212 - Das Skelett (German Edition)
icht mehr nutzen, ein uns wohlgesonnener Luftwaffenkommandeur wurde zu ängstlich. Es half auch nicht, ihm noch mehr Geld in die Taschen zu stopfen, seltsam, aber so etwas gab es auch. Also mussten wir andere, kreative Transportmöglichkeiten finden.
Denn die Z ahlung erfolgte erst nach Lieferung, in diesem Fall konnten wir nicht einmal eine Anzahlung kassieren. Igor versicherte mir, dass es kein Risiko geben und alles glatt laufen würde. Sein Wort war gewichtig, Michail und ich vertrauten ihm blind.
Mittlerweile mischte reichlich Konkurrenz mit . Oder andere böse Buben tauchten auf, die solche Geschäfte unterbinden oder zumindest davon erfahren wollten.
BND, CIA und andere westl iche Geheimdienste schickten ihre Schergen, alles und jeder wurde beobachtet. Ostdeutschland war ja nun für jedermann zugänglich. Jeder durfte am Rande der Kasernen rumlungern. Das Misstrauen war nicht erloschen, eher richtig entfacht, aber sie mussten sich zurückhalten. Alle waren ja froh, dass der böse kommunistische Feind freiwillig abzog.
Eure ständige Luftüberwachung des Geländes sabotierten wir immer noch mit gewaltigen Spiegeln, wie wir es die Jahre zuvor auch schon getan hatten.
Es wurde wirklich immer schwieriger für uns. Hauptgrund war, dass der Westen Druck auf den Kreml ausübte und mit Kürzungen der weiter fließenden Geldzahlungen für die Rückführung drohte.
Die Politbonzen nahmen die Militärführung in die Pflicht und die ihre Soldaten. Es gab sogar ein paar Scheinverurteilungen vor dem Militärgericht.
So begannen viele sich in die Hose zu machen, wie auch unser Luftwaffenfuzzi. Also hieß es für mich als Logistiker, wie die schweren Kisten und das Gerät außer Landes bringen?
Das erzähle ich dir später einmal«
Artjom hatte eine seltsame , aber interessante Art zu erzählen, ich sog jedes Wort auf. Gehörtes verstörte mich, an die Rote Armee in der DDR hatte ich nie einen Gedanken verschwendet. Rückblickend war es schon äußerst beklemmend. Artjoms Redefluss war ungebrochen, ebenso der Wodka. Er sprach, schenkte nach, wir tranken und ich hörte geduldig zu.
» Kommen wir wieder zu Igor!
Er sackte das Geld in bar ein, es mussten zwei große Koffer gewesen sein.
Ich hatte morgens noch mit ihm telefoniert, da befand er sich noch in Abuja. Alles war bestens, versicherte er mir. Wir freuten uns natürlich. Dann haben Michail und ich drei Jahre lang nichts mehr von ihm gehört oder gesehen. Am gleichen Tag fädelte ich einen riskanten Megadeal ein, weil wir ja nun richtig flüssig waren. Das hätte Michail und mir fast Kopf und Kragen gekostet. Wir mussten doch wieder bei einem mächtigen Oligarchen Abbitte leisten und vom üppigen Profit einiges abgeben.
Wenn man vermeintlich oben auf dem Gipfel angekommen ist, kann doch niemand meh r über einem stehen oder?
Oh doch !
Im Nachhinein war es sogar von Vorteil, so kamen wir erst zu den ganz großen Geschäften.
A uch das ist eine andere Geschichte.
Wir drei hatten ja einen Masterplan und wollten unser Mütterchen Russland so richtig aufmischen, Großes bewirken. Die Menschen hatten doch soviel Nachholbedarf.
Ich hatte verbindlich für siebzig Millionen Dollar Computer mit einem völlig neuen Betriebssystem namens Windows gekauft. Microsoft MS-DOS war Schnee von gestern. Die Menschen in Moskau lebten ja nicht hinter dem Mond und dürsteten regelrecht nach neuester Technik und anderem Equipment. Was hatte ich nicht für Hebel in Bewegung gesetzt – auch für uns gefährliche! Denn die Leute, mit denen wir nun im Kontakt standen, verstanden keinen Spaß. Wir haben es hinbekommen, frag jetzt nicht nach, das erzähle ich dir auch später einmal.
Igor, warum nur?«
Er weinte, echt!
Artjom, dieser seltsame Russe wurde melancholisch oder löste ein erhöhter Wodkakonsum diese Gefühlsregung aus?
Schnell nahm er wieder den Faden auf:
» Michail ist der Bär, den du vorhin mit meiner Tochter zusammen gesehen hast. Er ist mein bester Freund, mit meiner Kleinen zusammen der Rest meiner ganzen Familie. Meine Eltern sind tot, ich hatte keine Geschwister. Michail hat niemanden, ich bin seine ganze Familie. Er und ich sind loyal bis in den Tod. Auch Igor hätte für immer und ewig dazugehört. Aber wegen Geld, wegen seiner unbändigen Gier, hat er unser besonderes Band zerschnitten!
Michail hat mir von Anfang an sein Geld anvertraut, er hatte noch nie in seinem Leben ein Konto. Im Prinzip verwalte ich sein gesamtes materielles Vermögen. Wenn
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