Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2109 - Tagebuch der SOL

Titel: 2109 - Tagebuch der SOL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Weiten des Alls unseren Ruf vernommen hat", sagte er. „Gerade solchen Dingen gehen wir auf den Grund, aber manches lässt sich eben nicht erklären - außer, man glaubt an das Schicksal oder das Glück. Ich bin nunmehr geneigt, an beides zu glauben."
    Der Philosoph musterte seine Gäste der Reihe nach, während Atlan die Vorstellung übernahm.
    „Ihr kommt also von sehr weit her, und ich heiße euch willkommen in Bonil-Tymar, das bedeutet Weißer Strom, und es ist der Name dieser Galaxis. Umso erstaunlicher ist, dass ausgerechnet ihr Gäste aus einem fernen Land dem Ruf gefolgt seid - und ich fürchte, ihr werdet bald wieder abreisen, wenn ihr erst den Grund erfahrt."
    Kanshuifen begann mit auf dem Rücken verschränkten Händen loszuwandern, und seinen Gästen blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
    „In wenigen Jahren wird Winten untergehen, meine Freunde. Aus unerklärlichen Gründen zeigt Wints Auge, unsere Sonne, ein völlig anomales Verhalten. Protuberanzen treten verstärkt auf, die zu planetenweiten Naturkatastrophen führen, wie ihr sicher aus dem Orbit gesehen habt; hinzu kommen hyperenergetische Ausbrüche, die unsere Hypertechnik zerstörten. Was dort oben im Raum treibt, ist unsere Raumflotte, die einzige und modernste, die wir hatten."
    Der Höchste Philosoph stieß einen klickenden Laut aus. „Die Philosophie war seit jeher unser höchstes Gut, wir streben nach geistiger Vollendung. Unsere Raumfahrttechnik steckt noch in den Kinderschuhen, da wir uns mehr auf das Innen unseres Seelenlebens konzentrieren als auf die Leere des Alls. Aber die Veränderungen machten es notwendig, schnell zu handeln und die bereits vorhandenen Entwicklungen und Erfindungen voranzutreiben.
    Dennoch haben wir Jahre gebraucht, und es ist bereits zu spät. Wir haben alles verloren, nicht nur die Schiffe, auch die Fabriken, fast alles, was auf Hypertechnik basierte. Allein für den Notruf brauchten wir Monate an Reparaturen, um eine einigermaßen funktionierende Anlage in Betrieb zu nehmen. Dann mussten wir eine Ruhephase abwarten, um das Signal absetzen zu können, und schalteten dann auf Endlosschleife. Uns war klar, dass eine Antwort vermutlich lange auf sich warten lassen würde ... aber leider läuft uns die Zeit davon. Denn es kommt noch schlimmer: Wints Auge wird in fünf Jahren zu einer Nova werden und unseren Planeten verschlingen."
    Kanshuifen wandte sich seinen Gästen zu. „Selbst wenn wir noch einmal Raumschiffe bauen könnten, reicht die Zeit nicht mehr. Zudem könnten wir wahrscheinlich nicht mehr als fünf Lichtjahre zurücklegen, und in diesem Radius befindet sich kein einziger bewohnbarer Planet, da wir im sternenarmen Randbereich leben."
    „Das sind sehr schlimme Aussichten, Kanshuifen. Wir kehren zu unseren Leuten zurück und werden überlegen, was wir für euch tun können", versprach Atlan.
    „Macht euch keine Gedanken", sagte der Höchste Philosoph sanft. „Wir können es verstehen, wenn ihr wieder abfliegt. Wir haben fünf Jahre Zeit, uns auf den Tod vorzubereiten, und dabei werden uns tiefe Meditationen helfen.
    Vielleicht treten wir dabei in eine andere Bewusstseinsform ein, wer weiß. Vielleicht benötigen wir diese Voraussetzungen für einen Evolutionssprung."
    „In jedem Fall danken wir euch für eure Hilfsbereitschaft", fügte Hanchuenlan hinzu.
     
    *
     
    „Was hattest du für einen Eindruck von ihnen, Dao-Lin?", fragte Atlan auf dem Rückflug.
    „Ich glaube, sie schätzen die Lage richtig ein. Sie können sich nicht mehr retten und müssen auf ein weiteres Wunder hoffen. Sicher werden sie in den nächsten fünf Jahren intensiver an ihrer Vergeistigung arbeiten. Aber sie sind noch lange nicht so weit, diese Existenzform aufzugeben."
    Zurück auf der SOL, rief Atlan die Schiffsführung und die Aktivatorträger zusammen. Myles Kantor und Tangens der Falke hatten anhand eigener Messungen und Icho Tolots Daten inzwischen wissenschaftliche Berechnungen angestellt und waren zu demselben Ergebnis gekommen: In fünf Jahren konnte täglich mit einer Sonnenexplosion gerechnet werden.
    „Wir können den Sonnentod nicht verhindern, weil wir nicht wissen, wodurch er ausgelöst wurde."
    „Ist es eine künstliche, beispielsweise von einem Todessatelliten hervorgerufene Sonnenzündung, wie wir es schon mal erlebt haben?", wollte Atlan wissen.
    Das verneinten alle drei Wissenschaftler. „Es handelt sich um einen natürlichen Vorgang - selten, aber nicht unmöglich."
    Tangens fuhr fort:

Weitere Kostenlose Bücher