2147 - Die große Konjunktion
per Funk riesige Datenpakete. Das meiste stammte aus den Terminals. Diese Daten waren digital übertragbar und damit schneller zugänglich als jene in den Folianten.
Hinter Mohodeh Kascha lag das, was die Terraner eine „Glückssträhne" nannten. Binnen zwei Stunden liefen in den Rechnern einige zehntausend kleine bis kleinste Verbindungen auf. Gleiche Namen, gleiche Ereignisse, gleiche Orte. In immer neuen Zusammenhängen.
Die Daten waren an weit voneinander entfernten Stellen in der Mediothek abgelegt. Doch sie standen in einer Verbindung.
Wie musste ein Gehirn beschaffen sein, das mit dieser Art Ablagesystem funktionierte?
Kaschas Rechner entwarf einige hundert neuronale Strukturen. Als Ausgangspunkt wählte er das Volk der Rashim und die Superintelligenz ZOPOE. Eine neuronale Struktur, die der Wahrheit nahe kam, erlaubte klare Vorhersagen, wo Kascha weitere Informationen über Rashim und ZOPOE finden konnte.
Der Kimbaner prüfte eine Struktur nach der anderen ab. Sein Weg führte von Stockwerk zu Stockwerk, Sektion zu Sektion, Datenspeicher zu Datenspeicher.
Zu Anfang passte nichts. Die Prognosen lagen so vollständig daneben, wie es möglich war.
Dann aber der erste Treffer: Kascha stieß in Etage 20 auf einen Eintrag, wonach das Volk der Rashim Kontakt zu Mächten des Chaos aufgenommen hatte.
Der Inhalt der kurzen Meldung war dem Ritter vollständig egal. Allein die Tatsache des Treffers zählte. Sie waren auf der richtigen Spur.
Eine Stunde später hatte Kascha sieben weitere Querverbindungen.
Jede zutreffende Prognose machte es präziser, verriet ihm mehr über die zwar fremdartige, aber eindeutig an der Biologie orientierte Ordnung.
„Mein Verdacht erhärtet sich, Keifan", sagte er über Funk. „Du kannst das Sammeln neuer Daten nun einstellen. Ich werde dich für die Überprüfung neuer Prognosen einsetzen."
„Sollten wir nicht Verstärkung aus der SOL rufen?", fragte der Druide.
„Auf keinen Fall!", widersprach Mohodeh Kascha schnell.
Sein Instinkt sagte ihm, dass er den Erfolg allein erringen musste. Wenn die Mediothek tatsächlich so etwas wie ein Gehirn war oder jener Teil, der einem Gedächtnis entsprach, gab es vielleicht auch ein Bewusstsein. Kascha wollte nicht, dass zu viele Leute die Ruhe störten.
Zum ersten Mal stellten sie ihre Netzwerke optisch dar. Es war immer noch der Grundriss der Mediothek. Die Anordnung der Räume und Etagen machte nun aber einem verschlungenen, an pures Chaos erinnernden Muster Platz.
Keif an verfügte über ein intuitives Wissen, das an diesem Punkt Dutzende falsche Fährten auf Anhieb eliminieren half. Der Druide konnte ein falsches Muster von einem richtigen unterscheiden - einfach indem er einen Blick darauf warf. In Sekunden leistete er dieselbe Arbeit, für die Kascha Stunden brauchte.
Das Muster also war entdeckt. Blieb noch eine einfache Überlegung übrig: Mohodeh Kascha glaubte, dass die sieben Mediotheken von Rik'ombir auch untereinander vernetzt sein mussten. Fragte sich nur, auf welche Weise.
Mohodeh Kascha nahm wiederum den neuronalen Plan zu Hilfe.
Tatsächlich existierten zwei offene Kanäle, deren Zweck bisher nicht zu ermitteln war. Kascha und Keifan stießen vor bis in die unterste Etage - und betraten einen Saal, wo meterdicke Kabelbündel im Fundament der Mediothek verschwanden.
„Optische Leitungen", sagte Mohodeh Kascha halblaut. „Störunanfällig, mit gewaltigen Datenübertragungsraten. Wir können davon ausgehen, dass alle sieben Mediotheken miteinander zusammenhängen."
Alles war jetzt sehr einfach. Die Mediotheken waren tatsächlich vernetzt. Was wiederum zur entscheidenden Frage führte: Warum wurde der Wissensschatz der Mediotheken in einer ganz bestimmten Struktur organisiert?
Mohodeh Kascha gab sich selbst die Antwort: damit das enthaltene Wissen für eine Person mit einer ganz bestimmten Denkstruktur nutzbar wurde. Für eine Person, die nicht mit Augen und Händen, sondern auf' mentalem Weg Daten abfragte und daher eine biologische Struktur benötigte.
Welche Person könnte das sein?
Die Antwort war wiederum sehr einfach: natürlich der Statistiker Rik selbst. Rik aber residierte in seinem Turm, in der Mitte der Stadt. Es musste also eine Schnittstelle geben, die Rik den permanenten Zugriff auf sein Archiv erlaubte.
In der Stadt Rik'ombir wurde es Nacht. Jede Stunde, in der weiterhin die Große Konjunktion andauerte, verbesserte ihre Chance.
Kascha und der Druide trennten sich. Sie besuchten unabhängig
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