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2106 - Der weiße Tod

Titel: 2106 - Der weiße Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nicht wahr? Was rät er ihr?"
    „Nichts Gutes, fürchte ich."
    „Dann wollen wir uns Gewissheit verschaffen."
    Liktus Boi ging an Sanayo vorbei und betrat das wabenförmige Schlafgemach durch eine unverschlossene Tür und einen dicken Vorhang. Bar Tidous sprang auf, als er ihn sah, und zog seine Waffe.
    „Willst du einen alten Mann erschießen?", fragte Liktus Boi voller Spott, der aber nur seine Angst überdeckte.
    Tidous traute er alles zu, auch einen Mord vor den Augen der Prinzessin. Denn Scharanay war wach. Sie legte ihre Hand auf Tidous' Arm und drückte ihn hinunter.
    „Bist du wahnsinnig, Bar?", fuhr sie ihn an. „Du wirst doch nicht auf einen meiner engsten Berater schießen wollen!"
    „Verzeih, Prinzessin", sagte der Privatsekretär, jedoch mit Hass in den auf Boi gerichteten Facettenaugen. „Man kann in der jetzigen Lage nicht vorsichtig genug sein."
    „Da stimme ich dir zu", sagte Boi und wandte sich an Scharanay. „Du hast mich als einen deiner engsten Berater bezeichnet, Prinzessin. Dafür danke ich dir, und ich bin stolz darauf."
    „Was sagen die Monde?", fragte Scharanay.
    „Nichts Gutes." Das war eine ehrliche Antwort, denn Liktus Boi hatte sich vor seinem Aufbruch noch einmal in die Sternwarte begeben und die Monde beobachtet. „Sie sagen, dass du die E'Valenter an den Minen nicht angreifen darfst. Es wäre das Ende unseres Volks."
    Die Miene der Prinzessin wurde abweisend. Bar Tidous lächelte fein. „Offensichtlich hat Scharanay andere Vorstellungen als du."
    „Und du unterstützt sie darin!", rief Liktus Boi wütend und verzweifelt aus. „Die Monde lügen nicht! Ein Angriff auf die E'Valenter wäre der Untergang unseres Volks! Sie würden furchtbare Rache nehmen, und wir wissen, dass sie selbst unverwundbar sind. Ich habe es gesehen und ich habe gesehen, wie der Hauptmann und die anderen starben! Ihr nicht!"
    Er hatte sich in einen Zornesrausch hineingeredet. Als er sich beruhigte, sah er, dass er auf verlorenem Posten stand.
    „Ich trage die Verantwortung für mein Volk", sagte die Prinzessin kühl. „Und ich bin nicht länger gewillt, es langsam ausbluten zu lassen. Deshalb werden die E'Valenter keine neuen Minensklaven bekommen, und deshalb werden wir sie vom Boden unserer Welt vertilgen!
    Das ist mein letztes Wort!"
    Bar Tidous lächelte sie grausam von der Seite an.
    „Er hat dir das eingeredet, nicht wahr?", fragte Liktus Boi bebend. „Er hat dich darin bekräftigt! Hofft er etwa, so deine Gunst zu gewinnen?"
    „Jetzt gehst du zu weit, Liktus!", rief ihm die Prinzessin entgegen und zeigte auf den Ausgang. „Ich will dich erst wieder sehen, wenn wir den Sieg davongetragen haben. Es sei denn, du schließt dich uns an."
    „Nein", sagte der Gelehrte. „Niemals."
    „Ich begleite dich hinaus", sagte Bar Tidous.
    Als sie draußen auf dem Korridor waren, zog er einen Dolch und setzte ihn dem Gelehrten an die verbrannte Kehle.
    „Misch dich noch einmal ein, alter Mann", drohte er, „und du bist ein toter Mondseher.
    Darauf hast du mein Wort. Niemand drängt sich ungestraft zwischen die Prinzessin und mich."
    Sein Blick verriet, dass er es tödlich ernst meinte. Und Liktus Boi hätte nicht darauf wetten mögen, dass Tidous so lange abwartete.
    Seine Freunde waren vielleicht schon unterwegs, um ihn beiseite zu schaffen. Ja, der Blick aus den großen Facettenaugen sagte es ganz deutlich.
     
    *
     
    Der Stollen führte immer weiter abwärts, bis er sich nach etwa zweihundert Metern teilte.
    Es gab drei verschiedene weitere Wege, ebenfalls schräg in die Tiefe führend. Inzwischen waren die Schläge von Hämmern oder von Spitzhacken lauter geworden. Weit konnte es nicht mehr sein bis zu den ersten Kolonnen von Arbeitssklaven.
    „Wir nehmen den Gang in der Mitte", flüsterte Benjameen Tess zu. „Von dort orte ich mehrere Zineda."
    Leise drangen sie in den neuen Stollen ein. Schon nach wenigen Minuten entdeckten sie Kleidungsfetzen in roter Farbe - also keine Uniformteile der E'Valenter.
    Die Schlaggeräusche waren nun ganz nahe. Tess nahm wieder Benjameens Hand und zog ihn mit sich. Es ging noch steiler bergab. Sie mussten all ihre Geschicklichkeit aufbieten, um das Gleichgewicht zu bewahren.
    Dann war der Stollen zu Ende, und sie standen am Rand einer künstlichen Plattform, die die Minensklaven wohl von Hand freigeschlagen hatten. Am gegenüberliegenden Ende, etwa dreißig Meter entfernt, arbeiteten die Zineda an einer Wand aus hartem Gestein und funkelndem Erz. Wie auch die

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