2100 - Das Sternenfenster
Gelassenheit stand. „Nein. Wir tasten den Scheibenrand präzise ab. Da ist nichts.
Die Sonde existiert nicht mehr."
Rhodan starrte auf die funkelnde Sternenpracht des Hayok-Archipels, hakte die Sonde in Gedanken ab und nahm in seinem Sessel eine reglose Position ein.
Es dauerte nicht lange. In der Ortermatrix flammten -glühende Punkte auf, ein Dutzend, zwei, dann wurden es hunderte.
Jeder der Punkte stand für ein schwer bewaffnetes arkonidisches, Raumschiff. Die syntronische Anzeige, am unteren Rand der Matrix, lief exakt bis zehntausend mit.
Das letzte ,Schiff, die laufende Nummer 10.001, wurde von den Ortern als arkonidisches Superschlachtschiff der Tender-Klasse identifiziert. Es war die KARRIBO.
Vor Rhodans Augen erhellte sich ein Funkholo. Das Bild einer streng frisierten, denoch hinreißend schönen. Arkonidin erschien. Die Augen der „Admiralin", wie die junge Frau von den Terranern umgangssprachlich genannt wurde, funkelten vor Wut. „Rhodan!" Aus ihrem Mund klang sein Name wie eine gefährliche Drohung. „Schon wieder du! Ich fordere dich auf, mit deinem Schiff augenblicklich aus meinem Hoheitsgebiet zu verschwinden."
Er versetzte ruhig: „Ascari, bleiben."
Statt einer Antwort, wie immer sie ausfallen mochte, erlosch das Holo. Rhodan vermerkte mit einem höchst unbehaglichen Gefühl, dass der erste Gedanke der Admiralin nicht den vier Stationen galt, sondern anscheinend ihm. „Die Dame scheint sich mächtig zu ärgern", grinste Bull. „Leider, Bully. Als Gegnerin können wir sie nicht brauchen. Hoffentlich behält sie kühlen Kopf."
Die Flotte der Arkoniden gruppierte sich in einem geschlossenen Kessel rings um die vier Stationen. Ein Hagel von Funkimpulsen stürmte auf die geheimnisvollen Scheiben ein.
Eine Reaktion erfolgte auch` diesmal nicht. Was immer Ascari ihnen gebieten ließ, gleich in welcher Formulierung, die Stationen zeigten keine Reaktion.
Rhodan verfolgte die Vorgänge nach außen hin ungerührt. Norman schnorchelte an seinem Hosenbein; immer wieder - bis Pearl TenWafer überraschend die Geduld verlor, den Elefanten beim Leib packte und eine Ebene tiefer zu Boden setzte. „Danke, Pearl."
In der LEIF ERIKSSON herrschte Gefechtsbereitschaft. Nicht den Arkoniden galt die Sorge sondern der Reaktion der Eindringlinge.
Die Admiralin ließ als Warnschuss eine erste Salve feuern. Arkon duldete keine Eindringlinge. Die Admiralin konnte an diesem Punkt nicht innehalten, nicht so einfach. „Mein Gott, Perry ...", murmelte Reginald Bull neben ihm. „Hoffentlich haben sie nicht die Reflektorwaffe."
„Zweifelst du daran?"
„Ich weiß nicht ..."
In dem Augenblick, da Ascari angreifen ließ, war das Massaker vorprogrammiert. Rhodan graute vor diesem Augenblick.
Der Terraner erhob sich plötzlich aus seinem Sessel. „Pearl", sagte er unerwartet für alle, „ich benötige einen Personentransmitter."
„Wohin willst du?", fragte Bull verblüfft. „In die KARRIBO. Mit Ascari direkt reden."
„Wie kommst du auf die Idee, dass sie dich empfangen wird?"
„Verlass dich darauf."
Es dauerte wenige Sekunden, dann meldete Pearl TenWafer: „Verbindung steht. Die KARRIBO bestätigt Empfangsbereitschaft!"
Rhodan verließ das Kommandopodium und wandte sich Richtung Ausgang, zum Transmitterraum. „Wenn allein meine Anwesenheit sie schon wütend macht, Dicker, habe ich vielleicht doch einen Einfluss."
Das Flaggschiff der Zweiten Imperialen Flotte repräsentierte. den neuesten Stand arkonidischer Raumfahrt-Technik. Superschlachtschiffe der 1500-Meter-Tenderklasse besaßen keinen Ringwulst. In Äquatorhöhe waren zwölf 200-Meter-Kreuzer eingedockt, weiterhin zwei 200Meter-Kreuzer in Andockbuchten an den Polen. Im gekoppelten Verbund glich das Raumschiff einer Kugel mit vierzehn überdimensionalen, halbrunden Buckeln. Rhodan wusste, dass die KARRIBO über 36 schwere Transfornrnkanonen im 4000-Gigatonnen-Kaliber verfügte.
Das Innere präsentierte sich aufgeräumt, übersichtlich, dennoch beängstigend machtvoll, als er von einer Eskorte geleitet durch die Korridore eilte.
Sicherheitsschotten wurden immer nur für Sekunden geöffnet; hinter Rhodan und den Naats, die ihn umringten.
Ascari da Vivo thronte im Mittelpunkt ihrer riesigen Zentrale, sie saß auf ihrem Mascantensessel wie eine Königin. Rhodan hatte sie zwei Jahre nicht getroffen. Ihre Persönlichkeit entwickelte die Präsenz einer Herrscherin. Sie agierte als Herrin über Leben und Tod, als Führerin der Flotte, und die
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