2074 - Neun Tage des Zitterns
ter Royah hatte schweigend zugehört. Sein Gelächter war mitten im Satz erstorben; er schien bedeutsame Gedanken zu wälzen. „Du bist ein mutiger Mann, Kelterom", sagte er schließlich. „Wärst du doch ein nationalistisch gesinnter Arkonide!" Er leerte den Weinbecher und zog den Gurt straff. „Zaliter scheinen liberaler zu sein. Ich kann ebenso scheitern wie Rhodan. Oder früher, denn er ist der Unsterblichere von uns beiden." Für einen Augenblick schien er selbst unter der Maske die Gesichtsfarbe zu ändern. „Ich bin nicht derjenige Arkonide, der den Sternenkrieg erfunden hat."
„Aber Ihr seid derjenige Imperator, der unzählbar viele Wesen, Monde, Planeten und Lebensräume opfert, um den Ruhm des Göttlichen Imperiums so wichtig und strahlend zu machen, wie es in ferner Vergangenheit möglicherweise einmal war. Ihr verkennt, welches Datum wir schreiben." Und als er sich beruhigt hatte, fügte er hinzu: „Und keiner der Vertriebenen; Verletzten, Toten oder Geschädigten vermag in Eurem Treiben einen förderlichen Sinn zu erkennen. Ich auch nicht."
„Wenn die Hanische Zeremonie vorüber ist, diskutiere ich mit dir gern weiter darüber, Champac."
Das Kap glitt an Backbord vorbei, und hinter der ZEUTAN folgten ein rundes Dutzend Schiffe, deren Besatzungen vor Anbruch des Nachmittags den Hafen erreichen wollten. „SEELENQUELL bedroht jedermann, dich und mich, Terra und Arkon, alle Welten, die wir kennen. Und das sind unzählbar viele! Besiegen wir zuerst SEELENQUELL, dann reden wir über die Herrschaft über Galaxien, Sterneninseln und Sonnensysteme."
„Einverstanden. So lauten meine Befehle, so war es ausgemacht." Kelterom nickte grimmig. Den Imperator zu erdrosseln und ins Sichelmeer zu werfen war keine Lösung. „Nachdem wir mit Aurianne da Ithaba geredet oder verhandelt haben, sehen wir klarer."
„Und für ein erfolgreiches Gespräch brauchen wir einen Imperator, der das kolossale Defizit dieser Insel ausgleicht. Wenn es da einen gibt, ist es nicht Bostich der Zweite."
Kelterom grinste sarkastisch. „Wie auch immer; Bostich der Erste. In einer halben Tonta sind wir im Hafen. Liegeplatz ist vorbestellt. Was ist, wenn wir uns über die Macht SEELENQUELLS irren?„„Dann werden wir alle wahnsinnig, seine Sklaven oder tot. Eine Folgerung, die ich keineswegs schätze. Jeder Unsterbliche ist kraft dieser Metapher diesem SEELENQUELL überlegen; die hochfahrende Arroganz alter arkonidischer Geschlechter vermag vieles, wenn nicht alles."
„Vermag sie auch, durch Euch repräsentiert, in wenigen Zentitontas, den Anker zu sichern und alle Leinen richtig zu belegen?"
„Einwandfrei, keine Sorge. In meiner Jugend habe ich drei Hochseerennen gewonnen. Einfache Knoten knüpfe ich bis zum heutigen Tag." Der große, viertelrunde Wellenbrecher schob sich ins Sichtfeld. Lorts ter Royah registrierte zufrieden, dass Durren beide Becher wieder füllte. „Vielleicht erwartet uns hier der Tod. Glaube ich allerdings nicht ... Ich bin zuversichtlich, dass wir überleben. Ich fühle mich sicher, seit ich weiß, dass du und deine Leute an meiner Seite kämpfen."
„Ich kämpfe, um zu gewinnen", sagte Kelterom grimmig und hob den Zeigefinger. „Ich kämpfe um die Herrschaft über eine halbe Galaxis."
„Und wir alle kämpfen darum, unseren freien Willen zu behalten." Kelterom wünschte sich weit weg, auf einen kleinen, ruhigen Planeten, den weder Terra noch Arkon kannten. Rote und grüne Lichter, glitzernde Wälle aus Felsbrocken, durch Hochenergie miteinander verbacken, verschmolzen und verglast, breiteten sich vor dem Bug der Yacht aus. Die uralten Türme mit den blinkenden Einfahrtslichtern kamen näher; viele Boote lagen an den Stegen. Die ZEUTAN glitt langsam auf ihren reservierten Platz zu.
4.
Ein Kaleidoskop arkonidischer Vorgeschichte
Behutsam manövrierten Kelterom und Lorts das Boot mit dem breiten Heck an den massiven Steg. Der geräumige Hafen und die Plätze vor den Gebäuden waren voller Besucher. Die Wohnbezirke der Insel schienen tatsächlich aus allen Nähten zu platzen. Lärm und Stimmengewirr hallten von den Gebäudefronten wider. Kelterom wusste, dass sich einige seiner Spezialisten hier eingemietet hatten und die Yacht nicht aus den Augen ließen.
Er desaktivierte die Schiffsmaschinen und steckte den Kodegeber ein. Binnen weniger Zentitontas war die ZEUTAN perfekt vertäut, die breite Gangway schob sich auf den Steg.
Durren reichte Kelterom ein schweres Feldfernrohr, zeigte auf
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