2106 - Der weiße Tod
Benjameen. „Alle, die wir gesehen haben."
„Komm, lass uns weitergehen. Ich ertrage den Anblick nicht länger."
Sie schritten weiter den Stollen hinab, doch bevor sie das nächste Abbau-Plateau erreichten, entdeckten sie die zweite Leiche.
„So schlimm es aussieht", sagte der junge Arkonide, „in den Minen ist schlicht und ergreifend eine Epidemie ausgebrochen - und die E'Valenter scheinen nichts zu tun, um die Verbreitung der Krankheit einzudämmen."
„Weil sie es nicht müssen, Ben. Es würde sie zwar billig kommen, ein Mittel dagegen zu entwickeln, aber es ist garantiert billiger, dauernd Nachschub an Minensklaven zu fordern."
„Wir werden dem grausamen Spiel ein Ende bereiten", schwor Benjameen seiner Gefährtin.
„So wahr ich da Jacinta heiße."
*
Sie erreichten nach ungefähr hundert Metern durch den Stollen eine Ebene, auf der sich wieder etwa ein halbes Dutzend Zineda befand. Sie bohrten mit ihren Desintegratoren und schufteten mit den Pulsatorhämrnern. Drei E'Valenter mit angeschlagenen Waffen achteten darauf, dass sie die potentiellen Waffen nicht gegen ihre Versklaver richteten.
„Sie hätten damit schon längst einen Aufstand riskieren können", sagte Benjameen. „Mit den Desintegratoren."
„Die E'Valenter haben stärkere Waffen", widersprach Tess. „Und denk an die Halsbänder."
Benjameen gab keine Antwort. Er wagte es, näher an die Arbeitenden heranzutreten, und sah diesmal genauer hin. Die Schürftätigkeit, erkannte er jetzt, galt einem zwischen Kohleflözen befindlichen Erz, das Einsprengsel von Gold zu enthalten schien.
„Gold", flüsterte Benjamen Tess zu, als sie nachgekommen war und wieder an seiner Seite stand. „Sein Wert ist für raumfahrende Zivilisationen begrenzt, doch auch in High-Tech-Anwendungen wird das Element an vielen Stellen noch benötigt."
„Du meinst also", flüsterte sie zurück, „der ganze Aufwand wäre nur wegen des Goldes?"
„Es sieht doch so aus, oder?"
Sie mussten den Zineda ausweichen, die jetzt das am Boden liegende Erz auf die bereitstehende Lore schaufelten. Als der Wagen voll war, wurde er an einem Stahlseil auf den Schienen in einen nach oben führenden Schacht gezogen.
Die Minensklaven kehrten zu ihren Arbeitsgeräten zurück, hoben sie aber noch nicht auf.
Einer der E'Valenter klatschte in die Hände und bellte etwas. Die Zineda stürzten sich daraufhin auf die Wasserbottiche und die Schalen mit flüssiger Nahrung. Ihre Saugrüssel stachen in die Behälter.
„Pause", flüsterte Tess. „Die armen Teufel brauchen wenigstens nicht zu hungern."
„Die E'Valenter halten sie so gut wie möglich bei Kräften, aber das reicht nicht. Die Pilze sind stärker und werden auf jeden Fall siegen."
„Aber wir müssen etwas tun, Ben", sagte Tess.
„Den einmal Erkrankten ist wahrscheinlich nicht mehr zu helfen. Wir müssen dafür sorgen, dass keine neuen Sklaven mehr in die Minen kommen. Aber jetzt interessiert mich, wo die Ausbeute der Schürftätigkeit landet. Die Loren werden das Erz kaum bis an die Oberfläche bringen. Denk an das Aufzugende, das wir oben gesehen haben - neben der Baracke."
„Was willst du tun?"
„Der Lore folgen und sehen, wo sie ihre Ladung abgibt."
„Und was versprichst du dir davon?"
„Im Notfall vielleicht einen schnelleren Zutritt zur Mine. Ich weiß noch nicht, was wir tun können. Aber wenn es so weit ist, muss vielleicht alles sehr schnell gehen."
„Apropos schnell", flüsterte Tess. „Wir sollten einen Versuch mit den Gravo-Paks machen.
Wir brauchen sie später ganz bestimmt, um die Mine zu verlassen. Besser ist, jetzt das Risiko einzugehen und abzuwarten, ob die E'Valenter uns orten können."
„Da hast du Recht", flüsterte Benjameen und aktivierte sein Aggregat. Er hob gleichzeitig mit Tess vom Boden ab.
*
Die drei E'Valenter in der Höhle reagierten nicht. Benjameen wurde tollkühn und flog einige Schleifen zwischen ihnen hindurch. Sie nahmen ihn nicht wahr.
Erleichtert kehrte der Arkonide zu Tess zurück und zeigte in den Gang, in dem die Lore verschwunden war. Tess nickte und flog vor.
Der Stollen führte leicht aufwärts und war hoch genug, um eine eventuell zurückkehrende Lore einfach zu überfliegen. Die beiden Partner kamen schnell voran und erreichten das Ende des Ganges in nur einer Minute.
Vor ihnen lag eine künstliche Höhle mit einem Paternosterschacht in der Mitte. Die Schienen endeten dort, und Tess und Benjameen sahen gerade noch, wie die Lore, der sie
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