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213 - Aruulas Grab

213 - Aruulas Grab

Titel: 213 - Aruulas Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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der Vergangenheit wie Sonnenbrillen oder kleine Handschmeichler mit Zahlen und Lettern, die »Mobeils« genannt wurden, Statuen unbekannter Götter und zehntausend Dinge mehr, die nicht nur Daa’tan glänzende Augen bekommen ließen. Die Geruchsglocke, die über allem lag, war allerdings ganz sicher nichts für feine Nasen. Und auch an den ständigen Geräuschpegel aus Rufen, lautem, schnellen Gerede und nervtötender Dudelmusik musste man sich erst einmal gewöhnen.
    Ein alter Waffenhändler mit tiefen Falten im braunen Gesicht, weißem Bart und lückenhaftem Gebiss pries Daa’tan seine Krummschwerter als allerbeste Produkte aus dem einzigartigen Soling-Stahl an, was immer das sein mochte.
    Dann sah er plötzlich Nuntimor an der Seite des Jungen hängen und wurde aufmerksam. Er drückte sich um den Tisch herum und betastete das Schwert. Seine Augen leuchteten einen kurzen Augenblick, bevor er einen betont gleichgültigen Gesichtsausdruck aufsetzte. »Nicht besonders, dein Schwert, junger Herr. Mittelmäßige Qualität, nicht mit meinen Säbeln aus Soling-Stahl zu vergleichen. Aber weil mich die Göttin Bast heute schon gute Geschäfte machen ließ, will ich dir für dieses Ding, das sicher nicht einmal ein Stück Kamshaaspeck unfallfrei schneidet, einhundert Pjaster geben. Einhundert Pjaster! Auch wenn ich mich dadurch arm mache, denn ich werde es höchstens für vierzig Pjaster weiterverkaufen können. Eher dreißig. Mein Weib wird mich dafür drei Tage und drei Nächte lang schelten. Aber du hast etwas an dir, junger Herr, das mir gefällt. Also, was sagst du zu diesem einmaligen Angebot?«
    Daa’tan, der auf der langen Reise ebenfalls fleißig Arab gelernt hatte, verstand zumindest den Sinn, wenn auch nicht jedes einzelne Wort. Er zog Nuntimor, drehte sich einmal, um sich Platz zu verschaffen, hob das Schwert und ließ es kraftvoll auf einen Krummsäbel aus Soling-Stahl herab fahren. Funken sprühten, es klirrte. Der Säbel zersprang in zwei Teile. Der vordere wirbelte durch die Luft und blieb in einer Hauswand stecken.
    »Du bist wohl verrückt geworden, junger Herr! Ich hätte sterben können! Meinen Säbel musst du mir ersetzen. Zweihundert Pjaster war er wert. Bezahle ihn, oder ich hole die Basaarwache!« Während der Händler jammerte, begannen die Leute, die stehen geblieben waren, um dem kleinen Schauspiel zuzusehen, zu lachen. Der »berühmte Soling-Stahl« hatte sich nicht gerade von seiner besten Seite gezeigt.
    »Komm weg hier«, sagte Grao und zog Daa’tan, der sich in seinem kleinen Triumph sonnen wollte, mit sich. »Das war ein Fehler. So hast du die Aufmerksamkeit der Leute erst recht auf Nuntimor gelenkt und vielleicht auch die Begehrlichkeiten anderer geweckt.«
    »Du übertreibst«, antwortete Daa’tan und ließ sich nur widerwillig wegziehen.
    »Ich übertreibe nicht. Erinnere dich an Hadbans Worte. Wer hier den Frieden nicht hält, wird verurteilt und manchmal sogar hingerichtet. Der Schwertschlag könnte dir als kriegerischer Akt ausgelegt werden.«
    Sie zogen weiter. Vor dunklen Hauseingängen standen Männer, die ihnen in den leuchtendsten Farben die Wirkung von Opuum schilderten. Hier bei ihnen gäbe es das billigste und beste Opuum in der ganzen Stadt. Ob die beiden edlen Herren nicht einmal probieren wollten?
    Daa’tan wollte – und hustete sich nach dem ersten Zug aus einer Wasserpfeife fast die Seele aus dem Leib. Grao konnte ihn nur mit Mühe davon abhalten, die dunkle, stinkende, verrauchte Höhle, in der selig lächelnde Männer an langen Schläuchen saugten, auseinander zu nehmen.
    Ein Stück weiter trafen sie auf eine fette Frau in billigen Schleiergewändern und mit schriller Schminke im Gesicht. Sie zeigte auf ein Zelt in einem Hinterhof und pries die darin arbeitende Märchenerzählerin an, deren Qualitäten denen der Geschichtenerzählerinnen von El Assud in nichts nachstünden.
    Daa’tan interessierte sich nicht dafür. Aruula, die sich am ersten Stand neue Kleider gekauft hatte und sich nun komplett verschleiert hielt, um unauffällig agieren zu können, dafür umso mehr. Bisher wusste sie nicht, was diese Geschichtenerzählerinnen von El Assud, an die Hadban so intensiv gedacht hatte, eigentlich darstellten. Und so beschloss sie, kurz in das Zelt zu gehen und sich zu erkundigen. Daa’tan und Grao würden ihr schon nicht entkommen.
    Aruula ließ sich also von der Dicken ins Zelt lotsen. In der Mitte, auf einem Berg aus Kissen, saß eine ältere Frau, die durchaus

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