2053 - Der neue Tato
Meinung, dass das Gebiet um Fin Calley ebenso wie die westlichen Ausläufer des Buckligen Reiters einst zu einem gewaltigen Schelfmeer gehört hatte, das während der Auffaltung des Gebirges verschwand. Luftdicht in den Meeresschlamm eingebacken, hatte die absterbende Bodenflora jene teilweise nicht einmal einen halben Meter dicke Sperrschicht gebildet, die sich heute geradezu als Segen erwies. Selbst die Bevölkerung von Fin Calley ahnte nicht, dass einige hundert Meter tief unter ihrer Stadt technische Güter, Waffen und nahezu jede denkbare Hightech-Ausrüstung für den ertrusischen Widerstandskampf lagerten. Auch von den Besatzern erbeutete Ausrüstung war überwiegend hierher geschafft worden.
Irgendetwas braute sich zusammen. Für Nahrungsmittel ebenso wie für die inzwischen flächendeckend zur Verfügung gestellten Medikamente erwarteten die Arkoniden hoffentlich keine Dankbarkeit. Ihr Überfall war schließlich die Ursache der bitteren Not, die Razzia letzte Nacht kam nicht von ungefähr. Ein Großteil der unterirdischen Anlage war durch vulkanische Tätigkeit entstanden und soweit wie nötig ausgebaut worden, Stahlsäulen stützten die Decke in regelmäßigen Abständen. An der Peripherie, zwischen Magazinen und den Tanks der Wiederaufbereitung verlief die Schiene einer Magnetbahn. Die verhältnismäßig kleinen und offenen Waggons ermöglichten eine schnelle Verbindung im unterirdischen Bereich.
Die Anlage wurde schon seit langem genutzt, aber erst seit der Landung der Arkoniden war ihr konsequenter Ausbau vorangetrieben worden. Vor allem, seit nach der Zerstörung von Baretus Fin Calley zum Sitz des Widerstands geworden war.
Kim Tasmaene hatte sein Hauptquartier in der Manufaktur aufgeschlagen. Die Fabrik, in der spezielle Gravitatoren ausschließlich für ertrusische Bedürfnisse gefertigt wurden, hatte eine uralte Tradition. Im Laufe von Jahrhunderten war der Komplex aus kleinen Anfängen herausgewachsen, war erweitert und immer wieder modernisiert worden und galt heute als einer der profitabelsten Betriebe von ganz Ertrus. Jedenfalls bis zum 27.
September, als Arkon sein wahres Gesicht zeigte, schoss es dem Präsidenten durch den Sinn.
Obwohl die Fabrik längst mit Technik vom Feinsten arbeitete, behielten die Bewohner Fin Calleys die Bezeichnung Manufaktur in liebevollironischem Selbstverständnis bei. Wie ein Krake hatte sich die Fabrik ausgebreitet, weit unter die Stadt, aber auch oberirdisch mit sehr eigenwilliger Architektur. Eine Folge des ungehemmten Wachstums und der auf immer neuen logistischen Anforderungen aufbauenden Verzahnung waren vergessene und selbst aus unmittelbarer Nähe schwer zu entdeckende Bereiche. Kein Wunder also, dass die Fabrik zum Sitz des organisierten Widerstands geworden war.
In der Nacht hatten die arkonidischen Truppen den bislang umfassendsten Schlag gegen den Widerstand geführt und sogar weite Bereiche der Manufaktur durchkämmt. Sie waren nicht fündig geworden - ebensowenig wie in anderen Bereichen des Kontinents. Seltsamerweise meldete der östliche Kontinent Gaon-Dhar keine entsprechende Aktion. Das Wiederverstofflichungsfeld des Frachttransmitters im Hintergrund stabilisierte sich soeben. Nach wie vor unterband die Imperiumsflotte jeden Transmitterverkehr im Bereich des Kreit-Systems. Dass die USO unter der Kodebezeichnung Excalibur über Spezialgeräte verfügte und die Störstrahlung der Arkoniden deren Arbeitsfrequenz nicht beeinträchtigte, hatte noch nicht einmal der allgegenwärtige imperiale Celista-Geheimdienst erfahren. Man arbeitete auch entsprechend vorsichtig und zurückhaltend.
Einziger Nachteil der Spezialtransmitter war die maximale Reichweite von nur drei Lichtjahren. Andererseits konnten Warensendungen immer noch aus sicherer Distanz erfolgen. Mehrere Dutzend Excalibur-Spezialtransmitter waren inzwischen in Einzelteilen nach Ertrus geschickt worden, und die Widerstandskämpfer hatten damit ein planetenumspannendes Netz aufgebaut, von dem die Arkoniden nichts ahnten. Die United Stars Organisation lieferte Gerätschaften aller Art mittlerweile geradezu nach Bedarfslisten. Und der Terranische Liga-Dienst bediente sich der Hilfe der USO für eigene Sendungen nach Ertrus. Dass dennoch Guerillas immer wieder arkonidische Patrouillen und Stützpunkte angriffen und plünderten, diente einzig dem Zweck, den regelmäßigen Nachschub von außen zu kaschieren.
Soeben materialisierten tragbare Schirmfeldprojektoren. Eifrige Hände verluden sie auf
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