2046 - Neun Stunden zur Ewigkeit
Ultraschallsignale umwandelte. „Ich suche Ruyde Kerima Bassa."
Er bekam jedoch keine Antwort. Die Evoesa machten ihm nur weiterhin den Weg frei, aber hinter ihm schlossen sich ihre Reihen wieder. Sie drängten sich nun dichter um ihn, sie strömten von allen Seiten in seine Richtung. „Alles in Ordnung?" fragte Dao-Lin erneut an. An ihrer Stimme erkannte der Smiler, wie unsicher die Kartanin war. „Ich bin in guter Gesellschaft", versuchte er sie zu beruhigen. „Ich glaube, dass ich gleich am Ziel bin."
Hundert Meter vor ihm tauchte ein einzelnes Wesen auf, das ihm mit majestätischen Schwimmbewegungen entgegenkam. Tekener hielt an und wartete, bis der oder die Evoesa fünf Meter vor ihm anhielt. „Ich bin Ruyde Kerima Bassa", vernahm er eine Stimme aus dem Translator. „Ich bin die Älteste meines Volkes. Aber du bist nicht Atlan. Du wirkst so fremd."
„Das erscheint nur wegen meines Tauchanzuges SO", sagte Tekener. „Aber es ist richtig, dass ich nicht Atlan bin. Mein Name ist Ronald Tekener. Ich komme in Vertretung Atlans."
„Du wirkst dennoch völlig anders", beharrte Ruyde Kerima Bassa. „Gehörst du einer anderen Rasse an?"
Diese Frage verblüffte Tekener. Für einen Menschen sah ein Blue wie der andere aus, ebenso verhielt es sich mit Swoons, Maahks und allen anderen Fremdwesen. Besaßen die Evoesa so feine Sinne, dass sie an Fremdwesen auch die geringfügigen Unterscheidungsmerkmale zwischen verschiedenen Lemurer-Abkömmlingen wahrnehmen konnten? „Das stimmt", antwortete Tekener. „Atlan ist Arkonide, ich gehöre den Terranern an. Aber wir sind Freunde, und ich bin von derselben Gesinnung wie Atlan."
„Dann bist auch du ein hinterhältiger Lügner!" schleuderte ihm Ruyde Kerima Bassa auf einmal zornig entgegen. „Wie bitte?" entfuhr es Tekener überrascht. „"Wieso bezeichnest du uns als Lügner? Wir treiben kein falsches Spiel."
„Atlan hat uns gegenüber behauptet, dass eure SOL nicht ins INSHARAM gekommen ist, um eine Superintelligenz zu zeugen", sagte Ruyde Kerima Bassa anklagend. „Das ist die Wahrheit", antwortete Tekener reinen Gewissens. „Wir sind keineswegs mit einer solchen Absicht ins INSHARAM gekommen."
„Aber nun finden Vorgänge statt, die eindeutig darauf hinweisen, dass auf eurem Schiff eine Superintelligenz geboren wird. Unser Sinjazz-Organ trügt uns nicht."
Tekener seufzte. Den Evoesa blieb wohl nichts verborgen, was im INSHARAM passierte. „Atlan hat euch nicht belogen", sagte Tekener und hoffte, dass der Translator die Ehrlichkeit und Überzeugungskraft seiner Stimme rüberbrachte. „Was auf der SOL passiert, war von uns nicht beabsichtigt.
Die Geschehnisse haben eine Eigendynamik entwickelt, die wir weder gewollt haben noch voraussehen konnten."
Es entstand eine Pause, in der Ruyde Kerima Bassa zu überlegen schien, wie sie auf Tekeners Worte reagieren sollte. „Das INSHARAM ist dazu da, um potentiellen Superintelligenzen eine Entwicklungshilfe zu bieten", sagte die Evoesa nach einiger Zeit. „Ihr habt euch also keines ungebührlichen Verhaltens schuldig gemacht. Es wäre jedoch nicht zuviel verlangt gewesen, uns über eure wahren Absichten zu informieren. Das wäre fair gewesen."
„Ich habe die Wahrheit gesagt", beteuerte Tekener. „Wir haben selbst nicht gewusst, welche Entwicklungen sich anbahnen würden."
Ruyde Kerima Bassa schien ihm gar nicht zugehört zu haben. Die Evoesa bewegte sich durch die Strömungen der Psi-Materie, brauchte wieder einige Zeit, bis es zu einer Antwort kam. „Das INSHARAM ist unser Lebensbereich", sagte sie dann. „Die Geburt einer Superintelligenz wird große Veränderungen bewirken, die unsere Lebensqualität einschränken werden. Viele von uns werden sterben müssen, weil wir auf das Ereignis diesmal völlig unvorbereitet sind. Aber darüber klagen wir nicht. Alles, was wir wollen, ist, dass wir diesem großen Ereignis aus nächster Nähe beiwohnen dürfen. Wenn du aber gekommen bist, um uns als Störenfriede zu verjagen, werden wir das auch akzeptieren."
Tekener hatte plötzlich einen Kloß im Hals. Die Menschen an Bord hatten tatsächlich befürchtet, die Evoesa hätten die SOL eingekesselt, um gegen sie vorzugehen. Dabei war alles, was die seltsamen Wesen wollten, ein Logenplatz bei der Geburt von ES, auch wenn dies ihren eigenen Untergang bedeutete. „Nein, nein, wir wollen euch keineswegs verjagen", beeilte sich Tekener zu versichern, nachdem er den Kloß runtergeschluckt hatte. „Ganz im Gegenteil. Ich
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