2106 - Der weiße Tod
gefolgt waren, ihren Inhalt in einen Korb kippte. Dann setzte sie sich wieder in Bewegung und kehrte nach unten zurück. Tess und Benjameen wichen ohne Probleme aus. Vier E'Valenter hatten den Transport des Erzes überwacht.
Der Korb im Schacht wurde nach oben gezogen und verschwand in der Decke.
„Das ist also der direkte Weg nach oben", flüsterte Benjameen. „Gut zu wissen, für alle Fälle."
„Und nun?", fragte Tess. „Wir sollten die Mine verlassen und endlich überlegen, wie wir gegen die E'Valenter vorgehen. Wir brauchen auf jeden Fall Hilfe von der JEFE CLAUDRIN."
In diesem Augenblick betrat ein weiterer E'Valenter die Höhle. Er winkte den anderen vieren.
„Kommt mit zur Wachstube!", rief er. „Der E'Val, Goriz, gibt seinen Lagebericht! Die nächste Ladung kommt nicht vor einer Stunde. Bis dahin seid ihr wieder hier!"
Tess und Benjamin sahen sich an. Wachstube? Da Jacinta erinnerte sich daran, was sie unmittelbar vor Betreten der Mine gehört hatten. Die beiden abgelösten Posten hatten essen gehen sollen - in der Mine.
Die vier Stämmigen befolgten den Befehl. Sie trotteten hinter dem fünften Mann her.
Benjameen nickte seiner Gefährtin zu.
„Wir folgen ihnen. Diesen .Lagebericht möchte ich auch hören."
„Glaubst du, ich nicht?", fragte sie unternehmungslustig.
Der Arkonide und die Terranerin folgten der Gruppe in wenigen Metern Abstand. Es ging durch zwei Stollen, wieder ein Stück tiefer in die Mine hinein und dann durch eine offen stehende Eisentür in einen aus dem Gestein gehauenen Raum hinein.
In der Mitte gab es einen langen Tisch mit zehn Stühlen daran. Drei E'Valenter saßen schon. Einer von ihnen trug mehrere Verzierungen an seiner Rüstung. Es konnten Rangabzeichen sein.
Tess und Benjameen schlüpften hinter den fünf Ankömmlingen in die „Wachstube", bevor einer von ihnen die Tür ins Schloss stoßen konnte. Die fünf setzten sich ebenfalls hin.
Benjameen entdeckte hinter dem Tisch einige Displays, an denen noch zwei E'Valenter saßen.
Er machte Tess darauf aufmerksam, und sie nickte.
Dann deutete sie mit dem rechten Zeigefinger auf den Boden. Benjameen verstand. Auf den Displays wurden wahrscheinlich die Aufenthaltsorte sämtlicher in der Mine tätigen Zineda angezeigt. Kein Aufseher war zu sehen. Vielleicht befanden sie sich alle hier, und die Besatzung der E'Valenter umfasste nur diese zehn Mann. Benjameen und Tess konnten es sich nicht vorstellen. Alle Wächter, auch die draußen vor der Mine, hätten zurückgezogen sein müssen.
Auf jeden Fall mussten sich an bestimmten Stellen in den Höhlen versteckte Kameras befinden, die ihm und Tess nicht aufgefallen waren. Benjameen schwebte auf die beiden E'Valenter vor den Displays zu und blickte ihnen neugierig und dreist über die Schulter.
Er sah Anzeigen von Messwerten, und er hätte schwören können, dass es sich dabei um gemessene Konzentrationen von Grubengas handelte. Die E'Valenter hatten also durchaus Furcht vor diesem unter anderem aus Methan bestehenden Gas, das in Spalten und Poren von Kohlelagerstätten enthalten war und beim Abbau freigesetzt wurde.
Als alle saßen, begann der Dekorierte zu sprechen. Er war also der - oder ein - E'Val, was immer das zu bedeuten hatte. Benjameen dachte an einen Offizier, einen Oberbefehlshaber hier auf Zinet.
„Ich beginne mit der täglichen Berichterstattung", sagte der E'Val mit seinen abgehackten, bellenden Lauten. „Zuerst zu den Zineda. In der vergangenen Woche sind 27 von ihnen der ausgebrochenen Epidemie zum Opfer gefallen. Es ist zu erwarten, dass es in der kommenden Woche schon wieder mehr sein werden. Die Zahl der Infektionen steigt rasant an. Gesund sind eigentlich nur noch die Sklaven, die mit dem letzten Schub kamen."
Einer der E'Valenter klopfte mit der Faust auf den Tisch. Goriz machte eine auffordernde Geste.
„Sprich, Gazza!"
Der Angeredete stand auf und breitete die Arme aus. „Ich verstehe nicht", sagte er, „warum wir gegen die ursprüngliche Absicht nicht doch diese Krankheit bekämpfen. Wir könnten es doch."
„Aber die Krankheitsbekämpfung würde unseren Etat belasten und die Rentabilität der Mine senken. Nein, Gazza, es bleibt dabei: Wir warten ab, bis sich das Thema Seuche von allein erledigt. Sonst müssten wir aus COLLECT 90.40 ein Medo-Team anfordern, nach Zinet bringen lassen und anschließend alle Eingeborenen behandeln. All dies kommt nicht in Frage, da die Ressource Arbeitskraft schier unbegrenzt und kostenlos zur Verfügung
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