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2123 - Wahnzeit

Titel: 2123 - Wahnzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Prinzenkrieger auf einen Rundgang durch die Anlagen des Klosters mit. Soner hatte geglaubt, den gesamten weitläufigen Komplex genauestens zu kennen, denn er hatte hier, nachdem ihm der Saltan gesetzt worden war, einen Teil seines Lebens verbracht.
    Doch nun führte ihn Riddyn in ein subplanetares Gewölbe, das Soner völlig unbekannt war. Es ging einige Stockwerke in die Tiefe, bis sie in ein im Phosphor leuchtendes Gewölbe kamen, in dem sie auf Propheten in seltsamer Kleidung trafen. Diese trugen Harnische aus widerstandsfähigem Leder, kniehohe Stiefel und Stulpenhandschuhe und Helme mit Gittern vor dem Gesicht.
    Riddyn legte ebenfalls eine solche Rüstung an und bat Soner, es ihm gleichzutun. Derart gewappnet, führte Riddyn den Prinzenkrieger in ein abgesichertes Gewölbe, in dem der phosphoreszierende Schein noch heller strahlte. Überall wanden sich pelzige Wesen schlangengleich über den Boden und erkletterten die feuchten Felswände. Sie zogen hinter sich leuchtende Spuren her, die offenbar von Ausscheidungen herrührten, die ihnen das Gleiten erleichtern sollten. An manchen Stellen hatten sich die Pelzwesen zu Gruppen geschart und bildeten zu zwanzig und mehr dichte Knäuel.
    Einige gerüstete Propheten waren damit beschäftigt, diese haarigen Schlangentiere umzugruppieren, ihre Haare zu kämmen, sie zu wiegen und medizinisch zu untersuchen. Und immer wieder waren sie damit beschäftigt, diese Tiere voneinander zu trennen, wenn sie zu große Trauben bildeten.
    Soner begann zu ahnen, an welchem Ort er sich hier befand, und ihn schauderte leicht.
    Riddyn nahm eines der Tiere von der Wand, wo es träge zu schlummern schien. Kaum hatte er es jedoch gepackt, da begann es sich wie rasend zu winden, peitschte wild seinen buschigen Schweif und versuchte, die spitze Schnauze in den Handschuh des Klostervorstehers zu bohren.
    Jetzt wurde Soner klar, warum die hier tätigen Propheten solche unförmige Schutzkleidung tragen mussten.
    „Du wirst schon erkannt haben, Prinzenkrieger, dass wir hier die Saltans züchten." Riddyn setzte das Tier wieder an der Wand ab, wo es sich augenblicklich wieder beruhigte. „Aber nur ausgesuchten Tieren werden auch Träger zugewiesen. Nur die kräftigsten Saltans werden zu Wächtern über die Ehre hoch gestellter Pfauchonen."
    Soner war froh, als sie diesen unheimlichen Ort wieder verließen. Er hatte das Gefühl, dass sein eigener Saltan die Gegenwart so vieler Artgenossen witterte und unruhig geworden war.
    Er war froh, als sie wieder ins Freie traten und er die würzige Bergluft atmen konnte. Der beißende Modergeruch, der in den Gewölben der Saltanzucht herrschte, hatte ihm leichte Übelkeit bereitet. Und er hatte sich vor diesen Tieren, als er sie in ungeordneten Herden zu sehen bekam, irgendwie sogar geekelt.
    Es wäre ihm lieber gewesen, Riddyn hätte ihn nicht an diesen Ort geführt.
    Der Klostervorsteher schien seine Gedanken zu erraten, denn er sagte: „Ich bin der Meinung, dass es eine wichtige Erfahrung für dich ist, zu wissen, woher dein Symbiont kommt. Das wirst du irgendwann später noch einmal erkennen."
    „Eigentlich bin ich gekommen, die Propheten über Sihames und meine Zukunft zu befragen", sagte Soner fast barsch.
    „Ich habe dich gebeten, dich in Geduld zu üben", sagte Riddyn. „Meine Brüder bereiten sich seit deiner Ankunft auf eine solche Sitzung vor. Morgen, so scheint mir, wird ein guter Tag dafür sein."
    In dieser Nacht schlief Soner wiederum schlecht. Er hatte unruhige Träume. In diesen suchten ihn Scharen von Saltans heim, die darum kämpften und sich dabei gegenseitig totbissen, sich seiner Seele annehmen zu dürften. Schließlich waren es acht Saltans, die als Sieger überblieben und sich diese Aufgabe teilten.
    Was für ein Albtraum!
    Fast so schrecklich wie jener seiner Kindheit von dem schwarzen achtflügeligen Ungeheuer...
     
    *
     
    Die Prozedur war Soner nicht unbekannt: Er begab sich in den völlig verdunkelten Meditationsraum, um hier die Pfauchonischen Propheten zu erwarten. Als Erster stieß Riddyn zu ihm - Soners geschultes Gehör erkannte den Klostervorsteher allein am Schritt und dann auch an seinen charakteristischen Atemzügen.
    Riddyn hielt vor Soner an und ergriff schweigend seine Hand. Zwischen ihnen wurde weiterhin kein Wort gewechselt, während Riddyn die Hand des Prinzenkriegers leicht massierte. Damit verursachte er ein elektrisierendes Kribbeln, das Soner nicht als unangenehm empfand. Gleichzeitig merkte er, wie sich um

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