Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
206 - Unterirdisch

206 - Unterirdisch

Titel: 206 - Unterirdisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn und Jo Zybell
Vom Netzwerk:
Gefährtin«, sagte er leise. »Ich hoffe sie in einer der Wolkensiedlungen zu finden.«
    Die Jägerin Barah war diskret genug, nicht nachzuhaken, wie die Frau denn in eine der Wolkenstädte gelangt war. Sie nickte nur stumm.
    Nach und nach wagten sich auch die männlichen Begleiter der beiden Jägerinnen aus den Büschen. Sie kamen näher und umringten schließlich den Rouler und Chira in einem Abstand von etwa zwanzig Schritten. Neugierig betrachteten sie erst das Tier und dann das Vehikel. »Ein prächtiger Rouler«, sagte einer von ihnen. »Habt ihr den gebaut? Wie schnell fährt er?«
    Während Rulfan den Männern Rede und Antwort stand, berichtete Matt kurz, woher sie kamen und dass sie in einen Kampf mit Gorillas verwickelt worden waren. In den Mienen der Jägerinnen glaubte er Hochachtung lesen zu können. Auch wurden sie gesprächiger. Sie berichteten von einem schweren Erdbeben, das ihre Siedlung heimgesucht hatte. Offenbar hatte es viele Tote und Verletzte gegeben. Vor zwei Nächten wurden die Überlebenden dann von jenen »unheimlichen Bestien« überfallen, wie Barah und Jarin die unbekannten Angreifer nannten.
    Erstaunt nahmen die Gefährten zur Kenntnis, dass auch die Enkaari Dampfmaschinen und Rouler besaßen; oder besessen hatten, denn ihre eigenen Fahrzeuge waren bei dem Beben zerstört worden.
    »Beschreibt uns diese Bestien«, forderte Rulfan die Frauen auf. Der Albino musste an die schemenhaften Gestalten denken, die sie in der vergangenen Nacht heimgesucht hatten, und an das Feld der Verdammnis, in das die Unheimlichen sie hatten locken wollen.
    »Bis auf den Vierbeiner, der deinem Tier ähnelte, waren sie klein und zierlich. Ihre Haut war dunkelgrau, ihre Gesichter sahen irgendwie verzerrt und verschwommen aus…«
    Es war, als würde sie die Gestalten schildern, die auch Matt und Rulfan überfallen hatten. Den Eingang in die Tiefe beschrieb sie als sich plötzlich öffnende Grube, die ihre Opfer verschlang wie ein gieriges Maul. Nach den Schilderungen der Frauen öffneten diese tödlichen Schlünde sich in einem Feld aus pilzähnlichen Wucherungen. Jarin nannte dieses Feld Todesbett.
    »Ihr scheint stark zu sein«, sagte Barah anerkennend und spähte dabei abwechselnd auf Matts Waffe und zum Dampfrouler hinüber. »Helft uns!«, forderte sie. »Wir werden euch als Gäste ehren und euch zum Großen See geleiten!« Sie wandte sich an Rulfan. »Und du brauchst Medizin, grauer Lupaherr, denn du bist krank.« Besorgt musterte sie die entzündeten Wunden in Rulfans Gesicht, auf seinem Hals und seinem Handrücken.
    Die Gefährten verständigten sich mit Blicken.
    »Einverstanden«, sagte der Mann aus der Vergangenheit dann.
    »Wir nehmen euer Angebot an. Tatsächlich braucht Rulfan dringend Medizin. Und wir werden versuchen, euch zu helfen.«
    Gemeinsam mit den Jägern aus der Ruinensiedlung sicherten Rulfan und Matt das Nachtlager. Einige Enkaari-Männer verschwanden mit Speeren und Armbrüsten, im Wald, während andere Feuerholz aufschichteten und entzündeten. In der Abenddämmerung kehrten die Jäger mit zwei großen und reichlich haarigen Beutestücken zurück: zwei Affen, die Matt Drax an Paviane aus den Zeiten vor »Christopher-Floyd« erinnerten. Und tatsächlich nannten die Enkaari die erlegten Tiere »Pavan-Affen«.
    Mit gemischten Gefühlen sahen Matt und Rulfan zu, wie die Männer und Jarin die Affen häuteten, ausnahmen und schlachteten. Auch als die duftenden Braten sich schließlich an starken Ästen über der Glut drehten, wollte sich kein rechter Appetit einstellen.
    Chira waren derartige Skrupel fremd – sie fraß die Innereien, während das Fleisch garte. Und später nagte sie die Knochen ab.
    »Heute also mal kein Fisch«, knurrte Matt, als Jarin ihm ein großes Stück Fleisch reichte. Er machte eine süßsaure Miene und biss tapfer zu. »Gar nicht mal so schlecht«, gab er zu, nachdem er den ersten Bissen gekostet hatte. Er aß mit großem Appetit und vergaß beinahe, welches Tier er da verspeiste.
    Rulfan dagegen rührte das Fleisch nicht an. Nicht weil er sich ekelte, sondern weil das Fieber ihm jeden Appetit raubte.
    Er nahm nur ein paar Beeren und viel Wasser zu sich.
    Gleich nach dem Essen rollte er sich in seine Decke. Barah untersuchte seine Wunden und beauftragte zwei Jäger, in den Berghängen nach bestimmten Wurzeln, Kräutern und der Rinde eines Laubbaumes zu suchen. Als die Männer Stunden später mit dem Gewünschten zurückkehrten, braute Barah daraus einen Sud.

Weitere Kostenlose Bücher