Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2082 - Ein ganz normaler Held

Titel: 2082 - Ein ganz normaler Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
nicht ganz so schlimm, wie er sich das jetzt vorstellte. Seine Kollegen mussten einsehen, dass er in seine neue Funktion hineingezwungen worden war. Er würde es ihnen erklären, und sie würden ihn verstehen. Jedenfalls dachte er das noch, als er seine Wohnung verließ und in den geparkten Werksgleiter stieg. Neben ihm schwebte der Kampfroboter auf den zweiten Sitz. „Verdammter Mistkerl!" knurrte Richsen.
    Er erreichte die APFER-Werft um 11.23 Uhr. Der Pförtner mied seinen Blick und tat so, als sei er in eine wichtige Arbeit vertieft. Banther blieb vor der Loge stehen, bis der Arbeitskollege endlich aufblickte. „Hör zu, Al", sagte er. „Ist es so schlimm? Wir waren doch so etwas wie Freunde, zumindest gute Kollegen. Kannst du mir jetzt nicht mehr ins Gesicht sehen? Was hat sich verändert?"
    „Alles", antwortete der Pförtner. „Und vor allem der da." Dabei sah er über Richsens Schulter hinweg den Roboter an. „Verdammt, sie haben mich gezwungen! Und von wegen Halbblut! Ich bin viel mehr Terraner als Arkonide! Und ich fühle mich auch als Terraner! Ich bin - hel" Mistkerl hatte ihn von hinten an einem Arm genommen und zog ihn jetzt fort von der Loge. Erst als sie sich ein Dutzend Meter entfernt hatten, ließ er ihn los. Richsen rieb sich den Arm. „Was sollte das? Darf ich nicht mehr mit meinen alten Freunden sprechen? Ist es schon soweit?"
    „Du hast nicht klug geredet", antwortete der Robot. „Du bist jetzt der Verwalter."
    „Na, danke!" sagte Richsen. Er überlegte, wohin er sich wenden sollte. Kinda Apfer hatte noch nicht nach' ihm gefragt, sonst hätte Allan es ihm gesagt. Und die Kollegen? In wenigen Minuten war Mittagspause, und sie würden in die Kantine strömen. Eine gute Gelegenheit für ihn, ihnen gegenüberzutreten und ihnen zu erklären, was geschehen war. Also nahm Banther den Weg in die Kantine, bevor er sich zur Chefin aufmachte. Noch war er der einzige Besucher. Obwohl er keinen neuen Hunger hatte, tastete er sich ein Menü und ein Getränk und begab sich damit an einen Tisch.
    Es war ein seltsames Gefühl, allein herumzusitzen - hier, wo er bislang immer in der Begleitung von Arbeitskollegen heruntergekommen war. Er schlürfte seine Suppe mit Maultaschen - ein altes, überliefertes Gericht aus Mitteleuropa, Region Deutschland - und wartete. Dann kamen sie. Zuerst wie immer die Technikergruppe mit Black, Rohr und Jennings und dann die anderen, die Spezialisten und Buchhalter. Richsen kannte sie alle. Aber sie kannten ihn nicht mehr, wie es schien.
    Jeder von ihnen hatte ihn angesehen, überrascht zuerst, dann betroffen und offen abweisend. Sie standen an der automatischen Essensausgabe an und warteten, bis sie das Georderte bekamen.
    Dann begaben sie sich zu ihren Tischen und setzten sich, ohne Banther eines weiteren Blickes zu würdigen. Dafür gingen manche scheuen und trotzigen Blicke auf den Kampfroboter, der hinter ihm schwebte.
    Es tat ihm in der Seele weh. Banther Richsen wusste nicht, was er tun sollte, während die Kantine sich weiter füllte. So gut wie jeder Mann und jede Frau trug eine weiße Binde am Arm. Auch hier war Richsen ahnungslos. Er hatte die Invasion auf See verbracht und wusste nichts von der Gruppe Sanfter Rebell. Allerdings wunderte er sich über die weißen Bänder. Als fast alle Tische besetzt waren und überall gegessen wurde, holte er sich eine zweite Portion Maultaschen - eine Art Sport unter den Technikern, die von dem Süppchen allein und den drei mitgegebenen Maultaschen nicht satt wurden. Er verzehrte sie ohne richtigen Appetit und nur, um zu warten, bis die anderen aufgegessen hatten.
    Dann hielt er es nicht länger aus. Er stand auf und klopfte vor sich laut auf den Tisch. „Hört mir bitte zu!" rief er. „Ihr habt mir bereits zu verstehen gegeben, was ihr über mich denkt. Aber das ist ein Irrtum. Ich bin noch immer der gleiche Banther Richsen - euer Panther! Der Arkonide hat mich gezwungen, diesen Verwalterposten anzutreten. Ich will nichts von euch, außer dass ... wir zusammen die APF-II-91 bis zum fünfzehnten März fertig stellen. Sonst bedeutet es für mich nur ..." Er fühlte sich von hinten an den Armen gepackt. Der Kampfroboter zog ihn zurück, so dass er beinahe über seinen Stuhl gefallen wäre. „So darfst du nicht reden", sagte Mistkerl. „Verdammt, was darf ich dann noch?" schrie Richsen. Er sah, wie seine ehemaligen Kollegen kopfschüttelnd aufstanden. Wenn sie ihn ansahen, stand offene Feindseligkeit in ihrem Blick. Sie

Weitere Kostenlose Bücher