, hätte sie zu mir gesprochen. Sie hätte mir zumindest ein Zeichen gegeben."
    „Ich bin schon viele Male gestorben, Jamaske, und Paumyr hat noch nie zu mir gesprochen."
    „Wir lieben uns", sagte Jamaske knapp

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