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212 - Das Skelett (German Edition)

212 - Das Skelett (German Edition)

Titel: 212 - Das Skelett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Graser
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Eiskalt serviert, wie seine Story. In den letzten Jahren trank ich selten Alkohol, mal ein Glas Wein oder Champagner, aber nie harte Spirituosen. Konnte ich überhaupt Nein sagen? Also hörte ich weiter zu:
    »Es fing völlig bescheuert an, wir verschrotteten irreparable Panzer und andere Schwergüter. Alles unter den wachsamen Augen weniger verbliebener, geldgieriger Offiziere. Die Letzten, die auf eine Meute von Verzweifelten aufpassen sollten. Sie bekamen von uns nur Kleingeld ab und waren dennoch die glücklichsten Idioten dieser Welt. Sie rafften gar nichts. Chaos unterliegt auch einer gewissen Ordnung!
    Unser Divisions kommandeur und andere hohe Offiziere waren schon zu anderen Standorten oder in die Heimat abkommandiert und hofften darauf, dass die Mächtigen im Kreml sie weiter versorgen würden. Fast alle waren nur gebildete Idioten - mit dieser seltsamen Angst vor besagten „Veränderungen“.
    Zwölf einfache Soldaten schweißten und zerlegten für MIA in drei Schichten. Die meisten Ossis standen 1990/91 noch auf der Leitung, es gab zu wenige, die raffiniert ihre Möglichkeiten wahrnahmen.
    So suchte ich einen pfiffigen Schrotthändler in West-Berlin auf, dieses Geschäft war schon sehr lukrativ. Aber es war doch nur Kleingeld.
    Wochenlang fuhren acht Schwerlaster der Firm a "Klein Schrotthandel“ zwischen Berlin und Neustrelitz hin und her.
    Wir drei verdienten in der Zeit, jeder fast hundertfünfzigtausend Deutsche Mark! Nur mit Altmetall.
    Solch eine Summe hätte ich bis zum Rentenalter nie zusammensparen können.
    Zu dieser Zeit war solch ein Betrag für mich unvorstellbar.
    Alle Helfer bekamen nur Brosamen, ich hatte meine Lektionen gelernt. Dennoch machte ich alle werkelnden Ameisen glücklich, weil ich sie mit einigen Tausend Mark in der Tasche nach Hause geschickt habe. Viele davon haben sich in der Heimat damit eine Existenz aufgebaut, die sind mir heute noch wohlgesonnen. Einige haben sich einfach nur totgesoffen, einfach gestrickte Menschen ohne
    H alt. Ich war umtriebig und hatte die Ideen, Igor die wichtigen Kontakte und Michail war Mr. Gnadenlos. Dann verscherbelten wir alles, was nicht niet- und nagelfest war, darauf bedacht, dass Unsinniges auch zurückblieb. Falls es jemandem doch einmal einfallen sollte, dass doch irgendetwas Brauchbares in Ostdeutschland gelegen haben muss.
    So war es ja auch.
    Waffen, Munition – ein heikles Thema. Nein! Auch das wurde erst Jahre später vermisst oder auch nicht. Das habe ich gänzlich nie herausgefunden. Wir verschrotteten anfangs auch großkalibrige Munition und Granaten als Messingschrott, so um die sechzig Tonnen. Das stellte sich im Nachhinein als dumm heraus.
    D enn wenn wir es gleich als das, was es war, verkauft hätten, wäre der Ertrag ein Vielfacher gewesen. Aber wir lernten schnell!
    Ungefähr die Hälfte von allem Verwertbaren haben wir vor Ort sicher verwahrt oder auch schon in die Heimat geschickt. Der andere Teil der Waren und Güter war der Grundstein unseres Imperiums. Wir beschränkten uns dann nicht nur auf Neustrelitz, nein beileibe nicht. Es gab ja noch reichlich prall gefüllte Kasernenanlagen im Osten eurer schönen Republik, mit weiteren hungrigen und verunsicherten Soldaten.
    Es ist für mich heute noch unfassbar, wie viel Raum die „Westgruppe der Truppen“ in Ostdeutschland in Anspruch genommen hat. Soviel Kriegsgerät auf fremdem Boden, so viele atomare Raketen.
    Nicht der Untergang der DDR und eure Wiedervereinigung, sondern eher, dass die Sowjettruppen freiwillig bis 1994 abgezogen sind, ist für mich ein größeres Wunder.
    Das s ihr im Westen so ruhig schlafen konntet, ist mir immer noch ein unerklärliches Rätsel.
    L anger Rede kurzer Sinn, noch kurz zu Igor. Er war wie schon erwähnt ein wirklich heller Kopf. Aber darin schlummerte dieser Tumor, der auch in deinem und Millionen anderen Gehirnen wuchert … ach ja, er nennt sich Gier! Wir schrieben das Jahr 1992.
    Es war einer unser letzten Deals mit Waffen und Munition . Es ging um sage und schreibe hundertzehn Millionen Dollar. Und es war eins der wenigen Geschäfte, die Igor allein einfädelte. Ich musste mich „nur“ um den Transport kümmern. Wir verscherbelten an gut betuchte und irre kriegslüsterne Afrikaner todbringende Kalaschnikows. Reichlich an der Zahl und anderes unschönes größeres Material. Europa war ja noch nicht so liberal und einfach zu durchqueren wie heute, es gab noch kein Schengener Abkommen.
    Russische Transportmaschinen konnten wir n

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