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210 - Unter dem Vulkan

210 - Unter dem Vulkan

Titel: 210 - Unter dem Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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kriegen mehr.«
    Matt nickte, aber ihm war nicht wohl zumute.
    Obwohl er seit Jahren wusste, dass die Zivilisation, der er entstammte, unwiderruflich dahin war, fiel es ihm noch immer schwer, die Brutalität der Gegenwart für normal zu halten. Die Selbstherrlichkeit von Potentaten ging ihm gegen den Strich.
    Er war ein Produkt seiner Erziehung. Es war wirklich, wie der alte Charlie immer gesagt hatte: Das Sein bestimmte nun mal das Bewusstsein.
    Er hatte es bisher aus purem Eigennutz vermieden, sich ein Bild des Propheten zu machen, doch je mehr er über den Mann hörte, umso mehr spürte er das Verlangen, ein Urteil über ihn zu fällen.
    War Magnan nur ein Kind dieser Zeit, das an nichts Böses dachte, wenn es seine Privilegien wahrnahm?
    Oder war er ein gerissener Machtmensch, für den die anderen nur Kanonenfutter oder Objekte waren, an denen man sich bestenfalls sexuell verlustierte?
    ***
    Kurz vor Einbruch der Dunkelheit spuckte die Erde Dämonen aus, und ein lautes Kreischen nahm seinen Anfang.
    Matt, der vorneweg ritt, wendete Jossele.
    Zuerst glaubte er, ein Kutschrad sei gebrochen, doch als er den Ort des Geschehens erreichte, erkannte er, dass Noah und die Boiis in einen Hinterhalt geraten waren: Der das erste Fuhrwerk ziehende Arachnid wand sich zuckend am Boden und verspritzte grünes Blut. Das Kreischen der Spinne war so schrill, dass Matt glaubte, seine Trommelfelle würden platzen.
    Dann sah er die aus ihrem Leib ragenden Lanzen und verstand.
    Karawanen waren in dieser Gegend wohl nicht gut gelitten.
    Schon spuckte der Dschungel finstere Schatten aus, die blitzenden Stahl schwangen. Die Boiis zogen blank. Im Nu waren sie in ein Scharmützel verwickelt, das sie aufgrund ihrer zahlenmäßigen Unterlegenheit kaum gewinnen konnten: Eine Horde animalisch riechender Gestalten wimmelte schon um die Kutschen herum.
    Die Kamele blökten. Die Reiter brüllten, um sich Mut zu machen, und schlugen um sich. Zwei oder drei Angreifer rissen an der Tür der havarierten Kutsche, die urplötzlich aufflog und einem der Angreifer die Nase brach: Doctorus Noah stand im Rahmen, trat dem zweiten Wegelagerer mit der Stiefelspitze unters Kinn und schlitzte den dritten mit einer Lanze auf.
    Hinter ihm reckte Almira den Hals. Sie schwang einen Säbel.
    Matt erkannte Rulfans Waffe.
    Noah sprang ins Freie und schlug sich schon mit dem nächsten Banditen. Ehe Matt seinen Blaster aus der Beintasche ziehen konnte, sackte Jossele unter ihm zusammen und ging, von irgendetwas tödlich getroffen, zu Boden.
    Matt war im Nu auf den Beinen. Er riss das Schwert eines Karawanenbegleiters an sich, der röchelnd am Boden lag. Die Klinge lag kaum in Matts Hand, als er sich schon gegen einen Mann mit wehendem Haupthaar und lodernden Augen wehren musste, dessen Alkoholfahne ihn zum Rückzug zwang. Zu seinem Glück traf eins der zuckenden Arachnidenbeine seinen Gegner und schleuderte ihn meterweit zur Seite.
    Matt hatte keine Zeit, den Erfolg zu genießen: Schon biss neben ihm der zweite Boii ins Gras. Immerhin konnte auch sein Mörder nur kurz triumphieren, denn schon durchbohrte eine Klinge seinen Rücken. Der Kerl spuckte Blut und sank mit brechenden Augen in die Knie. Hinter ihm tauchte Almira auf und zog Rulfans Säbel aus dem Leichnam. Dann ertönte Hufschlag, und der Boii, der zum Landeplatz hatte vorausreiten sollen, kam zurück und warf sich ebenfalls in die Schlacht.
    Das war gut; sie konnten jeden Mann brauchen.
    Matt hatte den Gedanken kaum gedacht, als sich von hinten ein Arm um seinen Hals legte.
    Er ging in die Knie, um dem Dolch des Meuchlers auszuweichen, der ihn erstechen wollte. Im gleichen Moment flog ein knurrender Schatten neben ihm aus dem Busch, packte die Kehle des Angreifers und warf ihn um.
    »Chira!«, rief Matt erfreut. Eine Sekunde später sprang ein weiterer Bandit in die Kutsche.
    Rulfan! Mit einem Tritt nach rechts und einem Schwerthieb nach links, der einen Feind in Noahs Klinge stürzen ließ, bahnte Matt sich eine Gasse.
    Hinter ihm stoben Funken, Metall klirrte, Flüche ertönten.
    Die Kamele blökten, als Matthew Drax in die Kutsche vordrang.
    Er kam gerade rechtzeitig, um den Eindringling, der im Türrahmen des ersten Abteils stand, von hinten am Kragen zu packen, bevor dieser sein Schwert in Rulfan bohren konnte, der sich, vom Kampflärm aufgeschreckt, erhoben hatte. Matt sah seine fiebrigen Augen nur kurz, dann musste er einen Hieb des Banditen parieren.
    Rulfan schien trotz des Fiebers bei klarem Verstand

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