2058 - Im Land Dommrath
dass der Do'Gwinyr-Sektor fest in der Hand der Astronautischen Revolution ist", argumentierte Startac weiter. „Die Ritter von Dommrath müssten doch bestrebt sein, diese Gebiete zurückzuerobern und in ihre Macht zu bringen. Aber wir haben es nur einmal auf Chirittu erlebt, dass die Ritter ihre Legion einsetzten. Auf keiner der anderen Welten der Astronautischen Revolution, auf denen wir bisher waren, hat es Repressalien gegeben. Und das Legionsschiff, das auf Zem'okhmo präsent. war, hat sich auf Anwesenheitsdienst beschränkt."
„Allein der Anblick eines Legionsschiffes hat abschreckende Wirkung genug", sagte Keifan. „Eben darauf will ich hinaus." Startac schnalzte mit dem Finger. „So betrachtet erscheint es mir fast, dass der schreckliche Ruf der Legion eher auf Mundpropaganda beruht denn auf wahrhaft vollzogenen Bluttaten."
„Nun, es ist kein Geheimnis, dass die Ritter von Dommrath den Ruf genießen, geduldig und großmütig zu sein und ihre Völker zu lieben."
„Das habe ich genauso in der Verkünderklause von Mindandar zu hören bekommen", mischte sich nun auch Trim ein. „Aber ich denke, dass das nicht mehr als Schlagworte sind. Wir haben auf Chirittu gesehen, wie sehr die Ritter ihre Völker lieben, wenn sie zu aufmüpfig werden."
„Chirittu war ein Einzelfall", entgegnete Startac. „Wir wissen nicht, welcher Vergehen sich die Caranesen auf diesem Planeten schuldig gemacht haben."
„Sie haben Raumschiffstechnik produziert, das war ihr ganzes Verbrechen", sagte Trim erbost. „Im Land Dommrath ist wohl nichts so verwerflich, wie Raumfahrt betreiben zu wollen. Wenn irgendjemand gegen dieses Monopol der Ritter verstößt, ist sein Todesurteil besiegelt."
„Eben nicht, wie wir gesehen haben", widersprach Startac. „Über welche Welt der Astronautischen Revolution haben die Ritter denn ein Todesurteil verhängt? Wir kennen kein einziges Beispiel. Insgesamt meine ich, dass das Konzept des Transmitternetzes statt uneingeschränkten Raumschiffsverkehrs die bessere Wahl ist. Zustände, wie sie momentan in der Milchstraße herrschen, sind im Land Dommrath undenkbar. Angesichts der latenten Kriegsgefahr, die in unserer Heimat durch ständige provokante Übergriffe der Arkoniden herrscht, würde ich mir ein System wie das Dommrathische Netz wünschen. Genaugenommen genießt der Durchschnittsbürger im Land Dommrath mehr Freiheit als der Durchschnittsbürger der Milchstraße.
Und dazu hat das Land Dommrath im Durchschnitt einen höheren Wohlstand als die Milchstraße zu verzeichnen. Gegenüber der Milchstraße ist Dommrath ein wahres Utopia."
„Eher ein goldener Käfig", entgegnete Trim. „Möglich, aber wie viele Käfige hat die Milchstraße, die weit davon entfernt sind, vergoldet zu sein?"
„Plädierst du also dafür, dass wir hier bleiben, Startac?" fragte Trim herausfordernd. „In diesem gelobten Land, wo dem Bürger keine Gefahren für Leib und Seele drohen. Wo Transfers im Dommrathischen Netz bis zum sechsten Sprung kostenlos sind, während Herr Jedermann der Milchstraße seine Heimatwelt kaum jemals verlässt. Wenn hier alles so eitel Wonne ist, warum zieht es dich dann zurück in die Milchstraße? Etwa, weil dies hier die Heimat des Morkhero Seelenquell ist und er ein Beispiel dafür ist, dass hier nicht alles so stimmig ist, wie es scheint?"
„Halt! Brems dich wieder ein, Trim", rief Startac dazwischen. „Ich wollte doch nur Denkanstöße geben und nicht das Land Dommrath als beispielgebend hinstellen. Ich denke nicht daran, hier ein Exil zu suchen. Ich will unbedingt zurück und mithelfen, die Probleme der Milchstraße zu lösen. Und ich würde lieber zu Ruben Caldrogyn überlaufen als die Regeln der Ritter von Dommrath blind befolgen."
„Unsere harmlose Diskussion ist wohl ausgeufert", meinte Trim einsichtsvoll. „Das kann man wohl sagen", stimmte Startac dem mit schiefem Grinsen zu. „Wir sind am richtigen Portal angelangt, ihr zwei Heißsporne", mischte sich Keifan ein. „Wir können einchecken."
Sie ließen von ihren Billetstäben den Transfer nach Arnaff abbuchen, passierten die Schleuse und gelangten zur Gangway, auf der das übliche Gedränge herrschte. Startac machte das längst nichts mehr aus, er hatte sich inzwischen daran gewöhnt. Es war eines der kleineren Übel, die das Dommrathische Netz mit sich brachte. Eines der weitaus größeren Übel war, dass die Ritter von Dommrath durch dieses die absolute Kontrolle über die von ihnen beherrschten Völker hatten.
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