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2147 - Die große Konjunktion

Titel: 2147 - Die große Konjunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zwölf Finger andächtig über den Sandstein gleiten.
    Das Gebäude barg den Eingang zu einer Kosmologischen Mediothek. In den Mediotheken - sieben allein in Rik'ombir! - lagerten unerschöpfliche Wissensschätze über die Vergangenheit und die Gegenwart des Weltalls. Aufzeichnungen aus Zigtausenden von Jahren. Ungezählte Mysterien; viel zu wertvoll, ein einziges zu übergehen.
    Das Wissen der Statistiker, vergraben in den Mediotheken der Schreiberstädte, war der eigentliche Grund seiner Anwesenheit auf Zabar-Ardaran.
    Kascha aktivierte die Funkverbindung. „Wo bleibst du?", rief er ungehalten in den Kehlkopfsender.
    „Fünf Minuten!", hörte er die Antwort. „Es hat hier gedauert."
    Kascha drängte: „Beeil dich! Du weißt, ich kann nicht warten."
    War die Große Konjunktion vorüber, musste die SOL wahrscheinlich wieder Zabar-Ardaran verlassen. Die Pfauchonen würden die Besucher aus der fremden Galaxis sicher nicht länger über dem wichtigsten Planeten von Wassermal dulden - es widerspräche den Gesetzen der Galaxis.
    Damit endete die einzigartige Chance des Kimbaners, sich mit den hier angesammelten Geheimnissen der Schöpfung vertraut zu machen. Kascha ahnte, dass die Zeit knapp wurde.
    Er wartete vor dem Zugang ab, äußerlich mit der gelassenen Würde eines Kimbaners, des Letzten seiner Art, innerlich dennoch ruhelos.
    Sein Blick wanderte hinauf zu der mächtigen goldenen Hantel oberhalb der Stadt. Ein winziger Funke löste sich, näherte sich der Mediothek, von Kaschas Peilstrahl geleitet - und ging vor dem Gebäude nieder. Es war ein Gleiter.
    Eine unförmige Gestalt wuchtete sich ins Freie.
    „Du weißt um meine Eile!", tadelte er Keifan. „Weshalb stiehlst du mir wertvolle Minuten?"
    Mohodeh Kascha drehte sich abrupt um. Er gab dem Druiden ein Zeichen, ihm sofort zu folgen, und trat durch das Portal in das Gebäude.
    „Es war wegen Trim Marath", hörte er von hinten den Druiden. „Die Statistiker haben ihm angeboten, in den zehnten Turm einzuziehen. Als einer der ihren. Wir mussten das besprechen."
    „Ah ja?", murmelte Kascha mäßig interessiert. „Und welchen Belang hat das für die Mediotheken?"
    „Es ist lediglich von persönlichem Interesse für mich."
    Keifan stellte seine letzte Verbindung zur Galaxis Dommrath und damit zur Heimat dar.
    Der Druide war ein fähiger Instinktheiler. Aber Kascha war nicht krank. Es wurde Zeit, dass er für seinen Begleiter eine akzeptable Verwendung fand.
    Sie passierten die Eingangshalle und erreichten zwei Schächte, die in den Untergrund führten.
    Kascha wählte die linke Seite.
    Der Druide folgte ihm wie ein Schatten; während sie durch das Etagenskelett abwärts glitten, ins Herz der Mediothek.
    Kascha erinnerte sich an das Gewimmel, das hier im Normalfall herrschte. Mehrheitlich Visienten in Hundert- oder Tausendschaften - ein Volk von Schreibern und Bibliothekaren.
    An diesem Tag aber waren die Visienten fort. An diesem Tag nahmen sie alle an der Großen Konjunktion teil.
    Wieder der Druide: „Das Problem ist, Mohodeh, ich fühle mich in der SOL überflüssig und unnütz.
    Wenn jetzt noch Trim fortgeht, was soll ich dann? Niemand braucht mich mehr."
    „Das ist gewiss richtig, Keifan ...", antwortete er abwesend.
    „Mohodeh, kannst du mir nicht helfen? Mir fehlen Erfüllung und Motivation. Eine Aufgabe, die mich fordert."
    Der Ritter von Dommrath drehte sich ruckartig um. Als er die traurigen Augen des Druiden sah, das Erschrecken in seinem Blick, vergaß er den geplanten Tadel.
    Stattdessen sagte er streng: „Ich werde dein Problem im Auge behalten. Aber es ist im Augenblick für mich nicht von Bedeutung. Versteh das bitte. Und nun schweig!"
    Kascha stieg aus dem Schacht in eine der Etagen, Keifan immer hinter ihm.
    Er wählte von den Gängen zufällig einen aus. Hinter offen stehenden Türen reihten sich Terminals, Foliantenregale, akustischoptische Aufzeichnungs- und Wiedergabestudios: das alles in dem einen Korridor.
    Die Mediothek reichte kilometertief in den Untergrund. Tausende weitere Gänge, mehr oder minder identisch ausgestattet, kreuzten von der obersten bis zur untersten Etage.
    Eine Kosmologische Mediothek war eine grenzenlose Sammlung von Details, die keinem System unterlag. Was hereinkam, wurde abgelegt und niemals geordnet.
    Aber welchen Sinn machte es, eine Mediothek zu errichten, die man nicht benutzen konnte?
    Legte man den aktuellen Stand zu Grunde, hatte Kascha die Expedition der SOL umsonst begleitet.
    Jene letzte Wahrheit

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