2053 - Der neue Tato
konnte sein Leben nicht einmal möglichst teuer verkaufen. Das Energiemagazin der schweren Roboterwaffe war nahezu leer. Drei, vier Feuerstöße vielleicht, zuwenig, um starke Schutzschirme zu knacken. ie Finsternis war vollkommen. Die hohen Gebäudekomplexe schirmten sogar den fahlen Sternenschimmer ab. Die Infrarotbrille, die er trug, zeigte Kim Tasmaene die. eigene Wärmespur wie ein flammendes Fanal. Unvermittelt waren sie da: bizarre, grell leuchtende Objekte. Ihre Wärmeausstrahlung konzentrierte sich auf die Mündungen beider Waffenarme, die Gelenke und die feinen Fugen im Bereich des eigentlichen Rumpfes. Die waagerecht liegende Sehzelle versprühte ein wahres Feuerwerk.
Kim Tasmaene erschrak über seine eigenen banalen Betrachtungen. Zwei Roboter bogen in die Gasse ein. Mehrere Naats folgten ihnen in sicherer Distanz. Kim Tasmaene feuerte. Unerträglich hell fraß sich der Thermostrahl durch seine Sinne. Nur den Bruchteil eines Augenblicks später hüllte ihn selbst Sonnenglut ein. Er spürte noch die unbeschreibliche Hitze, die seine Kleidung mit der Haut verschmolz und ihm zugleich das Fleisch von den Knochen brannte...
Die folgende Stille war verwirrend. Kim Tasmaene glaubte nicht an eine Hölle oder einen Himmel, auch wenn viele galaktische Religionen mehr oder weniger variationsreich davon kündeten. Sein Leben lang war er auf der Suche gewesen. Nach dem, was er selbst für die Wahrheit halten konnte.
Vielleicht hatte er sich dabei viel zu weit vom Ziel entfernt. In diesem flüchtigen Moment, in dem er zu begreifen versuchte, was geschehen war, erschien es ihm, als liege die Wahrheit tief in ihm selbst. Der Gedanke verwehte, als er die Waffe hochriss...
Licht flammte auf. Innerhalb eines einzigen Lidschlags fand Kim Tasmaene aus seinem Alptraum in die Wirklichkeit zurück. Es gab keine Waffe und keine Verfolger, die ihn in die Enge getrieben hatten - nur die kahlen, stählernen Wände ringsum waren Realität. Indem er sich abrupt aufrichtete, hatte er die Beleuchtung aktiviert. Irgendwann gegen Ende der Nacht hatte er sich in die Katakomben tief unter der Manufaktur von Fin Calley zurückgezogen. Der Schlafraum enthielt keine technische Einrichtung. Matratzen waren als provisorisches Nachtlager ausgebreitet worden. Das vermeintliche Grollen eines nahenden Erdbebens erwies sich als das Schnarchen einiger Männer, die nicht einmal das gedämpfte Licht aufschreckte.
Tasmaene entsann sich der eigenen Erschöpfung und dass er fast im Stehen eingeschlafen wäre.
Mehrere Staffeln Katsugo-Kampfroboter, geleitet von fliegenden Kommandoeinheiten, hatten am späten Nachmittag Fin Calley heimgesucht. Nach Tagen trügerischer Ruhe, die nur von kleineren Geplänkeln geprägt gewesen waren, hatten die Besatzungstruppen ertrusumspannend zum Schlag gegen die Rebellen ausgeholt. Das war umso überraschender, als der neue Tato augenscheinlich versucht hatte, eine weiche Welle zu fahren. Nicht zuletzt mit der ausgesetzten Hinrichtung von Eden Arukitch, über dessen Schicksal seitdem aber keine Information mehr an die Öffentlichkeit gelangt war.
Zum Jahreswechsel hatte Subeat dom Cyllken dann verkündet, alle Exekutionen auszusetzen und in Haftstrafen oder Deportationen umzuwandeln.
Mittlerweile lagen Nachweise vor, dass in der ersten Januarwoche namhafte Widerstandskämpfer nach Arkon abtransportiert worden waren.
Tasmaene tastete nach der Kappe auf seinem Hinterkopf. Erst nachdem er sich von ihrem festen Sitz überzeugt hatte, versuchte er, die verknitterte Kombination glattzustreichen. Aber die Spuren der Nacht ließen sich nicht so leicht vertreiben. Der Präsident hatte den Tato unter schätzt, hatte wirklich eine Zeitlang daran geglaubt, die mildtätigen Brocken für die Bevölkerung könnten der Anfang einer Verständigungsmöglichkeit sein.
Doch Subeat dom Cyllken ging es ebensowenig um ein humanitäres Image wie seinem Vorgänger. Virtuos hantierte er mit Zuckerbrot und Peitsche, und beides diente ihm ausschließlich als Hilfsmittel, ein offenbar genau definiertes Ziel zu erreichen. Tasmaene verließ den Schlafraum. Kahler, nur teilweise mit einem Stahlplastskelett gesicherter Fels umfing ihn. Nach fünfzig Metern mündete der Gang in eine weitläufige Halle, die selbst nur Teil des ausgedehnten Kavernensystems tief unter der Manufaktur war.
Aus dem Weltraum konnten die Höhlen nicht geortet werden. Eine in den Fels eingeschlossene Mineralschicht wirkte als unsichtbare Sperre.
Geologen vertraten die
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