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210 - Unter dem Vulkan

210 - Unter dem Vulkan

Titel: 210 - Unter dem Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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auf.
    Nach dem Essen legte man sich zum Schlafen hin. Matt übernahm die zweite Wache und gab sie eine Stunde nach Mitternacht an einen Boii ab.
    Statt sich jedoch auf dem Boden in eine Decke zu rollen, strolchte er, von innerer Unruhe getrieben, um den Lagerplatz herum und hielt nach Gefahren Ausschau.
    Der afrikanische Busch, das war ihm schnell klar geworden, war kein geeignetes Umfeld für einen Menschen des 21.
    Jahrhunderts. Sobald es dunkel wurde, fauchte, knurrte und heulte es überall. Manchmal bewegten sich von den Bäumen herabhängende Lianen und gaben ihm zu verstehen, dass sie keine Pflanzen waren, sondern Schlangen auf der Suche nach Beute. Der Boden knisterte und knackte überall, und mehr als einmal machte es sehr feucht Kwatsch, und wenn er dann nach unten schaute, hatte er eine handtellergroße Assel zertreten.
    Es war nicht einfach, in dieser Umgebung seinen Gedanken nachzugehen. Diese Welt erforderte ständige Wachsamkeit.
    Nachdem Matt eine Stunde überbrückt und Doctorus Noah die nächste Wache übernommen hatte, ging er ins Camp zurück, um Almiras Einladung, Rulfan – oder sie? – in ihrem Wagen zu besuchen, nachzukommen. Die anderen schliefen am fast niedergebrannten Feuer.
    Matt wartete ab, bis Noah außer Sichtweite war, dann schlich er sich in die Kutsche. In dem Abteil, in dem Rulfan lag, brannte eine kleine Laterne. In ihrem Schein kniete Almira neben Rulfan auf dem Boden. Sie hielt einen mit Suppe gefüllten Becher in der Hand und war gerade im Begriff, Tropfen – vermutlich Medizin – aus einem daumendicken Fläschchen hinzuzugeben.
    Als Matts Schatten über Almira fiel, zuckte sie zusammen und riss den Mund auf. Sie wollte zweifellos loskreischen, doch in letzter Sekunde erkannte sie ihn und fauchte: »Bist du irre? Du hast mich vielleicht erschreckt!«
    »Entschuldige.« Matt ging in die Knie. »Wollte ich nicht.«
    Er begutachtete Rulfan. Schweißperlen bedeckten die Stirn und die Oberlippe des Albinos. Sein Blick war gläsern.
    Matt war alarmiert. Nach ihrer letzten Begegnung hatte sich Rulfans Zustand zum Negativen hin verändert. »Was ist mit dir, Junge?«, fragte er und nahm seine Hand. »Tut dir was weh?«
    »Nur wenn ich lache.« Rulfan produzierte ein schräges Grinsen. »Ich hab Watte im Hirn und Gelee in den Knien, aber sonst geht’s mir gut.« Er hustete, sein Atem röchelte leise.
    »Hier, deine Suppe…« Almira hob Rulfans Kopf mit einem Arm an und flößte ihm etwas von der Brühe ein. Rulfan verzog das Gesicht, schluckte die Flüssigkeit aber tapfer hinunter.
    »Schmeckt’s?«, fragte Matt, nur um irgendwas zu sagen.
    »Wie Laternenpfahl ganz unten.« Rulfan grinste.
    Almira verstand den Scherz nicht. »Medizin schmeckt doch nie.«
    Als Rulfan den Becher geleert hatte, lehnte sie sich zurück.
    »Was für ein Glück, dass Onkel Jules nicht nur der größte Gewürzhändler am Koorasee ist, sondern auch der beste Kräutermann.«
    »Was ist das für ein Zeug, das du in die Brühe gegeben hast?«, fragte Matt.
    »Ich weiß nicht, wie es heißt.« Almira schlug den Blick verlegen zu Boden. »Es ist ein Aufbaumittel; es stärkt die Kräfte… und so.«
    Und so? Matt wusste plötzlich nicht mehr, ob die junge Frau wirklich die geeignete Krankenschwester für Rulfan war.
    Vielleicht sollte er Doctorus Noah noch einmal bitten, sich intensiver um ihn zu bemühen. Andererseits vermutete er, dass Almira in seinem Auftrag handelte.
    Auf jeden Fall gefiel es Matt nicht, dass es seinem Freund trotz ihrer Pflege eher schlechter als besser ging…
    ***
    Wie Matt erfuhr, hatten sie am Nachmittag des nächsten Tages ein Viertel der Strecke von der Handelsstation zur Residenz des Propheten zurückgelegt.
    Der Pfad endete an einer etwa zweihundert Meter durchmessenden Lichtung. Einen knappen Schritt über dem mit Gras bewachsenen Boden schwebte ein phantastisch anmutendes Gebilde: Ein an Bäumen vertäutes Luftschiff, oder, wie Prinz Victorius es nannte: eine Roziere. Ihre pralle blaugraue Hülle zeigte Zeichnungen Feuer speiender Vulkane.
    Die mit mehreren Bullaugen versehene Gondel, so schätzte Matt, war groß genug für acht bis zehn Insassen.
    Wie um alles in der Welt kam der Prophet, der angeblich bei seinem Herrscher nicht gut gelitten war, in den Besitz eines solchen Fahrzeugs?
    Als sie den Rand der Lichtung überschritten, wuchsen neben ihnen dunkel vermummte Gestalten aus den Büschen.
    Armbrüste richteten sich auf Noah und Matt, der nun ein anderes Kamshaa ritt.
    Noah

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